Edelstein-Schlag

Kapitel 2

Philipps POV

Vorhin habe ich gedacht, mich trifft der Schlag. Meine Cinderella und mein Mitbewohner. Womit habe ich das verdient? Ich bin eigentlich doch nur nach Brisbane gekommen, in der Hoffnung Lisa wieder zu treffen. Brisbane war immer die Stadt, in der sie studieren wollte. Drei Jahre habe ich sie nicht gesehen und sie hat immer noch die gleiche Wirkung auf mich. Der Wunsch sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen war geradezu unmenschlich. Aber ich darf nicht vergessen, dass sie mit meinem Mitbewohner Hunter zusammen ist, somit ist sie für mich absolute Tabuzone. Warum habe ich auch gedacht, wir könnten da anknüpfen, wo wir aufgehört haben? Und wo standen wir damals überhaupt?

Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Lisa, während ich hier am Strand entlang laufe. Lisa hat mit ihrem alten Leben abgeschlossen und somit auch mit mir, dass muss ich wohl einsehen. Aber kann ich es ertragen sie an Hunters Seite zu sehen? Hunter ist ein wirklich toller Typ und wenn ich nicht diese Gefühle für sie hätte würde ich mich sicher für beide freuen.

So ein dummer Zufall, dass Taylor bei uns vor der Tür stand, mit Sack und Pack. Eigentlich wollte er ein Semester in Singapur absolvieren, aber da scheint etwas schief gelaufen zu sein. Könnte aber auch an Taylor liegen, der manchmal etwas verpeilt ist. Und dann hat er mich überredet, mit ihm ins Surfers Inn zu gehen. Aber ich kann eigentlich nicht sauer auf ihn sein, er hat Lisa heute zum ersten Mal gesehen und ich habe ihm auch nie von ihr erzählt.

Eigentlich habe ich hier niemandem von ihr erzählt. Lediglich Ryder hat mich mal auf das Foto angesprochen, dass ich von uns beiden auf meinem Nachttisch stehen habe. Ich habe nie jemandem erzählt, wie schön der Abend vor ihrem Geburtstag war. Nie habe ich jemandem beschrieben, wie ich mich immer in ihrer Nähe gefühlt habe. Dieses Gefühl, dass man seinem Gegenstück gegenüber steht. Das Gefühl, dass die Luft wärmer und das Licht heller wird, sobald SIE in meiner Nähe ist. Keinem habe ich erzählt, dass mein Herz höher schlägt, wenn sie da ist und mich anlächelt. Und ich habe auch nie jemandem erzählt, wie qualvoll die Tage nach dem Tod ihres Opas waren. Als sie in eine völlig andere Welt abgedriftet ist und ich nichts tun konnte. Niemand weiß, dass ich daran zerbrochen bin als sie von ein auf den anderen Tag plötzlich weg war.

Wütend trete ich in den Sand.

Vielleicht sollte ich Linda anrufen. Die nervt mich schon seit Wochen und will unbedingt ein Date mit mir. Vielleicht kann sie mich auf andere Gedanken bringen.

Lisas POV

Ich habe keine Ahnung, wie ich in mein Bett gekommen bin und warum ich meine Schlafsachen anhabe. In meinem Kopf herrscht absolute Matsche und ich kann mich nur dunkel an den gestrigen Abend erinnern. Mein Traum ist allerdings so präsent, dass ich immer noch Herzrasen habe. In meinem Traum war Philipp da und hat mich in seinen Armen gehalten. Hat mich beschützt und mir Sicherheit gegeben. In seiner Nähe habe ich mich immer sicher gefühlt und gerade ist dieses Gefühl wieder da. Der Traum war dermaßen intensiv, dass ich das Gefühl habe Philipp riechen zu können. Aber alles was mir bleibt, sind meine Erinnerungen, Erinnerungen an damals.

Mein Handy zeigt mir an, dass wir schon fast Mittag haben und ich langsam mal aufstehen sollte. Ich habe auch mehrere Nachrichten von Hunter, der sich erkundigt hat, wie es mir geht. Mit dem sollte ich wohl als erstes reden, danach muss ich unbedingt mit Philipp reden. Die beiden wohnen zusammen in einer WG, dass ist eine Katastrophe und wie ich damit umgehen soll ist mir schleierhaft. Aber zu aller erst brauche ich eine Dusche und einen Kaffee, weshalb ich mich auf den Weg in die Küche mache.

„Sweetie" kommt es von Ryder, der mit Hunter am Küchentisch sitzt.

„Bitte, ich brauche erst eine Dusche und einen Kaffee, dann reden wir" gebe ich zur Antwort. Ryder weiß, dass ich vor dem ersten Kaffee kaum sprechen kann. Schlecht gelaunt und immer noch mit Matsche im Kopf laufe ich Richtung Badezimmer und stelle mich unter die heiße Dusche.