Carter hatte sein Versprechen gehalten. Beinahe jeden der folgenden Nachmittage hatte er mit mir verbracht und sichergestellt, dass ich auf keinem meiner Wege alleine war. Und je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto klarer wurde mir, dass ich nicht mehr auf ihn in meinem Leben verzichten wollte. Das war auch der Grund, warum ich bereits nach der ersten Woche den Entschluss gefasst hatte, dass ich Car und mir eine Chance geben wollte. Bei Carter wusste ich, dass er mir niemals weh tun würde. Er würde mich nie belügen. Der 19- jährige versprach mir, dass er immer da sein würde, wenn ich ihn brauchen würde. Er würde nicht zulassen, dass mir etwas passieren würde. Und trotzdem versprach er, dass er mir den Freiraum geben würde, den ich brauchte. Und daran hielt er sich auch. Während wir die kursfreien Nachmittage miteinander verbrachten, verbrachten wir den ein oder anderen Abend getrennt, wobei Carter sich angewohnt hatte, zur Nacht zu mir ins Zimmer zu kommen. Das unangenehme Gefühl, dass ich empfunden hatte, wenn jemand die Nacht bei mir verbrachte, gab es nicht, wenn Carter neben mir schlief. Nein, ganz im Gegenteil. Schon nach wenigen Wochen hatte ich mich so sehr daran gewöhnt, dass ich nicht mehr einschlafen konnte, wenn ich seine Körperwärme nicht neben mir spürte.
An diesem Abend war Car lange unterwegs. Auf dem Sofa liegend und mit einem Comic in der Hand wartete ich nun bereits seit einer halben Stunde auf seine Rückkehr. Wo er sich herumtrieb, hatte er mir nicht gesagt. Wahrscheinlich trainierte er. Und dabei hatte ich ihn schon öfters darum gebeten, dass er nicht bis spät in der Nacht draußen sein sollte. Aber so wie er mir Freiraum gab, gab ich ihm auch welchen. Wenn er also beschlossen hatte, die halbe Nacht draußen zu trainieren, konnte ich ihn nicht davon abhalten. Gähnend setzte ich mich auf und warf den Comic vor mir auf den Tisch. Ich angelte mein Handy vom Wohnzimmertisch und beantwortete meine neusten Nachrichten. Seitdem ich meiner Mutter vor ein paar Wochen von der Sache mit Niran erzählt hatte, was ich wirklich lange herausgezögert hatte, schrieb sie mir beinahe täglich. Letzten Endes konnte ich ihre Sorge verstehen. Schließlich hatte sie keine Möglichkeit irgendetwas zu verhindern, wenn mir etwas im Wohnheim passieren sollte. Doch seitdem sie von Carter wusste, der gut auf mich achtete, wirkte sie beruhigter. Von meiner Beziehung mit ihm hatte ich ihr noch nichts gesagt. Damit wollte ich warten, bis ich und mein Freund sie besuchen fahren würden. Nachdem ich ihr eine kurze Antwort geschrieben hatte, beantwortete ich auch Apples Nachricht, die wissen wollte, ob der Plan für den morgigen Tag, an dem ich sie zum Shoppen begleiten wollte, noch stand. Ein Klopfen an der Tür ließ mich von meinem Handy aufsehen. Mit einem breiten Grinsen sprang ich vom Sofa und schlenderte zur Tür. Ich begrüßte Car mit einer Umarmung, bevor ich ihn ins Zimmer zog und die Tür hinter ihm schloss.
„Entschuldige, dass ich so spät bin", entschuldigte er sich, während er mir seine Arme um die Schultern legte.
„Schon in Ordnung. Hast du schon etwas gegessen, P'?", hakte ich nach und sah zu ihm auf.
„Noch nicht. Hast du schon gegessen?", fragte er und zog mich wieder näher an sich.
„Ich habe mit dem Essen auf dich gewartet", gab ich zurück, woraufhin der Ältere die Augen verdrehte.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht auf mich warten brauchst.", murmelte er, doch drückte mir einen Kuss auf die Stirn, „Aber danke."
Dann gab er mich wieder frei und marschierte zum Kühlschrank herüber.
„Lass mich schnell etwas kochen, ja?"
„Wenn du möchtest. Ich habe aber nicht mehr viel da", antwortete ich und wanderte zurück zur Couch.
„Lass mich nur machen. Ich zaubere uns noch etwas daraus", erwiderte der Ältere, bevor er im Kühlschrank zu kramen begann.
Kurz darauf platzierte der 19- jährige mit einem breiten Lächeln zwei Teller auf dem Wohnzimmertisch. Mit einem zufriedenen Lächeln sah ich auf die zwei Omeletts, die er zubereitet hatte.
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Sound of lies
RomanceZurück in Thailand zieht Earth in das Wohnheim seiner Uni. Er und sein Zimmernachbar Ti verstehen sich auf Anhieb gut. Dessen Mitbewohner, Carter, scheint Tis Sympathie zum Neuling nicht teilen zu können. Eigentlich sollte Earth das nicht stören - t...