Die restliche Woche war dann sehr unspektakulär und langweilig, bis zu diesem Moment am Freitag, an dem mich Henry und Ava fragten, ob ich mit auf die Party am Wochenende gehen möchte. Ihr müsst wissen, dass wir durch meinen Bruder und Nolan oft auf Partys eingeladen worden waren, aber nie zugesagt hatten. Wir waren einfach nicht so, weswegen es mich wunderte, dass sie gerade jetzt Lust darauf hatten.
„Komm schon Alice, wenn es scheiße ist, können wir ja trotzdem noch zu dir und einen entspannten Filmabend machen", bettelte Ava mich mit ihren Hundeaugen an. Ich brummte laut und sah Hilfe suchend in Henrys Augen und hoffte innerlich, dass er vielleicht doch noch von der dunklen Seite auf die Gute wechselte. Leider war es aber Hoffnungslos.
Henry grinste breit und warf einen Arm um meine Schultern, wobei er meine Wange küsste. „Abgemacht. Du kommst mit und wenn es scheiße ist, schwenken wir zu dem Filmabend um", beschloss er einfach.
Empört sah ich zur Seite und direkt in sein Gesicht. „Ich.. Ihr.. Argh, warum wollt ihr eigentlich so unbedingt auf diese dumme Party gehen? Ich dachte wir ziehen uns alle Harry Potter Teile rein, reden über Jungs und essen Popcorn", schmollte ich, als mir keine Ausrede mehr einfiel.
Ava lächelte vorsichtig und sah erst zu Henry und dann zu mir, ihren Blick dabei konnte ich nicht einschätzen. Aber zumindest wusste ich ab jetzt, dass es einen Ernsthaften Grund gab. Was war denn los? Ich zog einer meiner Augenbrauen hoch und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Mit einen großen Schritt zur Seite, entfernte ich mich von Henry, sodass sein Arm wie gelähmt wieder runterhing. „Was ist los und wieso weiß ich als einzige nichts davon?"
Henry kratzte sich verlegen am Hinterkopf und sah dabei zu Ava auf. „Komm sag es ihr endlich, es ist ja nichts dabei und irgendwie total süß!", ermutigte Ava ihn lieb und grinste mich leicht an, woraufhin mein fragender Blick nur noch größer wurde. „Hä?", gab ich nur von mir. „Ich..also dein Bruder..Jayden..ich bin schon ziemlich lang irgendwie in ihn verschossen..", gab Henry vorsichtig zu. Mein fragender Blick verwandelte sich plötzlich zu einem schockierten Gesicht. Mit großen Augen sah ich zwischen den beiden hin und her.
Leise fing ich an zu lachen, dass durch die verdutzten Gesichter die mich anblickten, nur noch lauter wurde. „Ein Witz?", brachte ich heraus, beruhigte mich aber schnell wieder, als sie nicht mit einstimmten. Henry seufzte. „Nein, ausnahmsweise nicht und wir haben es dir nicht gesagt, weil er nun mal dein Bruder ist.. Deswegen wollten wir oder eher ich so sehr, dass du was mit Nolan hast.. Ist ja im Endeffekt das selbe", erklärte es mir mein bester Freund.
„Aber.. aber Jayden ist doch nicht schwul? Oder doch?", fragte ich nun verwirrt. Ava verdrehte ihre Augen. „Nein.. wir denken er ist Bi und weiß es nur noch nicht.. Die Art wie er Henry anschaut und ihn auf irgendeiner Art und Weise bewundert.. keine Ahnung", sprach nun Ava. Ich schluckte erstmal hart. Das waren definitiv zu viele neue Informationen für mich.
Jayden stand vielleicht auch auf Jungs? Nein, niemals... Oder doch?
Als ich Henrys vorsichtigen Blick wahrnahm, lächelte ich ihn sanft an und schlang einfach meine Arme um ihn. Meine Umarmung erwiderte er sofort sanft. „Ich hab dich lieb und ich finde es überhaupt nicht schlimm, dass du auf meinen Bruder stehst", versicherte ich ihm ehrlich. Ich spürte wie Henry erleichtert ausatmete und mich fester an sich drückte. „Endlich ist es raus"
Ich löste mich dann von ihm und klatschte in meine Hände. „Okay, wir gehen auf diese Party, ihr habt mich hiermit offiziell überredet", grinste ich, woraufhin auch meine besten Freunde anfingen zu grinsen.
Da die Party schon morgen am Samstagabend war, war es nicht mehr lange, bis das Feiern los ging. Ich hatte immer noch keine Lust darauf aber tat es für Henry trotzdem. Ich wäre die grauenhafteste Freundin auf der ganzen Welt wenn ich dies nicht tun würde.
*
Zwei Stunden vor Party beginn kamen Henry und Ava zu mir, damit wir und zusammen fertig machen konnten. Gerade war ich dabei meine Augen leicht mit Ava zu schminken und Henry seine Hose zu zumachen, als sich meine Zimmertür öffnete.
„Alice ich soll dir was von deinem Bruder ausricht..", Nolan stoppte in dem Moment, als er meine zwei Freunde im Zimmer erblickte. Misstrauisch musterte er mich. „Was tust du da?"
Ich verdrehte meine Augen, stand auf und drückte ihn, mit meinen Händen auf seiner muskulösen Brust, aus meinem Zimmer. Zumindest versuchte ich es, denn Nolan hielt sich am Türrahmen fest und war eindeutig stärker als ich. „Geh bitte", bat ich ihn dabei angestrengt. Er sah mal wieder unheimlich gut, dass musste ich sogar zu geben. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes Shirt, ein kariertes Hemd, dass er offen hatte und eine silberne Kette. Ich liebte Nolans modernen Modegeschmack.
„Was machst du da Alice? Du gehst doch etwa nicht auf diese Party?", fragte er mich, als wäre er mein Vater. Da ich nah vor ihm stand, musste er zu mir runter schauen, da er gut ein Kopf größer war. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und zog meine Augenbrauen hoch. „Doch und du kannst mir das auch nicht verbieten. Was sollst du mir von Jayden sagen?", wechselte ich dann schnell desinteressiert das Thema, damit er schnell verschwinden würde. Seine Anwesenheit machte mich nämlich mehr als nervös.
Nolan verengte kurz etwas seine Augen. Was hatte er denn? Ich bin kein Kind mehr. „Da sind viele fremde Typen die dir bloß an die Wäsche wollen, du wirst also nicht gehen", meinte er dann sicher.
Mir klappte etwas der Mund auf. Machte er sich etwa sorgen, dass ich jemanden kennenlernen würde oder gönnte er es mir einfach nur nicht?
„Ich kann mich verteidigen und außerdem sind Ava und Henry dabei und Jayden und.. du.. du bist ja auch da. Ich bin kein Kind mehr..", sagte ich ihm etwas sauer und verzweifelt. Er meinte es bestimmt nur gut, aber es verletzte mich, dass er nur eine Schwester in mir sah.
Nolan fuhr sich angestrengt durch die Haare und ignorierte die Blicke von Ava und Henry auf uns, er konzentrierte sich nur auf mich. „Es ist nicht das, ich..", er stoppte sich selbst und sah gerade so aus, als würde er mit sich kämpfen etwas zu sagen, was er nicht durfte. „Ja?", harkte ich nach. „Egal, vergiss es einfach. Jayden wollte, dass du eurer Mum bescheid gibst, dass er weg ist, aber das hat sich ja erledigt", seufzte er und verschwand mit einem letzten Blick zu meinen Freunden auch schon.
Etwas verdattert sah ich ihm nach. Was war das denn? So kannte ich ihn ja gar nicht. „Der ist ja komisch drauf", stellte ich laut fest und drehte mich zu meinen Freunden um, die mich nur vielsagend angrinsten und mit den Augenbrauen wackelten. „Wehe einer von euch gibt auch nur einen Ton darüber von sich!", warnte ich sie böse, ging an ihnen vorbei und setzte mich wieder an meinen Schminktisch. Zu meinem Glück sagten sie wirklich nichts dazu.
Ich verstand Nolan einfach nicht. Eigentlich war er immer ein lebensfroher und lustiger Mensch, aber das vorhin war einfach nur seltsam.
Ich bewunderte ihn sowieso dafür, dass er seine Fröhlichkeit nie verloren hatte. Seine richtige Mutter starb, da war Nolan gerade mal 7, an einem Autounfall und jetzt hatte sein Dad diese Frau vor wenigen Monaten geheiratet. Sie war sehr nett, vielleicht etwas zu nett, aber hatte ein ernsthaftes Alkoholproblem. Mike, also sein Vater, ignorierte dies aber so gut er konnte und bekam es auch kaum mit, da er oft arbeiten war und sie arbeitslos und nur trank, wenn Mike nicht da war. Nolan bekam es also als einziger mit, doch ihm wurde ja nie geglaubt, dass Penelope - die Stiefmutter - nicht trocken ist und es nie war.
Ich seufzte und setzte dort bei dem Schminken fort, wo ich aufgehört hatte.
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My Brother's Best Friend
RomanceAlice Thompson's Leben war schon immer unkompliziert und gleich gewesen. Doch es änderte sich alles an dem Tag, an dem sie merkte, dass sie in den beliebten Mädchenschwarm Nolan Beck verliebt ist. Der beste Freund ihres zwei Jahre älteren Bruders.