Kapitel 3

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Lisas POV

Die letzten Tage sind wie im Flug vergangen und ich habe viel Zeit mit Hunter, Taylor, Ryder und Jack verbracht. Von Philipp habe ich nichts gesehen oder gehört. Auch die Jungs schweigen sich aus oder ignorieren meine Fragen. Hunter konnte Taylor erklären, was passiert ist und warum wir vorgegeben haben, ein Paar zu sein. Er wollte erst sauer sein, aber als er die Geschichte von 17 und 18 gehört hat, musste selbst er lachen. Sally hat ihm auch gestanden, dass sie sich wieder an Hunter rangemacht hat, obwohl seine Freundin dabei war. Das hat Taylor überhaupt nicht gefallen. Auch wer er selbst keine Beziehung möchte und viele Bettbekanntschaften hat, ist ihm eine Beziehung heilig. Sally hat erst ihre eigene Beziehung durch Untreue in den Sand gesetzt und dann versucht, sich in eine einzumischen. Okay, eine Fake-Beziehung, aber das wusste sie nicht. Für Taylor ist Treue ein hohes Gut und er ist ziemlich sauer deswegen auf seine Cousine.

Heute Abend steht eine Party im Haus der Jungs an. Hunter hat uns schon zu verschiedenen Challenges angemeldet, wie er mir erzählt hat. Und sie sollen nicht alle mit Alkohol zu tun haben, ich bin gespannt. Meine Stimmung ist nicht mehr auf dem absoluten Tiefpunkt, aber ich habe Angst Philipp heute Abend zu begegnen. Diese ungeklärte Situation nagt an mir und ich würde wirklich gerne mit ihm reden, bevor wir uns auf einer Feier sehen. Zudem will ich nicht sehen, wie er mit einer anderen flirtet. Alles was ich bis jetzt herausgefunden habe ist, dass er keine Freundin hat, aber häufig flirtet. Will ich das überhaupt wissen? Füge ich mir gerne selbst diesen Schmerz zu? Vielleicht kann ich aber mit ihm abschließen, wenn ich ihn mit einer anderen sehe und sehe, dass er sein Leben lebt, wie es sich für einen jungen Mann gehört.

„Sweetie, kommst du? Wir wollen los" kommt es von Ryder.

„Ich hab aber keine Lust" maule ich rum. Die Jungs haben sich in den Kopf gesetzt, dass sie heute mit mir auf dem Sportplatz Basketball spielen wollen. Das ist nach meiner psychischen Erkrankung nicht mal mehr einen Ball fangen kann, lassen sie völlig außer acht.

„Mir egal. Entweder du ziehst dich jetzt um oder ich nehme dich so mit" lacht Ryder.

Ich sehe langsam an mir herunter und überlege, ob ich so gehen kann. Mein altes Cinderella T-Shirt und meine Schlafshorts sind zwar bequem, aber keinesfalls geeignet um damit vor die Tür zu gehen. Dann werfe ich mich wohl doch in meine Sportsachen, Ryder läßt sowieso nicht locker.

Zehn Minuten später stehe ich also in kurzer Sporthose, Sport-BH und lockerem Shirt von Ryder und ziehe meine Sportschuhe an. Sein Blick mustert mich und er beginnt zu grinsen, mein Outfit scheint also in Ordnung zu sein.

Philipps POV

Ich stehe mit ein paar meiner Mannschaftskollegen auf dem Platz und zocke eine lockere Runde. Meine Nervosität steigt minütlich und immer wieder schaue ich mich um, ich warte auf Lisa. Ryder und Hunter haben Lisa überredet mit ihnen Basketball zu spielen. Sie weiß nicht, dass ich jeden Tag hier bin und ich weiß nicht, wie sie reagiert, wenn sie mich sieht.

In den letzten Wochen habe ich viel mit Hunter geredet und er hat mir die ganze Situation erklärt. Lisa und er sind kein Paar, was mich sehr beruhigt. Aber ich konnte mich nicht überwinden das Gespräch mit Lisa zu suchen. Drei Jahre sind eine lange Zeit und ich kann nicht einschätzen, was sich verändert hat. Hunter hat mir von ihrem harten Weg aus der Depression erzählt. Ich weiß jetzt, wo sie die letzten Jahre gewesen ist. Allerdings weiß ich nicht, warum sie mich komplett aus ihrem Leben gestrichen hat. Alles was ich weiß ist, dass sie nach unserem Treffen eine Panikattacke hatte. Gerade als ich Linda anrufen wollte um auf andere Gedanke zu kommen, hat Ryder mich erreicht. Er hat mir erzählt, das Lisa völlig panisch und in der Attacke gefangen in ihrem Zimmer saß. Ryder wusste nicht, was er tun sollte und hat mich um Hilfe gebeten. Ich bin dann auf direktem Weg zu ihnen gelaufen und habe Lisa wie ein Häufchen Elend in ihrem Zimmer vor dem Bett gefunden. Meine Lisa hat sich an mich geklammert und ich hatte Müh und Not, sie in ihr Bett zu bekommen. Sie hat kein Wort gesprochen, nur gezittert. Nach schier unendlich langer Zeit ist sie dann ruhig in meinem Arm eingeschlafen und ich habe versucht, ihre Nähe in mich aufzusaugen. Dieses Gefühl sie endlich wieder im Arm zu haben und an mich drücken zu können hat mir gezeigt, dass meine Gefühle sich kein bisschen verändert haben. Aber ich habe auch erkannt, dass ich diese Nähe nicht zulassen darf. Ich habe sie in diese Panikattacke getrieben und das darf ich ihr nie wieder antun. Sie hat es verdient, glücklich zu sein und der besagte Abend hat gezeigt, dass ich sie nicht glücklich machen kann. Und aus dem Grund habe ich mich ein paar Stunden später aus ihrem Zimmer geschlichen. Nur Ryder weiß, dass ich überhaupt da gewesen bin. Lisa kann sich nicht daran erinnern, vielleicht ist das auch gut so.

Edelstein-SchlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt