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Einige Zeit war vergangen, seit ich verhaftet wurde, und ohne die wöchentliche Folter hätte ich die Zeit wohl ganz aus dem Blick verloren. Wenn ich mich nicht verzählt hatte, war vor vielleicht zwei Tagen oder so die fünfte Folter gewesen. Mein Rücken schmerzte immer noch von den Peitschenhieben, doch ich hatte in all dieser Zeit, die ich nun ja im Übermaß hatte, langsam gelernt unsensibler zu werden. 

Ich weinte nicht mehr und ließ die Schmerzen stumm über mich ergehen. Das ärgerte Thranduil sichtlich und so hatte ich wenigstens etwas,worüber ich mich freuen konnte. Auch mein tägliches Training trug stark dazu bei, meinen Willen zu stärken. Ich hatte vor vier Wochen damit angefangen, da ich bald bemerkte, dass mir die Bewegung fehlte.  Mit ein paar einfachen Übungen wie Handstand probierte ich meinen Körper fit zu halten und, siehe da, es klappte. 

Dabei gab es nur ein Problem: Meine Kraft wurde mehr, doch mein Hunger leider auch. Nur das Essen natürlich nicht. Ich bekam zweimal am Tag ein Stück hartes Brot und einen Becher Wasser. Wenn ich Glück hatte gab es manchmal auch Reste des königlichen Essens, dass übrig war und sonst in den Müllmüsste. Es war dann zwar längst nicht mehr warm aber allemal besse r als immer nur das selbe, harte Brot. Als ich ans Essen dachte, merkte ich, wie schon wieder Hunger in mir aufkam. Hoffentlich würde es bald etwas geben.

 Gerade als ich das dachte, hörte ich Schritte die langsam lauter wurden. Ich ging zur Gittertür und sah Legolas auf mich zukommen. Er kam immer mal wieder zu mir herunter und brachte mir seine Essensreste. Dieses mal war der Teller noch fast voll und sogar noch lauwarm. „Hattet ihr heute keinen Hunger?", fragte ich und sah ihm prüfend in die Augen. „Doch, aber ich kann mir jeder Zeit etwas Anderes bringen lassen. Du nicht"

 Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte er für mich auf sein Essen verzichtet? Irgendetwas war anders, an diesem Elbenprinzen. Warum war er so nett zu mir? Ich wagte nicht die Frage auszusprechen, dass hatte ich schon mehrere Male versucht und jedes Mal endete es damit, dass er einfach wegging. Das wollte ich nicht. „Habt ihr keinen Hunger?" Er sah mich schief an und schließlich nahm ich mir den Teller, den er durch das Gitter geschoben hatte. 

„Entschuldigung, ich war nur in Gedanken", sprach ich und setzte mich auf den Boden um zu essen. Die Schale war noch fast bis zum Rand mir lauwarmer Suppe gefüllt. Ich hielt sie mir an die Lippen und trank die Suppe mir einem Zug aus. „Ihr müsst Hunger gehabt haben. Hat es denn geschmeckt?" „Tausendmal besser als das trockene Brot, das es sonst gibt", antwortete ich und sah Legolas dankbar an. Dieser schien auf einmal zu überlegen und sagte schließlich: „Ich habe noch etwas zu erledigen, bitte entschuldigt mich. Ich komme bald mal wieder vorbei" „Okay, ich freue mich schon auf die Abwechslung", rief ich ihm noch hinterher, da er sich schon eiligen Schrittes auf den Weg nach oben machte.

Nach dem ich noch eine Weile am Gitter sitzen blieb, machte ich noch frisch gestärkt ein paar Liegestütze und setzte mich dann in die Ecke. Das erste Mal, seit ich hier war, fühlte ich mich fast schon fröhlich. Anscheinend war auch wirklich mein Glückstag, denn einige Stunden später, als schon wieder Essenszeit war (halt das einzig spannende, das bis dahinpassierte), stellte ich fest, dass es schon wieder warm gab. Ichfragte die Wache danach und der braunhaarige Elb antwortete mir: „Befehl des Prinzen" und ging wieder. Erfreut machte ich mich über die warme Mahlzeit her.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 10, 2021 ⏰

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