Dracos Hände zitterten unkontrolliert, als er seinen Zauberstab neben sich auf dem Brückengeländer ablegte. Er konnte nicht mehr.
Es war eisig kalt und er konnte vor lauter Zähneklappern kaum das aufgewühlte Wasser unter seinen Füßen hören. Harsch strömte die Themse durch das Flussbett. Dunkel, kalt und unaufhaltsam. So wie die Gedanken in seinem Kopf.
Seit er damals Hogwarts mit seinen Eltern verlassen hatte, war da nicht ein einziger heller Gedanke drin gewesen. Sein Vater war ziemlich schnell gefunden und nach Askaban gebracht worden. Seine Mutter litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und er war froh, dass sie wenigstens einmal in drei Tagen aufstand, um irgendwas zu essen und sich etwas zu waschen. Er selbst war selbst jetzt noch zu schwach, um ihr auch nur in irgendeiner Art und Weise eine Stütze zu sein.
Es war wie immer. Alles, was er tat, war, sich zu verstecken und so in den Tag hineinzuleben.
Wobei leben nun wirklich das falsche Wort war. Draco traute sich nicht, unter die Leute zu gehen. Selbst jetzt - 10 Jahre nach dem Krieg. Er hatte Angst, dass ihn jemand erkennen und ihn doch noch zur Rechenschaft ziehen würde.
Deshalb tat er lieber nix. Er arbeitete nicht, er traf sich nicht mit irgendwelchen anderen Menschen. Meistens lag er einfach nur rum und wartete, dass die Zeit verging. Und selbst das war so unfassbar anstrengend.
Heute war es ihm dann mit einem Schlag bewusst geworden. Es hatte sich angefühlt, als hätte man ihm einen Eimer eiskaltes Wasser ins Gesicht geschüttet.
Er würde hier nicht glücklich werden. Nicht in diesem Leben. Nicht in dieser Welt.
Und auf einmal war es ihm so logisch erschienen. Niemand würde ihn hier vermissen. Seine Mutter nahm ihn seit Jahren kaum noch wahr. Es gab nichts, was ihn noch hierhielt.
Alles, was er sein gesamtes Leben getan hatte, war... versagen. Er hatte nichts erreicht. Nichts außer einem ekligen schwarzen Tattoo und einem großen Rucksack voller Schuldgefühle.
In diesem Moment wollte er nix mehr, als sich einfach nur den dunklen Wellen unter sich hinzugeben. Er wollte nur ein Teil davon sein, sich vom Strom mitziehen lassen und aufgeben. Wenigstens das konnte er.
Langsam setzte er einen Fuß auf eine Strebe, um seinen Körper über das Geländer schwingen zu können.
Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn innehalten ließ. Ein Kind, welches gerade mit einer Person zu sprechen schien. Nein, das wollte er nicht. Die paar Sekunden würde er auch noch warten können, bis die beiden an ihm vorbei sein würden. Er wollte nicht noch ein Leben versauen, das hatte er schon zu oft getan. Sie würden eh gleich an ihm vorbei sein.
Er hielt die Luft an, um nicht allzu auffällig zu atmen und versuchte wenigstens für eine kurze Zeit sein Zittern in den Griff zu bekommen. Seine Hände griffen wie ferngesteuert nach der Kapuze seines Hoodies, um sie schnell überzuziehen.
Entgegen seiner Erwartungen gingen die beiden jedoch nicht an ihm vorbei, sondern blieben nur weniger Meter entfernt von ihm stehen.
Aus dem Augenwinkel erkannte Draco einen schmächtigen Jungen von etwa zehn Jahren, der gerade die Kapuze seiner blauen Strickjacke vom Kopf zog. Er trug sie unter einer etwas zu großen Jeansjacke, deren Ärmelenden an den Handgelenken etwas nach oben gerollt waren.
Draco seufzte. So schnell würde er die beiden wohl doch nicht loswerden. Verdammte Muggel.
Der Junge lehnte sich gerade über das Geländer und blickte hinunter auf die Themse. "Sieht schon cool aus, oder?" fragte er den anderen, der den Blick hinauf in den dunklen Nachthimmel gehoben hatte. "Mhmm" brummte dieser nur und Draco zuckte kurz zusammen, als er die Stimme hörte.
DU LIEST GERADE
Drarry für Zwischendurch
Fanfictionkleine Drarry Oneshots, die durch meinen Kopf geistern und danach rufen, niedergeschrieben zu werden. Dankt J.K. Rowling für die zauberhaften Charaktere und verurteilt mich für die Handlung 😉♡ Und gleich noch hintendran: die hübschen Bildchen sind...