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Erschrocken fuhr ich gerade noch rechtzeitig aus meinen Gedanken, denn ein Trupp von Reitern kam vom Waldrand angaloppiert. An der Spitze ritten Legolas, der Thranduils Sohn und somit Prinz war, und Tauriel, die Anführerin der Wache und somit meine Vorgesetzte. Hätten sie mich bei meinen Tagträumen – oder ehr Tagalbträumen- erwischt, wäre es aus mit mir gewesen. 

Interessiert beobachtete ich den Reiterzug, denn wie ich feststellte, hatten sie Gefangene gemacht, von der Größe her gerade einmal Kinder, doch als sie auf dem Hof direkt hinter dem Tor ankamen, sah ich, dass es Zwerge waren. Tauriel sah sich kurz um und rief mich und einige andere um den Hof verteilte Wachen heran. 

„Bringt sie in den Kerker", befahl sie, doch als ich gerade den Zwerg, den ich regelrecht in die Hand gedrückt bekam, abführen wollte, hielt mich Tauriel auf. „Den nicht", sagte sie. „Den bringst du zum König" Ich nickte und führte den Zwerg zum Nebeneingang.

 Als ich mit ihm alleine durch die leeren Gänge ging konnte ich meine Neugierde nicht mehr zügeln. „Was hast du gemacht, dass ihr festgenommen wurdet?", fragte ich den schwarzhaarigen Zwerg. „Was geht dich das an?", antwortete er mürrisch. Ich kam nicht dazu, weiter darauf einzugehen, da wir den Thronsaal erreichten. Er war lichtdurchflutet und auf einer Anhöhe saß König Thranduil auf seinem hölzernen Thron.

 „Losbinden", sagte er knapp und ich tat wie er befohlen hatte. Als ich mich jedoch entfernen wollte, sagte der weißhaarige Elb: „Bleib zur Sicherheit hier. Nicht das er noch auf den Gedanken kommt, entkommen zu können" Ich nickte nur knapp und positionierte mich an der Tür. 

Im folgenden Gespräch bekam ich mit, dass es sich bei dem Zwerg um einen Könighandelte, der sein Reich zurückerobern wollte, und Thranduil ihm die Freiheit gegen bestimmte Edelsteine, die wohl ein Erbstück seines Volkes waren, anbot.

 Doch dann viel das entscheidene Wort, dass mirent gültig klarmachte, wen ich da vor mit hatte: Erebor. Dies war Thorin, König des Zwergenreiches unter dem Berg! Neben meiner Heimat, die ich so sehr vermisste, von der jedoch nichts als Asche übrig war. Schon wurde ich von Besagtem aus meinen Gedankengerissen, denn er schrie regelrecht eine zwergische Beleidigung König Thranduil direkt ins Gesicht. Sie hatten sich wohl nicht einigen können.

 „Zu den anderen in den Kerker mit ihm", sagte dieser gleichgültig, doch aus seiner Stimme hörte ich Wut heraus. Ich tat wie mir befohlen. Als ich wieder in den leeren Gängen waren, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten: „Es tut mir so leid, dass du deine Heimat verloren hast und jetzt hier scheiterst. Weißt du, Smaug zerstörte auch meine Heimat und tötete meine Eltern." Erstaunt sah mich der Zwerg an, ich hatte es geschafft, sein Misstrauen gegenüber mir etwas zu lindern.

„Wo war denn deine Heimat?", fragte er mich. „Ich lebte in der Stadt Tahl" „Wie kommt es dazu, dass eine Elbin wie du aus Tahl kommt?", fragte er verwirrt und misstrauisch zugleich. „Na ja, ich bin eine Halbelbin.Mein Vater war ein Mensch." Das Misstrauen wurde immer weniger, was sich jedoch gleich änderte, als wir im Kerker ankamen.

 Es war ein düsterer Ort, mir winzigen Zellen, in denen für eine Person kaum genug Platz zum Leben war, die sich jetzt aber immer zwei Zwerge teilten. Nur Thorin bekam eine Einzelne. Es gab nicht einmal Stroh und so blieb den Zwergen nichts anderes übrig als sich mürrisch in die Ecken zu verkriechen. Ich wollte gerade gehen, als die Wache mich aufhielt. „Du hast jetzt hier Wache. Ich soll nach oben und das Torbewachen", mit diesen Worten war die Wache verschwunden und ich mit den Zwergen alleine. 

Ich setzte mich auf die Treppenstufen und dachte mal wieder nach. In Gedanken war ich wieder in meiner Kindheit, aber dieses mal bei den schönen Zeiten, vor der Katastrophe. „Bist du hier glücklich?", fragte mich plötzlich Thorin und ich schaute ihn überrascht an. „Wie kommst du darauf?", stellte ich eine Gegenfrage.

 „Ich kenne diesen Blick", antwortete er. „Du vermisst etwas" „Ja", antwortete ich. „Meinen Vater und die schöne Kindheit die ich mit ihm verbracht habe, meine Mutter, die ich nie richtig kennenlernen konnte, das Gefühl von Heimat" Überrascht, was da für Worte aus meinem Mund kamen, blickte ich auf. Thorin stand am Gitter und schaute mir direkt in die Augen. „Dann hilf uns hier raus", sagte er. „Komm mit uns zum Erebor, zu unserer Heimat." Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wollte er mich überreden ihn freizulassen? Niemals, dachte ein Teil von mir, doch ein anderer sprach dagegen an: Das ist es was mir gefehlt hat, all die Jahre ohne Erfüllung. Ich brauche das Gefühl von Heimat und vielleicht, kann ich es mit Hilfe der Zwerge wiedererlangen!

 „Okay, ich werde euch helfen. Doch dazu brauche ich den Schlüssel, den hat jemand anders" „Das ist kein Problem", sagte plötzlich jemand hinter mir. Wie vom Blitz getroffen fuhr ich herum. Wurde ich bei diesem Satz erwischt? Das war mein Ende! Doch als ich mich umgedreht hatte, sah ich niemanden. „Hier", sagte die Stimme und ich sah nach unten und erblickte eine Gestalt, noch kleiner als ein Zwerg, die mir den Schlüssel entgegen hielt.

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