Kapitel 7

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Er sah mich prüfend an und holte dann tief Luft. "Ich bin YouTuber. LetsPlayer, wenn man's genau nimmt. Es macht mir unfassbar viel Spaß und für eine ordentliche Qualität brauche ich die ganzen Sachen."

Nun sah er mich an, gespannt auf meine Reaktion. Ich grinste. "Ist ja der Hammer! Ist doch bestimmt voll cool sowas. Und wie viele Leute haben dich so abonniert?" Es interessierte mich wirklich. Ich habe immer mal wieder von Bekannten gehört, wie toll YouTube doch sei, aber hatte irgendwie nie die Gelegenheit dazu, mir das mal anzusehen.

"Naja, so um die 400K sind's schon."
Ich sah ihn mit großen Augen an. So viele? Aber ich freute mich für ihn. "Krass, hätte nicht erwartet, dass es so viele sind. Aber find' ich cool. Kannst du mir mal ein Video zeigen?" Ich sah ihn bittend an und er lachte nur und holte sein Handy raus und hielt es mir dann vor die Nase. Dann begann auch schon das Video.

"Jojojo und willkommen zu einer neuen Folge JumpLeeeague mit Kaaaaadl!" Oben links konnte man sein Gesicht sehen und auf dem Rest des Displays lief ein Spiel. Ich glaube es war Minecraft, ich hatte davon schonmal gehört.
Er sprang die ganze Zeit, aber ich achtete auch mehr auf die Kamera mit seinem Gesicht und dem Gespräch.
Mit im Video war noch jemand, Kadl heißt er glaube ich. Er war super cool drauf und es war richtig unterhaltsam den beiden zuzuhören. Sie machten dich über Haterkommentare lustig und einige Male musste ich tatsächlich mitlachen. Als das Video dann zuende war gab ich Felix lachend sein Handy wieder. "Das ist extrem cool. Und dieser Kadl ist ein verdammt lustiger Typ." Er lachte mit mir und kurz darauf breitete sich eine etwas unangenehme Stille aus. Ich beobachtete Felix etwas. Er sah gut aus, das konnte ich nicht leugnen. Mit deinen wuscheligen Haaren und den geschwungenen Lippen. Er hatte wirklich schöne Gesichtszüge. Als ich ihm dann in seine braunen Rehaugen sah, beobachteten mich diese schon. Doch anstatt peinlich berührt meinen Blick abzuwenden, starrten wir uns nun regelrecht in die Augen. Auf ein Mal rufte uns Helen runter zum Abendbrot. Wir schreckten beide etwas auf und machten uns, nachdem wir uns gegenseitig ein Lächeln geschenkt hatten, auf den Weg nach unten.

Nach dem Essen ließ ich mich dann auf Felix' Sofa fallen, welcher sofort folgte. "Wie spät ist es?" "Gleich neun Uhr, warum?"
"Hast du noch irgendwas vor?" Ich hatte keine Ahnung, was ich noch machen könnte.
"Ja, also eigentlich wollte ich noch 'ne Folge Rewilz mit Rewi aufnehmen."
Ich verstand nur Bahnhof. "Re-was mit wem?" Felix musste lachen. "Ach ja. Das ist'n Format, in dem ich und ein guter Kumpel Minecraft zocken." Ah, okay. Ich nickte einfach nur und als Felix dann zu seinem Computer ging kramte ich mein Macbook aus meinem Rucksack und vertrieb' mir damit die Zeit. Nach ein paar Minuten fing Felix an mit jemanden zu reden, den ich aber nicht hören konnte, da er Kopfhörer drin hatte.
Ich stöpselte meine ebenfalls in meine Ohren, hörte Musik und scrollte etwas auf Tumblr rum. Später gesellte sich Felix dann zu mir und sah mich einfach an. Ich nahm einen der Kopfhörer raus und bot ihn ihm an. Er nahm mir diesen lachend aus der Hand und wir hörten einfach zusammen Musik.
Es war schon relativ spät und ich merkte, wie meine Augen immer wieder zu fielen.
Als ich aufwachte, war es mitten in der Nacht. Ich bin anscheinend zusammen mit Felix auf dem Sofa eingepennt. Dieser hatte im Schlaf seine Arme um mich gelegt, was es mir jetzt schwer machte, in das Bett zu gehen ohne ihn zu wecken. Ich überlegte mir mehrere Wege aus seinen Armen, doch bei allen war die Wahrscheinlichkeit, dass er aufwacht ziemlich hoch. Also beschloss ich einfach weiterzuschlafen, denn eigentlich fand' ich es in seinen Armen sogar ziemlich gemütlich..

Das nächste Mal, als ich wach wurde, sah ich als erstes Felix' Augen. Er hatte mich anscheinend beim schlafen beobachtet. Ich gähnte einmal herzhaft und begrüßte ihn mit einem verschlafenen: "Morgen."
Daraufhin sagte er ebenfalls: "Guten Morgen."
Und oh mein Gott, seine Stimme! Es war diese raue, 'Ich-Bin-Gerade-Erst-Aufgewacht' -Stimme, die ihn irgendwie nur noch attraktiver machte, als er ohnehin schon war.
Ich lag immernoch in seinen Armen, und anstatt dass er seine Arme zurück zog, drückte er mich nur noch fester an sich. Ich hätte fast wieder einschlafen können, aber ich wollte auch mal wieder raus. Und das vielleicht auch lieber ohne Felix. Ich brauchte ein wenig Zeit für mich, soviel stand fest.
Also befreite ich mich aus seinen Armen und verschwand mit ein paar Klamotten in's Bad.
Ich duschte und machte mich anschließend fertig.
Als ich Felix' Zimmer betrat war dieser schon wieder eingepennt.
Ich musste kichern weil es echt lustig aussah wie er da auf dem Bauch und mit leicht geöffneten Mund auf dem Sofa lag. Aber um ihn irgendwie mittzuteilen, dass ich unterwegs war schrieb ich ihm einen Zettel:

"Hey Felix.
Ich wollte mal wieder etwas alleine an die frische Luft. Bin spätestens heute Nachmittag wieder da.
Bis später
Nele :)"

Darunter schrieb ich ihm für den Notfall noch meine Telefonnummer auf. Dann ging ich auch schon los.

Nach jedem Ende folgt ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt