night changes

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"Drace! Hey Dray! Verdammt Draco jetzt schau mich doch endlich mal an!"

Beinah schon grob hob Pansy das Kinn ihres besten Freundes nach oben und schluckte einmal schwer, als sie mit der endlosen Leere seiner sonst so sturmgrauen Augen konfrontiert wurde. Eine Sekunde lang hielt sie inne, versuchte sich irgendwie wieder zu sammeln und  ihre Schultern zu straffen. Ihre Kiefermuskeln traten aus ihrem ausgezehrten Gesicht hervor, als sie bestimmt ihren Kopf hob und erneut ansetzte.

"Draco Lucius Malfoy du wirst jetzt sofort aufstehen und mit mir zurück ins Schloss kommen. Es ist noch nicht zu spät. Wir können noch gewinnen. Du weißt, wo seine Schwächen liegen. Ok? Dray! Wir können es schaffen. Aber dafür musst du aufstehen."

Verzweifelt versuchte das Mädchen, an den knochigen Armen des blonden Slytherins zu ziehen, ihn irgendwie wieder auf die Beine zu hieven. Doch aus Draco Lucius Malfoy war sämtliche Kraft gewichen.

Genau vor 10 Minuten war der dunkle Lord in all ihre Köpfe eingedrungen. "Harry Potter!" hatte es in Dracos Ohren gezischt. "So viele unschuldige Menschen sind gestorben. So unendlich viele sind verletzt. Alle hier sind verzweifelt. Und Schuld daran....bist du."

"Nein!" hatte Draco geschrien. "Das stimmt nicht! Hör nicht auf ihn!" Doch Harry Potter hatte ihn nicht gehört. Der hatte gerade ganz woanders gekämpft. An einer anderen Stelle des Schlosses, mit anderen Menschen als Unterstützung, auf einer vollkommen anderen Seite.

Draco wusste, dass Potter gerade auf dem Weg in den Wald war. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er es nicht ertragen würde können, auch nur an einem weiteren Tod Schuld zu sein. Er wusste, dass Harry sich opfern würde. So, wie er es immer getan hatte. So, wie all die Male zuvor, als Draco sich deshalb über ihn lustig gemacht hatte. So, wie all die Male, für die Draco ihn so sehr bewunderte.

"Draco!" schallte da wieder die verzweifelte Stimme seiner besten Freundin durch diesen Schleier aus Trauer und Verzweiflung. "Los, Draco! Steh auf! Steh auf....für...für...für Harry!"

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Gedankenverloren lief er den langen Steingang entlang. Er betrachtete die fein gearbeiteten gotischen Spitzbögen, die den Blick freigaben auf die unendlichen Weiten der schottischen Highlands, die er die letzten sieben Jahre so lieben gelernt hatte.

In weniger als einer halben Stunde würde alles vorbei sein. Nie wieder würde er dann diese wunderschön geschwungenen Berge betrachten können. Nie wieder würde die klare Luft in seine Lunge strömen und nie wieder die Wärme der Sonne seine Nase kitzeln.

Machte er sich das ganze nicht ziemlich einfach? ging es ihm immer wieder durch den Kopf. War er wirklich naiv genug,  zu glauben, Voldemort würde sie alle gehen lassen, nur weil er ihn, den Jungen der lebt....naja dann wohl eher lebte....doch schlussendlich getötet hatte?

Frustriert atmete Harry aus. Aber was sollte er sonst tun? Sie verloren. Jämmerlich. So viele seiner Freunde, Kameraden und Mitstreiter waren bereits ermordet worden. Er hatte gesehen, wie die Weaslys um Fred getrauert hatten. Er hatte gesehen, wie zerstört sie waren, wie hilflos George den regungslosen Körper seines toten Zwillings in den Armen gehalten hatte. Er konnte nicht zulassen, dass auch nur ein weiterer Mensch den gleichen Schmerz erfahren musste! Er musste es wenigstens versuchen. Es war die einzige Möglichkeit.

"Drace! Hey Dray! Verdammt Draco jetzt schau mich doch endlich mal an!"

riss ihn eine verzweifelt klingende Mädchenstimme aus den Gedanken. Verdutzt blickte Harry herüber zu dem Stück Gras, auf welchem sich dieses Schauspiel zutrug.

"Na ganz toll..." murmelte der Gryffindor, als er sich dichter in eine der kalten Steinnischen presste, um nicht von den beiden Slytherins entdeckt zu werden.

Drarry für Zwischendurch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt