Als Nina am nächsten Tag die Augen aufschlug, war das erste, was sie wahrnahm, höllische
Kopfschmerzen. Stöhnend richtete sie sich auf. Sie erblickte die Aspirin und ein Glas Wasser auf ihrem Nachttisch und stürzte sich darauf. Nach kurzer Zeit ließen die Schmerzen nach. In ihrem Kopf pochte es zwar noch, aber es war erträglich. Sie blickte sich um. Sie konnte sich kaum an letzte Nacht erinnern. Erinnerungsfetzen, mehr war nicht geblieben. Sie an einer Poledance-Stange, viel Alkohol. Chanti und Zeynep, die sie in immer neue Outfits gesteckt hatten. Burak, der spontan nach Vegas fahren wollte, um eine Stripperin zu heiraten. Danger, der das gerade noch verhindern konnte. Ploppi, der die Truppe schon nach 2 Stunden verlassen hatte, um die Nacht bei Amrei zu verbringen. Fake-Tattoos. Und waren sie nicht auch irgendwo eingebrochen? Oh Gott! Jetzt wusste sie auch, wo ihre neue Handtasche her kam. Nina ließ sich zurück in die Kissen fallen, nur um Sekunden später wieder hochzufahren, als es leise an der Tür klopfte. „Ja?" Zeki öffnete langsam die Tür und balancierte ein riesiges Tablett Richtung Bett. Nina lächelte. „Guten Morgen", murmelte Zeki ohne sie anzusehen. Die Kleine runzelte die Stirn. Zeki setzte sich neben sie. „Es tut mir leid", murmelte er zerknirscht. Nina sah ihn verwirrt an. „Was denn?" Zeki blickte auf. „Naja... Dass ich dich zu Charlie gebracht hab. Und- Ach, keine Ahnung. Ich hab das Gefühl, ich hab so einiges falsch gemacht" Nina zog eine Augenbraue nach oben. „Also, ich weiß nicht genau, was gestern Nacht noch passiert ist. Aber ich bin nicht sauer auf dich! Trotzdem müssen wir über einiges reden" Zeki nickte. Er war erleichtert. Er hatte sich mental schon darauf eingestellt, die nächsten Nächte in einem der Gästezimmer zu verbringen. Nina seufzte. „Ich habe das Gefühl, dass ich dir einiges erklären sollte" „Kein Stress", meinte Zeki. Natürlich brannte er darauf, endlich die ganze Geschichte zu erfahren, aber er wusste, dass er sie nicht drängen durfte. Geduld, Verständnis, Ruhe... Das war nun die Devise. Sagte zumindest das Internet! Nina widmete sich nun dem Frühstück. Angebranntes Rührei, Asche mit Butter, die wohl mal Toast gewesen war und ein Glas Wasser, in dem mindestens 5 Eiswürfel schwammen. Zeki kratzte sich verlegen am Kopf. "Ähm, also... Ist jetzt doch nicht so geil geworden wie ich dachte, aber..." Nina grinste ihn an. "Okay, vergiss es! Wir gehen frühstücken. Ins Nirvana?" Die Kleine nickte zufrieden. Immerhin lächelte sie. Sie lief in den direkt ans Schlafzimmer angrenzenden begehbaren Kleiderschrank-Nur um ihn leer vorzufinden. Die Klamotten waren noch in den Umzugskartons verstaut. Nina drehte sich um und wollte schon die Treppen nach unten in den Flur flitzen, um sich und Zeki Outfits herauszusuchen, kam jedoch nicht weit. Zeki stand in der Tür. Die Kleine ging langsam auf ihn zu und schaute zu ihm hoch. Dann schlang sie die Arme um ihn und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Zeki spannte sich kurz an, legte jedoch ebenfalls seine Arme um Nina. Er strich ihr durch ihre Haare und zog sie noch näher an sich. Sie war da. Bei ihm. In Sicherheit. Und sie hasste ihn nicht, er hatte sein Mädchen nicht verloren. Nina riss erschrocken die Augen auf, als ein Tropfen auf ihre Stupsnase fiel. Sie sah Zeki an. Der wandte rasch den Blick ab, doch sie sah, dass er weinte. Sie suchte nach Worten, fand aber keine, zumal sie nicht wusste, was mit ihm los war. Sie beide waren in einer seltsamen Stimmung. In einer Phase, die keiner von beiden je erlebt hatte. Und Nina wusste instinktiv: Entweder, sie würden diese Phase überstehen- Dann könnte sie nichts mehr trennen! Oder sie würden daran zerbrechen. Nicht nur ihre Beziehung, sondern auch als Personen. Es war, als stünde sie am Rand einer Klippe. Und die nächsten Tage waren entscheidend. Sie hatte Angst, mit Zeki über die Zeit bei ihrer Mutter zu reden. Gar nicht so sehr vor seiner Reaktion, nein... Aber davor, dass sie sich danach nicht besser fühlen würde. Denn dann hätten sie verloren. Sie würde sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen, ob sie wollte oder nicht. Und sie hatte keine Ahnung, wie Zeki damit umgehen würde, wenn sie ihn verließ. Denn das würde sie! Panikattacken, mitten in der Nacht. Diesen dauernden Selbsthass, denn manchmal hatte sie das Gefühl, alles was passiert war, war ihre Schuld. Das konnte sie ihm nicht antun. Sie hatte oft von Vergewaltigungsopfern gelesen. Das Gefühl, man selbst sei Schuld. Und auch, wenn sie dagegen ankämpfte- Es kam immer wieder zurück.
Vielleicht wäre es Zeki egal, wenn sie ginge. Sie kannte ihn seit einem Jahr, und doch kam er ihr manchmal wie ein Fremder vor und sie hatte oft Probleme, ihn richtig einzuschätzen.
Zeki drückte sie für einen Moment noch ein wenig fester, dann ließ er sie los. "Also, ich... ", stotterte er kurz. Dann fing er sich wieder. "Du solltest die Scheiß-Kiste mit den Klamotten suchen. Ich hab nämlich keinen verdammten Schimmer, wo das Zeug liegt!" Nina nickte, zwang sich zu einem Lächeln und machte drei Schritte Richtung Tür, wurde jedoch von Zeki am Handgelenk gepackt und zurück gezogen. Bevor sie protestieren konnte, spürte sie seine Lippen auf ihren. Er küsste anders als sonst. Er war vorsichtig, zärtlich... Als hätte er Angst, ihr weh zu tun. Und das hatte er tatsächlich! Er rechnete damit, dass sie ihn von sich stoßen würde. Doch nichts der gleichen geschah. Er war kurz versucht, den Kuss zu vertiefen, ermahnte sich aber dann selbst, nichts zu überstürzen. Nina genoss das Gefühl, ihn wieder bei sich zu haben, und als er vorsichtig seinen Mund von ihrem löste, hätte sie am liebsten angefangen zu weinen. Zeki drückte sie noch kurz an sich "Es tut mir leid... Alles", flüsterte er in ihre Haare. Es klang wie ein Versprechen. Und mehr musste in diesem Moment nicht gesagt werden. Sie würden das wieder hinkriegen. Irgendwie. Nina drehte sich um und ging zur Treppe. Diesmal hielt niemand sie auf. Und als sie inmitten der Umzugskartons saß, die selbstverständlich niemand beschriftet hatte, was die Suche nicht gerade erleichterte, kam ihr alles gar nicht mehr so schlimm vor. Sie sah zwar immer noch das dreckige Grinsen ihres Stiefvaters, sah das Blut, das auf dem Boden verschmiert war, hörte ihre eigenen, schmerzerfüllten Schreie, spürte das Brennen zwischen ihren Beinen, nachdem man sie über Stunden hinweg vergewaltigt hatte- Aber es kam ihr alles gar nicht mehr so schlimm vor. Natürlich, es war die Hölle gewesen... Aber es war doch vorbei. Sie hatte Zeki. Sie hatte ihren Dad, Charlie, ihre Freunde... Und sie würde es schaffen. Sie würde darüber reden. Erst mit Zeki, und wenn das nicht half, mit einer Therapeutin. Aber es würde alles gut werden. Sie stand auf, wischte sich die Tränen weg - sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie angefangen hatte zu weinen - und griff sich, zum ersten Mal seit 10 Jahren, völlig wahllos irgendwelche Klamotten und rannte damit die Treppen hinauf. Zeki saß auf dem Bett und wartete auf sie. Nina warf ihm seine Klamotten zu, und er fing sie grinsend auf. Nina starrte ihn an, als er begann sich auszuziehen, riss sich jedoch zusammen und widmete sich ihrem eigenen Outfit.Zu dem Kleid ließ sich nicht viel sagen, außer: Nicht. Ninas. Stil. Vermutlich hatte sie es irgendwann geschenkt bekommen und vergessen, es zu entsorgen. Sie versuchte abzuschätzen, ob sie Zeit hatte, nach unten zu laufen und sich ein neues Outfit zusammen zu suchen, aber Zeki sah ziemlich hungrig aus. Ob das wirklich nur aufs Essen bezogen war, konnte sie nicht genau sagen. Aber sie sollten trotzdem besser losfahren. Als sie aus dem Haus trat, traf sie fast der Schlag. "Ach du Scheiße!", rief Zeki neben ihr. Sie standen vor einem riesigen Lamborghini.
Bevor Nina ihre Stimme wiederfand, saß Zeki schon im Auto. Der Schlüssel steckte. Nina stieg leicht zitternd ebenfalls ein. Als sie die Sonnenblende hochklappte, um ihre Augen trotz Sonnenbrille vor der Sonne zu schützen, fiel ihr ein Zettel in den Schoß.
Eine kleine Aufmerksamkeit für deinen Freund. Ich will ja, dass er mich mag!
DadNina grinste. "Also, was sagst du zu deinem neuen Auto, Baby?" Zeki sah sie verständnislos an. Sie konnte das Rattern in seinem Kopf direkt hören."Es gehört dir!" Er brauchte noch ein paar Sekunden, um es zu realisieren, doch dann fing er an zu strahlen. Ohne ihr zu antworten, drückte er das Gaspedal durch und sauste, durch das sich automatisch öffnende Tor hindurch, auf die Straße in Richtung Nirvana.
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Niki - Wie Zeki Müller sich verliebte ~ Eine Fack ju Göhte FF
FanfictionNina Soller ist 18 als sie an die GGS kommt. Sie möchte eigentlich nur ihr Abi machen und dann nach Amerika verschwinden. Doch dann trifft sie auf die 12b... Und auf ihren Klassenlehrer!