Kapitel 36

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Amber parkte vor dem kleinen Haus und starrte auf die weiße Fassade. Sie saß in einer angenehmen Stille, als sie einfach nur auf Owens Haus schaute.

Noch vor ein paar Minuten war sie sich so sicher, dass sie zu Owen gehen konnte und er sie liebevoll aufnehmen würde. Doch nun mischten sich Sorgen in ihre Gedanken. Sie wusste doch selbst nicht genau, was sie gerade tat. Ist sie wirklich von zuhause abgehauen? Oder würde sie in wenigen Stunden wieder ihre Eltern konfrontieren müssen?

Sie hielt ihre Gedanken nicht mehr alleine aus. Also verdrängte sie die Sorgen, wie Owen auf ihren plötzlichen Besuch reagieren würde, und lief die Einfahrt bis zu seiner Haustür entlang.

Ihre Knöchel landeten zitternd auf dem Holz, bevor sie mehrere Sekunden einfach nur dastand. Erst, als die Tür von Innen geöffnet wurde, merkte Amber, dass sie ihren Atem anhielt.

„Amber?", hörte sie Patricias Stimme. Amber sah sie an und wurde von einem fragenden Blick begrüßt. „Ist alles ok bei dir?"

Und mit dieser einen Frage passierte es. Ein lautes Schluchzen brach aus Amber heraus und sie ging wieder einen Schritt zurück. Doch Owens Mom ging auf sie zu und umarmte sie fest.

„Oh, Honey", flüstere sie in Ambers Haare. „Komm doch erstmal rein."

Amber wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, als sie Patricia ins Haus folgte. Am liebsten wäre sie wieder umgedreht und davongefahren. Doch es war zu spät. Also versuchte sie nur hastig den Beweis, dass sie weinte, zu überdenken und hoffte, dass ihre Augen nicht zu sehr angeschwollen waren.

„Ich sollte wieder gehen, ich wollte euch nicht stören", murmelte Amber, als sie sich neben Owens Mom auf die Couch setzte.

Patricia nahm Ambers Hand sanft in ihre. „Erzähl mir doch erstmal, was passiert ist", sagte sie stattdessen.

Amber sah nach unten und schüttelte den Kopf. „Es ist eine lange Geschichte, ich musste einfach von zuhause weg."

„Ich habe Zeit dir zuzuhören, wenn du mir die lange Geschichte erzählen willst."

Amber sah in Patricias Augen und war sich in dem Moment so sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte zu Owen zu fahren. In Patricias Blick war nichts Anderes als Fürsorge zu finden. Kein Wunder, dass Owen so toll ist, dachte sich Amber.

„Mom, kannst du mir kurz..." Owens Stimme war plötzlich zu hören, als er ins Wohnzimmer lief. Seine Augen trafen auf Amber und sein ganzer Körper erstarrte. „Amber?", fragte er genauso verwundert, wie es seine Mom noch vor einigen Minuten getan hatte.

„Ich lasse euch Zwei mal alleine du besorge uns Schokoeis. Klingt doch nach einer guten Idee, oder?", fragte Patricia und stand von der Couch auf. Sie wartete kurz auf Ambers Nicken und verließ wenige Sekunden später das Haus.

Im Haus war es plötzlich unerträglich still. Owen stand noch immer im Türrahmen zum Wohnzimmer, während Amber auf der Couch saß und mit einem Faden, der sich von ihrem Shirt löste, spielte. Erst, als von Draußen zu hören war, wie Patricias Auto die Einfahrt verließ, steuerte Owen die Couch an und setzte sich neben Amber.

Doch Owen sagte nichts. Stattdessen legte er seine Arme um Ambers Schultern und drückte ihren Körper fest an seinen. Amber vergrub ihr Gesicht in seiner Brust, als ihr eine Träne über ihre Wange lief.

„Sorry, dass ich dir dein T-Shirt vollheule", flüsterte sie nach einigen Minuten.

Owen küsste ihren Kopf und strich ihr mit einer Hand über den Rücken. „Mach dir da mal keine Gedanken", sagte er und ein Lächeln war in seiner Stimme zu hören. „Ist was mit deinen Eltern passiert?"

Amber nickte. „Sie haben herausbekommen, dass ich mich nicht für Wirtschaftswissenschaften beworben habe und wollen immer noch, dass ich meine Bewerbung ändere", erklärte sie.

„Wirst du sie ändern?"

„Oh Gott, nein! Ich werde definitiv Geschichte studieren. Meine Eltern werden es einfach nie verstehen." Amber wischte sich die frischen Tränen aus dem Gesicht und setzte sich ein wenig aufrechter hin, um Owen sehen zu können. Seine dunklen Augen landeten auf ihr, seine Lippen trugen ein kleines Lächeln. „Kann ich hier bei dir bleiben?", fragte Amber ihn.

„Klar", meinte Owen knapp und nahm sie wieder in den Arm. „Bleib so lang wie du willst."

„Hat deine Mom nichts dagegen?"

Amber spürte, wie Owen den Kopf schüttelte. Seine Hand strich sanft ihren Rücken auf und ab. „Nein", flüsterte er.

Es fühlte sich so gut an in Owens Armen zu vergessen, was noch vor einiger Zeit bei Amber zuhause passiert war. Sie richtete sich auf, schlang ein Bein über seine Hüfte und legte ihre Lippen auf seine. Owen Hände landeten auf ihrer Taille, als er sie sanft zurückküsste. Sie schlang ihre Arme um Owens Hals, während sie mit ihrer Zunge über Owens Unterlippe strich.

„Amber", hörte sie Owen flüstern, doch kümmerte sie sich nicht darum und küsste ihn weiter.

Owen legte seine Hände auf ihr Gesicht, löste seine Lippen von ihren und sah ihr in die Augen. „Wir können jetzt nicht...", begann er.

Ihre Augen wichen von seinem intensiven Blick, Hitze schoss in ihre Wangen und verfärbten sie Rosa. „Sorry", murmelte sie und kletterte wieder von Owens Schoß.

„Amber, es ist nicht so, dass ich nicht will. Im Gegenteil", sagte Owen. „Aber meine Mom wird gleich wieder da sein und ich will auch nicht, dass du irgendetwas überstürzt."

„Ich weiß." Amber kniff ihre Augen zusammen und rückte noch ein paar Zentimeter von Owen weg.

„Klar willst du dich ablenken, aber gerade ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt..."

„Ich weiß", unterbrach Amber ihn. Ihre Stimme war dieses Mal deutlich bestimmter. „Es ist schon peinlich genug, dass du mich nicht küssen willst, ich will mir nicht auch noch anhören wieso."

„Was?" Owen nahm ihr Gesicht wieder in die Hand, damit sie ihm in die Augen sehen musste. Seine Augenbrauen waren tief auf seiner Stirn zusammengezogen. „Bitte glaube niemals, dass ich dich nicht küssen will. Amber, ich habe Wochen gebraucht um mich endlich zu trauen dich zu küssen. Jedes Mal, wenn ich dich sehe will ich dir deine Klamotten ausziehen und mit dir in meinem Bett verschwinden. Wenn ich dich Küsse kann ich gar nicht mehr damit aufhören." Sein Daumen strich sanft über ihre Wange. „Aber ich will nicht, dass du mich küsst, nur um dich abzulenken. Weiß du was ich meine?"

„Gott, wieso musst denn nur immer recht haben?", fragte Amber. Ein Lächeln spielte nun auf ihren Lippen, während sie ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte und einfach nur seine sanften Berührungen auf ihrem Arm und Rücken genießte.

Hail Mary | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt