Kapitel 8

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„Miss Soller" James nickte ihr zu. Nina lächelte ihn an. „Danke, dass Sie mich begleitet haben, James" Ihr Butler nickte tapfer. „Ein letztes Mal" Nina merkte, wie er die Tränen zurück hielt. „Ich bin jetzt alt genug, James. Genießen Sie Ihren Ruhestand. Ich komm schon klar. Er salutierte, und Nina lachte sanft. James hielt ihr zitternd die Hand hin. Nina umarmte ihn. Perplex stand James da, bevor er sie gegen seine Brust drückte. „Ich werde dich vermissen, kleine Nina", murmelte er. Schließlich gab er sie frei und drückte ihr ihren Koffer in die Hand. „Da vorne ist es" Er zeigte auf ein hohes, helles Gebäude. „Apartment Nummer 4", sagten beide gleichzeitig und grinsten sich an. James zupfte nochmal ihre Haare zurecht und setzte ihr die Sonnenbrille auf, die zuvor auf ihren Haaren gesessen hatte. „Viel Glück, Kleines" Nina lachte. „Du kennst mich! In nem Jahr bin ich wieder in Amerika" „Dein Vater wäre gerne gekommen, aber..." „Die Arbeit", unterbrach Nina ihn. Sie seufzte. „Ich weiß" James sah sie mitleidig an. „Soll ich vielleicht noch hier bleiben und morgen erst wieder zurück fliegen?", bot er an. Doch Nina winkte ab. „Ach Quatsch, geh nur! Ich nutz den Rest der Woche, um mich nochmal in den Stoff hier einzulesen, da brauch ich dich nicht" James nickte. „Sie wissen doch alles, was Sie für den Abschluss hier brauchen, Miss" Nina seufzte dramatisch und warf ihre Locken zurück. „Ich weiß, ich weiß... Aber meinem Vater ist das hier nunmal wichtig, also- Hallo, München!" Sie griff nach ihrer Designer-Tasche und lächelte James nochmal zu. Sie sah zu, wie er in die Limousine stieg und sich zurück zum Flughafen fahren ließ. Sie winkte, bis er hinter einer Kurve verschwunden war und sie ihn nicht mehr sehen konnte. Dann wandte sie sich dem Gebäude vor ihr zu. Jetzt war sie allein. Sie seufzte, dann straffte sie ihren Körper und ging entschlossen auf den Eingang zu. Das war also ihr neues Leben. Als sie in ihrer neuen Wohnung stand, war sie allerdings wieder halbwegs gut gelaunt. Sie war groß und hübsch eingerichtet. Hauptsächlich in schwarz und weiß. Sie lief durch das Apartment, sah durch die Küchenschränke und den großen Kleiderschrank. Sie ließ sich auf die große Couch fallen, schmiss ihre Schuhe in die Ecke und legte die Füße auf den Tisch. Sie hatte eine Woche Zeit, bevor die Ferien vorbei waren und sie ihr letztes Schuljahr antreten würde. Theoretisch hatte sie ihren Abschluss schon lange. Aber ihr Vater bestand darauf, dass sie ihr Abi machte und danach studieren ging. Nina begann, ihre Koffer auszupacken. Langsam füllten sich Kleiderschrank und Bad mit Ninas Sachen. Dann duschte sie, zog sich ein neues Outfit an, warf ihr Handy samt Geldbeutel und Schlüssel in eine Handtasche und machte sich auf, München unsicher zu machen. Sie spazierte durch die Straßen, lächelnd und absolut zufrieden. „Ach menno!" Nina drehte sich um. Ein kleiner Junge stand an einem Spielautomaten. Er versuchte, mit einem Greifarm einen riesigen Plüschhai aus dem Automaten zu fischen. Seine Mutter stand daneben. Seufzend blickte sie auf ihre Armbanduhr. „Dennis, wir müssen jetzt wirklich weiter!" „Nein! Du hast es mir versprochen, Mama!" Der Kleine blickte enttäuscht auf den Hai. „Entschuldigung!" Nina lief zu den beiden hinüber. „Dürfte ich es mal versuchen?" Die Mutter lächelte. „Natürlich!" Sie zog ihren Sohn beiseite. Dieser sah Nina schmollend an. Nina kramte in ihrer Tasche nach einer 2-€-Münze. „Bitte, Mama! Lass mich nur noch dem Mädchen zusehen!", hörte sie Dennis sagen. Nina war inzwischen fündig geworden, warf die Münze ein und fischte schon beim zweiten Versuch den Hai aus dem Automaten. Dennis sah sie enttäuscht an. Nina ging vor ihm in die Hocke. „Hier" Sie drückte ihm das Plüschtier in die Hand. „Der hier ist für dich. Hab noch einen schönen Tag" Der Kleine strahlte sie an. „Danke!", grinste er und Nina sah eine Zahnlücke. „Vielen Dank!" meinte auch seine Mutter. Nina lächelte. „Gern geschehen!" Sie wandte sich zum Gehen. „Wie heißt du?", rief der Junge ihr nach. Nina sah ihn an. „Nina. Nina Soller" Die Mutter schnappte nach Luft. „Soller", hauchte sie. Nina lächelte nur, setzte ihre Sonnenbrille auf und ging. Sie sah sich weiter die Geschäfte an. Klamotten. Langweilig. Sie wollte tatsächlich einmal nichts kaufen. Bis sie an eine alte Buchhandlung kam. Die Regale waren Deckenhoch, kein Fleckchen Wand war mehr frei. Es gab sogar ein paar dieser altmodischen Schiebeleitern. Nina musste unwillkürlich lächeln. Eine alte Frau saß hinter einem wuchtigen Schreibtisch. Nina ging durch den Laden. Die Bücher waren relativ neu. Sie zog ab und an eins, das vielversprechend aussah, aus dem Regal, aber sie fand nicht wirklich etwas. Schließlich zog sie einige Bücher wahllos aus dem Regal und kaufte sie.
Zu Hause angekommen sah sie erst auf den Titel eines der Bücher. ,Jung und schön-Ein traumhafter Fluch'. Nina legte das Buch wieder weg. Sie bestellte sich Chinesisches Essen und sah Fernsehen, während sie gebratene Nudeln in sich hinein stopfte. Kein Personal Coach. Niemand, der ihr Klamotten raussuchte. Nur sie. Talanina Allyfimani Tiffany Soller. In diesem Moment kam sie sich ziemlich einsam vor. Sie warf die leere Essensschachtel in den Müll und verfluchte ihren Vater, der meinte sie müsse wenigstens ein Jahr lang „auf eigenen Beinen stehen". So ein Schwachsinn! Sie konnte theoretisch allein wohnen. Der Satz hallte spöttisch in ihrem Kopf wieder, als sie ihr Schlafzimmer betrat. Dort stand ein IKEA-Karton. Inhalt: Ein Nachtkästchen. Darauf lag ein Zettel.

Hallo Talanina,
hier ist deine erste Aufgabe als selbstständige, junge Frau! Viel Spaß beim Aufbauen
~Dad

10 Minuten später hatte Nina das Problem gelöst. Der Karton stand neben ihrem Bett. Darauf lag ihr Handy und die Lampe. Der Inhalt lag an der Wand gestapelt. Nina strich ihr Seidennachthemd glatt und kuschelte sich unter die Laken. Morgen würde bestimmt ein besserer Tag werden!

Niki - Wie Zeki Müller sich verliebte ~ Eine  Fack ju Göhte FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt