Zu Hause angekommen, springe ich schnell unter die Dusche, mache mir danach eine Kleinigkeit zu Essen und gehe dann wie jeden Tag in den Waffenladen zu meiner täglichen Arbeit über.
Die Ware ist kontrolliert und ich muss sagen, die Qualität ist wieder mal perfekt. Anders hätte ich es von meinem Händler des Vertrauens auch nicht erwartet. Ich bin gerade dabei, den Lieferschein komplett abzuhacken, da klingelt die Türglocke und lässt mich zur Tür sehen. Sofort habe ich wieder ein Lächeln im Gesicht. Hina betritt genauso den Laden, wie ich sie vor knapp zwei Stunden auf dem Marktplatz verabschiedet habe mit Shouta an der Hand und ihrer Tochter in einem Tuch vor der Brust. Der kleine Mann sieht sich mit großen Augen in meinem Laden um, ob es Neugier oder doch Angst ist, kann ich in seinem Blick nicht ganz erkennen. Hier liegen stehen und hängen überall Waffen herum oder auch einzelne Schriftrollen, aber auch die haben entweder Waffen darin oder Gegenstände, die man für einen Kampf oder Krieg vielleicht sogar für eine lange Reise braucht.
»Hallo Hina chan schön, dass du es geschafft hast. Ich hole dir mal diese eine Sache«, zwinkere ich ihr zu und gehe nach hinten ins Lager. Direkt in die linke Ecke, dort habe ich genau das, was sie sich wünscht und es ist absolut keine Waffe. Ich habe neben meinem eigentlichen Geschäft auch ein weiteres, eines, das nicht jeder kennt, aber einige auch nicht missen wollen. Ich verkaufe Zubehör für Sex, also alles, was man sich vorstellen kann und auch Dinge, die noch keiner kennt. Es ist viel mehr als die üblichen Kondome, Gleitgele oder Dildos. Nein, fast alles, was zum Spielen benötigt von Wandhalterung bis hin zur Fessel, Tantra Bücher und weitere Erklärungskarten oder Bücher, Peitschen, Vibratoren und noch vieles mehr. All das, was man sich wünschen kann, um seinem eintönigen Sexleben etwas Farbe zu schenken.
Manchmal frage ich mich, wie es zu alldem kam. Ich war nicht immer so, ich war eher die Zurückhaltende, was Sex betrifft, zudem damaligen Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass es diese Welt gibt. War es Zufall, dass mir dieses eine Buch in die Hände gefallen war? Das Buch 'The Dark Ninja'. Eine Geschichte, die sehr unscheinbar anfängt, man lernt den Protagonisten richtig kennen, man kann sich so gut in seine Situation versetzen mit all seinen Gefühlen und Gedanken. Doch dann erfährt man mehr, sehr viel mehr über diese Person und man kann nicht aufhören zu lesen, da man sich immer noch so gut verstanden fühlt. Der rotschwarze Ninja, also der Protagonist in diesem Buch, war ein Daddy Dom, ein Mann, der es liebt, seine Frauen wie kleine Mädchen zu behandeln, aber nicht väterlich, sondern auf eine sexuelle Art und Weise.
Ich denke sehr oft an die Zeit zurück, wie verloren ich mich damals gefühlt habe und ich absolut nicht wusste, woran es lag. Ich sprach mit meinen Freundinnen darüber und nahm ihre Tipps an, von anderen Trainingseinheiten oder einer Reise zu meinem Inneren selbst. Alles hatte nichts gebracht, selbst meine Ernährungsumstellung war nicht erfolgreich. Zuerst dachte ich, dass es vielleicht daran liegt, das all meine Freundinnen ihren Partner gefunden haben und mir dieses verwehrt blieb. Was sich zum Schluss als halbe Wahrheit erwiesen hat. Mir fehlte wirklich ein Partner, aber nicht so, wie es meine Freundinnen haben fürs Lebensende, sondern einen rein für das rein körperliche vergnügen. Nach dieser Erkenntnis ging ich in die Bücherei und suchte mir die Bücher aus, die mir helfen sollten, eine Frau zu werden, ohne auf die falsche Bahn zu geraten. Ich liebe mein Leben als Waffen Närrin und kampferprobter Ninja, die gern auf Missionen geht. Da kann ich es mir nicht leisten, einen falschen Ruf zu riskieren. In der Bücherei habe ich mir so viele Bücher geholt, aber nur eins ist mir zufällig in die Hände gefallen und das war: 'The Dark Ninja'. Zu Hause habe ich sie mir chronologisch sortiert mit Zettel und Stift wollte ich beginnen, aber jedes Mal ist mein Blick zu dem rotschwarzen Ninja gefallen. Nach dem gefühlten dritten blick dort hin, bin ich dem Drang nachgegangen und habe es gelesen. Dass dieses Buch so ganz anders war, als die Fachliteratur zuvor wurde mir schon beim ersten Satz klar. Ich werde diesen Satz auch nie wieder vergessen:
»Ich bin ein Ninja, der auf das Rot der Liebe schwört und das Schwarz in der Seele trägt.«
Es bedeutete so viel und ließ mich nicht aufhören zu lesen. Irgendwann offenbarte sich der Charakter als ein Dom und die ersten Spiele oder auch Saisons begonnen. Ich war geschockt, aber nicht wegen der Spielart, sondern wegen dem, wie mein Körper auf das gelesene Wort reagiert hatte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch keine sexuellen Erfahrungen und wusste nicht, wie es sich anfühlt, heiß oder feucht zu sein. Nachts träumte ich von seiner Geschichte, ich stellte mir vor, wie ich mit ihm spielte und begann mit der Selbstbefriedigung. Das reichte mir nicht, ich wollte wissen, wie es sich mit einem Mann anfühlt und war froh, dass ich Nunji kennengelernt habe.
Nunji ist sehr offen und ehrlich, was mir sehr gut gefällt dazu noch zärtlich zuvorkommen sowie behutsam. Nicht jede Frau hat so ein Glück mit ihrem ersten sexuellen Partner. Er ist perfekt, da er sich schon etwas in der Szene auskannte und Dinge, die er nicht wusste, hat er mit mir ausprobiert. Dabei habe ich für mich festgestellt, dass ich glaube, keine Sub zu sein, sondern eher selber dominiere. Seitdem versuche ich meine Neigungen auszuleben und ich kann mich nicht beklagen.
»Da bist du ja«, stelle ich siegessicher fest und hole die kleine Kiste aus der Ecke, wo das gewünschte Produkt drin ist. Ich hole zwei Flaschen Gleitgel heraus und packe sie in eine Tüte, mit der ich dann wieder nach vorne gehe. Ich stelle die Tüte auf dem Tresen und schiebe sie Hina ganz vorsichtig rüber, so als wäre dort eine gefährliche Waffe darin. »Ich habe dir gleich mehr eingepackt«, sage ich leise und zwinkerte ihr zu. Hina greift in ihre Hosentasche, legt mir Geld auf den Tresen, schnappt sich die Tüte, nickt mir zu und dreht sich um zum Gehen. »Ach Hina chan«, rufe ich ihr hinterher, sie bleibt direkt vor der Tür stehen, dreht sich leicht zu mir. Ich gehe auf sie zu, bleibe neben ihr stehen und greife zur Türklinke. »Bist du am Mittwoch auch auf der Frauenparty?«, will ich wissen und sie bekommt wieder diese roten Wangen und nickt leicht. Ich öffne ihr die Tür »Auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal. War mir eine Ehre!«, verabschiede ich die Drei.
So schnell wie Hina kam, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Der Rest des Tages war wie gewohnt, normales Tagesgeschäft halt, das ausschließlich daraus bestand, dass ich Waffen schleife, Kunden berate und vielleicht auch Vorführungen gebe, um die Waffe zu präsentieren. Am Abend gehe ich wieder zur Ladentür, schließe sie ab und bin gerade dabei, zu meinem Tresen zurückzukehren. Da höre ich ein leichtes Klopfen an der Tür. Ich drehe mich darauf noch einmal um und bin erstaunt, wen ich so spät davorstehen sehe.Nunji!
______________
Ich gebe es gleich offen zu:
Lesen ist Macht.
All das, was ihr hier lest, ist angelesen.
Ihr glaubt mir nicht?
Ist aber so. Daher fangt an zu lesen.
![](https://img.wattpad.com/cover/257563313-288-k431464.jpg)
DU LIEST GERADE
The Dark Ninja
RomanceMal eine dunkle Liebesgeschichte von zwei Ninja Seelen, die durch Zufall zusammen finden und die gleichen sexuellen Vorlieben miteinander teilen. Aber bleibt es bei der Liebe zum Spiel? Oder passiert vielleicht doch noch etwas Unerwartetes? Wenn ihr...