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Reiner beobachtete Berthold, wie dieser etwas zu Essen für sie zubereitete. Er selbst war, was das Kochen anging, leider völlig unbegabt und so las er etwas die heutige Tageszeitung durch, während im Radio leise Musik lief. Sie hatten im Laden heute einen Ruhetag. Das war ihnen wichtig, denn so hatten sie Zeit für sich allein und für sich als Paar. Als dann aber die Musik romantischer wurde und auch das Lied im Radio lief, bei dem sie sich das erste Mal gesehen hatten, stand er auf, legte die Zeitung an die Seite und stellte sich hinter ihn, küsste sanft den Nacken des etwas Größeren.

Immerhin war dies das Lied bei dem Reiner sich in Berthold verliebt hatte. Dann legte er seine Hände an Bertholds Hüften, drehte ihn zu sich um und fing an mit ihm zu tanzen. Das war etwas was sie schon lange nicht mehr gemacht hatten. Berthold musste lachen und legte die Arme so, dass seine Hände in Reines Nacken lagen und sah seinem Freund in die Augen. „Ich liebe dich", raunte er und gab Reiner einen innigen Kuss, diesen kleinen Tanz genossen sie wirklich sehr. „Ich dich auch" schnurrte Reiner zurück, bei dem Kuss knabberte er leicht an Bertholds Lippen und schloss genüsslich die Augen. Nach ihrem Tanz ließ er seinen Liebsten dann weiter kochen und kümmerte sich darum, dass der Tisch gedeckt wurde.

-*-

Levi hatte sich nach dem Tag im Café in Ruhe in sein Büro zurückgezogen, den Mantel von Erwin hatte er an die Garderobe gehangen, wo er auch seine Jacke hängen hatte. Wieso hatte er nur daran gerochen und diesen so angezogen? Der Geruch des anderen hatte einfach eine Wirkung auf ihn, er beruhigte ihn und hatte diese gewisse Auswirkung auf ihn. Aber er sollte Erwin den Mantel zurückgeben, dass wusste Levi jetzt und das würde er wohl auch beim nächsten Mal machen. Als er hörte, wie jemand gegen die Ladentür klopfte, sah er etwas verwirrt auf. Wer konnte das um diese Uhrzeit bitte noch sein?

Er griff in die Schublade, wo er sein Revolver drin hatte und damit ging er dann nach vorne, als er den Kommandanten sah. Beruhigt atmete er aus, öffnete ihm die Tür und sah ihn an. „Kommandant, zu so später Stunde noch hier?", fragte er, schloss hinter ihm die Tür wieder ab und deutete darauf, dass Erwin mit ihm in das Büro ging. Gerüchte konnte er wirklich nicht gebrauchen. Natürlich folgte Erwin ihm und Levi setzte sich wieder auf seinen Platz während Erwin sich auf den Stuhl gegenübersetzte. „Ich habe mir gedacht...Das du um diese Uhrzeit sicher alleine bist und wir so etwas Zeit nur für uns haben.", meinte der Kommandant und lehnte sich etwas zurück. Levi konnte spüren, wie Erwin ihn förmlich mit seinen Blicken durchbohrte. „Das freut mich, also das du Zeit mit mir verbringen möchtest." Meinte der Cafébesitzer trocken und goss Erwin einen Tee ein, ehe er sich selbst auch einen eingoss. „Du hast übrigens deinen Mantel hier vergessen. Er hängt..." Doch Erwin hob die Hand und winkte ab. „Den kannst du ruhig behalten. Ich habe noch einen davon.", lächelte der Kommandant und nahm seine Tasse mit dem Tee. „Also ich wollte dir nochmal sagen, du musst mir wirklich nicht danken, okay? Ich bin froh, dass du lebst, wie ich dir bereits gesagt habe." 

Moment, er sollte den Mantel behalten?
Levi wurde etwas rot um die Nase, hatte Erwin ihn etwa mit dem Mantel gesehen?

-*-

Erwin hatte beschlossen doch noch zu dem Café zu gehen, auch wenn der Uhrzeit nach, Levi bestimmt schon geschlossen hatte. Ein Versuch war es dennoch wert. Nicht, dass er seinen Mantel zurück wollte, aber er wollte wirklich etwas Zeit ganz allein mit dem jungen Mann verbringen. Erwin wollte so etwas wie eine Freundschaft aufbauen, wenn das überhaupt möglich war. Die Gedanken und Gefühle, die ihm am Mittag durch den Kopf gegangen waren, hatten ihn schon ein wenig verwirrt. Auch das er Levi plötzlich so anziehend fand.
All das war verwirrend, denn auch wenn er den Cafébesitzer mochte, hatte er ihn niemals als potenziellen Partner gesehen. Vielleicht kam das deswegen, weil er ihn damals in Verdun gerettet hatte und ihn noch immer ein wenig, wie ein Schützling sah.

Als er dann aber im Büro des Schwarzhaarigen saß, ihm anbot den Mantel zu behalten, konnte er sehen wie Levi ein kleines wenig rot wurde. War das tatsächlich eine Gefühlsregung auf dem sonst so kühlen Gesicht? Das freute Erwin wirklich, denn so hatte er das Gefühl, dass der andere doch ein Mensch war.  So saßen sie eine Weile beieinander, unterhielten sich ein wenig und so erfuhr Erwin, dass Levi in einer sehr lieben Familie untergekommen war, ebenso wie dessen Freunde, bis der Krieg ihnen diese genommen hatte. Doch Levi hatte wohl Glück, dass die Familie keine weiteren Kinder hatte und das Café so an ihn übergegangen war. Es stellte sich heraus, dass er so Reiner und Berthold kennen gelernt hatte und wie diese zusammen gekommen waren.

Erwin freute sich ehrlich gesagt darüber, so viel von dem anderen zu erfahren und dabei zu sehen wie ab und an dessen Augen strahlten.  Doch als es dann spät in der Nacht war beschloss er, dass es Zeit war nachhause zu gehen. „Nein...Du kannst auch... Du kannst auch bei mir schlafen. Die Wohnung ist gleich oben drüber.", meinte Levi schließlich, hatte aber dabei hoch rote Wangen und Erwin konnte nicht anders und so willigte der Kommandant ein. Er ging mit Levi hinauf, zog sich brav an der Tür seine Schuhe aus und hängte seine Jacke auf, ehe er sich umsah. Die Wohnung   war recht klein, reichte aber für einen alleine. Schon jetzt konnte er sehen, dass das Sofa wohl nicht groß genug für ihn war und seufzte er innerlich. „Ich werde auf dem Sofa schlafen...Du kannst im Bett schlafen." meinte der Kleinere zu ihm. Doch sofort lehnte Erwin ab und sah Levi an, schüttelte den Kopf und schenkte ihm ein Lächeln. „Was für ein Bett hast du?" fraget er ihn direkt und Levi deutete mit hoch rotem Kopf auf das Schlafzimmer, wo Erwin gleich schauen ging. „Na das Bett ist doch groß genug für uns Beide zusammen. Ich verspreche dir auch, dir nicht zu nahe zu kommen in der Nacht!", meinte Erwin und Levi verschränkte die Arme vor der Brust. Na bitte, da war er wieder, der resignierte, kalte Gesichtsausdruck. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich auch nur einen Millimeter mehr als nötig in meine Nähe lasse." kam es wirklich ganz trocken aus dem Mund des Schwarzhaarigen. Erwin lachte leise, machte ein paar Schritte, um die kurze Distanz zwischen ihnen zu überwinden und sah Levi in die Augen.
„Wer sagt, dass du mir wiederstehen kannst?", raunte er, während er ihm wirklich direkt in die Augen sah, es war als würde er tief hinab fliegen in einen Sturm. So sehr fesselten ihn die Augen des anderen und Levi war offenbar in der Situation nicht fähig etwas zusagen. Zusehen war nur wie sein Mund auf und zu klappte, er trocken schlucken musste und die Hände sich wie automatisch an Erwins Brust legten.

Gut, Erwin war selber schuld: Er hatte diese Situation provoziert, doch hatte er nicht gedacht, dass es gleich so weiter ging. Nachdem Levis Hände an seiner Brust lagen, sich regelrecht in das Hemd gekrallt hatten, fanden ihre Lippen den Weg wie von selbst zueinander und Erwin hatte seine Hände an die Hüfte von Levi gelegt, diesen hoch gehoben, damit er sich nicht bücken musste und Levi sich nicht unnötig strecken musste. Und was sollte er sagen? Dieser erste Kuss war der Wahnsinn. Alles in seinem Körper schien zu kribbeln und vor Gefühlen nur so zu explodieren...All das war der absolute Wahnsinn und er wollte, dass es gar nicht mehr auf hörte.
Levis Hände klammerten sich regelrecht an seinen Hals, der Jüngere dachte wohl gar nicht daran, los zu lassen oder sich auch nur einen Millimeter von Erwin zu lösen. So kam es dazu, dass der Kommandant Levi ins Schlafzimmer trug und sich mit ihm auf das Bett setzte.

Sacrifice your heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt