Wie genau war es eigentlich so weit gekommen? Wie hatte er, Zeki Müller, ehemaliger Möchtegern-Ganove es geschafft, diesen Punkt in seinem Leben zu erreichen? Er betrachtete das zierliche, schlafende Mädchen in seinen Armen. Es war ihm egal, ob es ihn seinen Job kostete oder ob er wieder ins Gefängnis gehen würde wenn herauskam dass er bei ihr wohnte. Dass er eine Beziehung mit seiner Schülerin hatte. Im Moment war Nina wichtiger. Er fuhr vorsichtig die Schramme an ihrer Schläfe nach und begutachtete die vielen blauen Flecken. Es war spät, er sollte ins Bett gehen damit er morgen fit genug für die Hohlköpfe war. Aber die Kleine brauchte ihren Schlaf, und wenn er sich jetzt bewegte, riskierte er es, sie zu wecken. Es hatte lange genug gedauert bis ihre Tränen versiegt waren und sie eingeschlafen war. Er überlegte kurz, bevor er sich entschied, sich für morgen krank zu melden. In 2 Tagen begannen sowieso die Sommerferien, er konnte also eine Erkältung vortäuschen und die nächsten Wochen mit Nina zu Hause verbringen. Er wusste nicht, was genau passiert war, aber er kannte sie gut genug. Sie würde es ihm sagen, aber erst musste sie, was auch immer es war, verarbeiten. Er hätte sie nie zu ihrer Mutter lassen sollen. Es war seine Schuld, dass sie jetzt so zugerichtet war. Und er hasste sich dafür. Er hatte von Anfang an ein seltsames Gefühl, so wie deren neuer Freund Nina ansah. Was, wenn er sie angefasst hatte? Oder noch schlimmer... Aber daran wollte Zeki gar nicht denken. Er würde jetzt ruhig bleiben und warten, bis Nina ihm alles erklärt hatte. 6 Wochen Sommerferien sollten dafür ausreichen. Vielleicht sollte er Ninas Vater anrufen? Obwohl selbst das Zeit hatte. Abgesehen davon, dass dieser Mann ein Fremder für ihn war, wusste er, wie sehr Klaus Soller seine Tochter liebte. Er würde es bestimmt nicht gutheißen, dass Nina etwas mit ihrem Klassenlehrer hatte.
Seit wann dachte er sowas eigentlich? Normalerweise wäre es ihm scheißegal gewesen, wie es irgendwem geht oder wie irgendwer von ihm denkt. Er würde sie neben sich auf die Couch schmeißen, scheißegal ob sie aufwacht oder nicht, und dann zu Charlie fahren, um... „Charlie!" sagte er zu sich selbst und zuckte gleich darauf zusammen und warf rasch einen Blick auf Nina, um zu sehen, ob sie aufgewacht war. Sie schien jedoch tief und fest zu schlafen. Zeki konnte es nicht mehr leugnen. Der Playboy in ihm war gestorben. Er himmelte dieses Mädchen an, auch wenn sie 12 Jahre jünger war als er und obendrein seine Schülerin. Aber zurück zu seiner Idee: Charlie könnte die Lösung sein. Wenn er Nina zu ihr brachte, könnte er in Ruhe schlafen, damit er übermorgen die Zeugnisse verteilen konnte und musste sich keine Sorgen um die Kleine machen. Zugegeben war er ein wenig eifersüchtig auf Charlie. Nina vergötterte sie, die beiden kannten sich kaum und hatten trotzdem eine Verbindung, die er nie verstehen würde. Vielleicht würde sie ja Charlie mehr erzählen als ihm. Charlie war, auch wenn sie nicht die hellste Kerze auf der Torte war, meist einfühlsamer als er. Und genau das brauchte Nina gerade. Vorsichtig stand er auf. Er war sich sicher, Nina würde sich über den kurzen Urlaub bei Charlie freuen. Und wenn sie zurückkam würde er sich zusammenreißen und 6 Wochen lang kein Arsch sein. Er würde ihr Frühstück ans Bett bringen, mit ihr kuscheln und sich diese Scheiß-Liebesschnulzen geben die sie so liebte (natürlich mit Kotztüte neben dem Bett, sonst überstand er diese Tortur nicht), er würde für sie kochen-was selbst unter diesen besonderen Umständen ein starker Liebesbeweis war, Zeki Müller kocht nicht!- und er würde ihr all die Zeit geben, die sie brauchte, um über die schrecklichen 2 Wochen bei ihrer Mutter zu reden. Er stieg ins Auto, immer noch mit Nina auf dem Schoß, und fuhr die kurze Strecke bis zu dem Club, in dem seine beste Freundin arbeitete. Auf dem Weg rief er Charlie an und schilderte ihr kurz die Situation. Wie durch ein Wunder wachte die Kleine nicht auf, was an sich gut war, Zeki allerdings eher Sorgen machte. Normalerweise hatte sie einen sehr leichten Schlaf, sie musste also ziemlich erschöpft sein. Was war nur mit ihr passiert? Charlie wartete bereits auf ihn. „Kann ich sie paar Tage bei dir lassen?", fragte er seine beste Freundin. „Klar, wenn du denkst dass es ihr hilft. Muss aber heute noch arbeiten", erwiderte diese. "Dann erklärst du's Attila halt, meine Fresse!" Er legte Nina vorsichtig auf Charlies Bett ab. „Wenn sie aufwacht, gib ihr was zu Essen und sag dass ich zu Hause bin. Und gib ihr nicht zu viel Alkohol! Und vergiss nicht..." „Zeki, wir kommen schon klar." Sie sah kurz zu Nina, grinste und meinte zu Zeki: „Dich hat's ganz schön erwischt, hm?" „Komm, nerv mich nicht. Ruf an wenn sie wach ist!" Und damit verschwand er durch die Tür, nicht, ohne Nina noch vorsichtig einen Kuss auf die Stirn zu geben. Charlie wandte sich wieder der Kleinen zu. Jetzt fielen ihr auch die vielen blauen Flecken auf, besonders an den Innenseiten ihrer Oberschenkel, die man jetzt, wo sie nur Stoffshorts und ein zu großes T-Shirt trug, gut sehen konnte. Charlie seufzte. Sie konnte sich ganz gut vorstellen, was passiert war. Sie hoffte nur, Zeki hatte nichts davon gemerkt. Sonst wäre er gerade auf dem Weg zu Ninas Stiefvater um ihm sämtliche Knochen zu brechen. Sie sah das Mädchen, das auf ihrem Bett lag, an, und war wie immer überrascht. Die Kleine war wirklich eine Naturschönheit. Nina benutzte kaum Make-Up, was sie auch nicht nötig hatte. Ihre hellblonden Haare wellten sich bis zu ihren Hüften, sie hatte dunkle Augen, helle Sommersprossen auf der Stupsnase und wahnsinnig lange, dichte und dunkle Wimpern. Und sie war ziemlich klein, gerade mal 1,60 Meter. Charlie strich ihr noch einmal übers Haar und ging dann in den Hauptraum, um Attila die Situation zu schildern. Sie veränderte die Geschichte natürlich, doch selbst Charlies stark verharmloste Version (Nina hatte eine schwere Zeit gehabt mit dem Prüfungsstress und sei nun zusammen gebrochen) reicht vollkommen aus, damit Attila sie umgehend vom Dienst befreite, ihre Shows neu besetzte und sie zurück zu der Kleinen schickte. Als Charlie zurückkam, schlief Nina immer noch. Charlie zog sich bequeme Sachen an, legte sich neben sie und löschte das Licht. "Schlaf gut, Kleine...Und red mit mir, red mit Zeki!"Als sie am nächsten Morgen aufwachte, saß Nina aufrecht auf ihrem Bett und tippte auf ihrem Handy herum. „Hey", grinste Charlie ihr zu. Nina sah auf, winkte kurz und widmete sich wieder ihrem Handy. Charlie runzelte die Stirn. Sie ließ sich neben Nina aufs Bett fallen: „Na, wie gehts so?" „Joa... Ganz okay" murmelte Nina. „Willst du drüber reden?" Aber Nina ging gar nicht darauf ein. „Wo ist Zeki?" „Zu Hause. Ach ja, du sollst ihn anrufen" Charlie ging zu ihrem Kleiderständer und begann, ein paar Klamotten für Nina zu suchen. „Hast du Hunger?" Doch auch das ignorierte Nina. „Wieso hat er mich hier abgeladen?" Nina sah emotionslos auf den Boden. „Er meinte, vielleicht würde es dir gefallen, ein paar Tage bei mir zu wohnen", erwiderte Charlie behutsam, sehr darauf bedacht, ihre Worte so sanft wie möglich klingen zu lassen. Die Kleine nickte nur. Charlie warf ihr die Klamotten zu. „Willste was trinken?" Ohne eine Antwort abzuwarten ging sie und kam kurz darauf mit einem Cocktail zurück. „Was ist das?" Nina sah das Getränk skeptisch an. „Eigenkreation. Alkoholfrei, Zeki meinte du sollst dich nicht betrinken" Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte Nina. Sie probierte den Drink, nickte Charlie zu und stand mit einem „Schmeckt gut" auf. „Äh, wo willst du hin?" Charlie sah sie fragend an. "Ins Bad, mich fertig machen und dann shoppen" Und damit drängte sie sich an Charlie vorbei und verschwand ins Badezimmer. Nina hatte sich entschieden, die letzten 2 Wochen einfach zu verdrängen. So tun, als wäre nichts passiert, nichts nach außen hin zeigen. Also weitermachen wie bisher. Nach einer kurzen Dusche, Zähneputzen und in frischen Klamotten war sie bereit, in Richtung Innenstadt aufzubrechen. Für Nina gab es nichts besseres, als Dinge zu kaufen, das war allseits bekannt. Seien es Klamotten, Dekoration oder Filme und Bücher. Es musste nicht mal für sie sein, in erster Linie kaufte sie Charlie alle möglichen Dinge, die ihr gefielen. Sobald Charlie etwas länger als 3 Sekunden ansah, rannte Nina damit schon Richtung Kasse. Zeki verstand das absolut nicht, war aber froh, dass Charlie ihm die lästige Aufgabe, mit der Kleinen Shoppen zu gehen, abnahm. Nina brachte ihm jedes Mal irgendetwas mit, da Zeki keinen großen Wert auf Klamotten legte. Er hatte kein Problem damit, ein T-Shirt Jahre lang zu behalten. Nina jedoch schon. Sie sortierte seine Klamotten aus, kaufte neue und sorgte dafür, dass er immer saubere, frisch gewaschene Kleidung parat hatte. Noch etwas, was Zeki nicht verstand, worüber er sich aber durchaus freute, auch wenn es vollkommen okay für ihn war, 3 Tage hintereinander das gleiche Outfit zu tragen. Aber solange es Nina glücklich machte, sollte es ihm recht sein. Plötzlich klingelte Ninas Handy. Charlie duschte gerade, sie hörte das Wasser im Bad rauschen. Nina murmelte ein „Hallo" ins Telefon, nur um kurz darauf die Augen aufzureißen und zu strahlen. „Dad?!"
Telefongespräch:
Klaus: „Hallo Prinzessin! Na, wie gehts dir?"
Nina: „Mir gehts ganz gut! Wie läufts in Amerika?"
Klaus: „Darüber wollte ich mit dir reden. Hör mal, es gibt hier ein paar Komplikationen. Ich fürchte, ich schaffe es nicht zu deiner Zeugnisverleihung. Es tut mir wirklich leid Talanina"
Nina: „Dad! Du weißt, ich hasse diesen Namen. Aber das mit der Zeugnisverleihung ist kein Problem. Ich ruf dich an und sag dir meine Note einfach. Ich weiß, du würdest kommen wenn du könntest"
Klaus: „Danke Nina. Ich bin sicher, deine Mutter kommt"
Nina: „Ja... Vielleicht. Naja, ich muss dann auch los, ich bin mit einer Freundin verabredet, wir wollten Shoppen gehen"
Klaus: „Dann halt ich dich mal nicht länger auf. Wenn dir das Geld ausgeht, gib Bescheid, dann überweis ich dir noch was, okay? Ach und Nina? Ich habe eine kleine Überraschung zu deinem Abschluss. Es müsste heute per Post kommen. Die Wohnung ist ja doch ein wenig klein für dich und deinen Freund"
Nina: „Dad, woher weißt du von..."
Klaus: „Zeki Müller, deinem Noch-Lehrer und Freund? Ich weiß alles Nina. Denkst du wirklich ich pass nicht auf dich auf, auch wenn ich in Amerika bin?"
Nina: „Dad, bitte lass ihn in Ruhe, er..."
Klaus: „Beruhig dich, Prinzessin. Er macht dich glücklich, alles andere ist egal. Ich würde ihn nur gerne mal kennenlernen. Spätestens nächstes Weihnachten bin ich in München, vielleicht können wir uns dann mal treffen"
Nina: „Ja... Ja, natürlich! Aber was meinst du damit, dass die Wohnung zu klein ist?"
Klaus: „Das findest du noch früh genug raus, Nina. Jetzt genieß die Zeit mit deiner Freundin. Bis bald, Prinzessin"
Nina: „Bis bald, Dad..."
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Niki - Wie Zeki Müller sich verliebte ~ Eine Fack ju Göhte FF
FanfictionNina Soller ist 18 als sie an die GGS kommt. Sie möchte eigentlich nur ihr Abi machen und dann nach Amerika verschwinden. Doch dann trifft sie auf die 12b... Und auf ihren Klassenlehrer!