71~ The devil is real

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Gerade als ich mir in meinem Zimmer Schuhe und Jacke ausziehe, höre ich Schritte auf der Treppe. Die Tatsache, dass Alex bestimmt herein kommt und ich meine Jacke gerade in meiner Hand halte, macht es nichts besser. So eine scheiße aber auch. Ich blicke mich hastig im Zimmer um. Das Bett, die einzige Möglichkeit. Gerade noch rechtzeitig ziehe ich mir die Decke bis zum Hals. Es fehlt mir noch, dass Alex das rausfindet.
Gleich darauf klopft es an der Tür. "Noa, ist wirklich alles gut?", ohne auf meine Antwort zu warten, steckt er seinen Kopf zur Tür hinein. "Lass mich doch einfach in Ruhe", maule ich und sehe ihn mit einem genervten Blick entgegen. "Ist dir kalt?"
Er will meine Stirn fühlen und schafft es dieses Mal, leider auch. "Normale Temperatur", murmelt er vor sich hin und möchte meine Decke etwas herunter ziehen. Schon fast krankhaft verkrampfe ich meine Finger in die Bettdecke und verhindere somit sein Vorhaben.
"Noa, was ist los?", fragt er dieses Mal etwas fordernder. Ich rolle nur mit den Augen. Definitiv nichts, was er wissen sollte. "Mann nichts. Und jetzt geh!"
Auch aus meiner Stimme kann man langsam heraushören, dass ich dezent angesäuert bin. Was ist denn so schwer daran mich einfach in Ruhe zu lassen?
"Nicht bevor du mir sagst, was los ist", widerspricht er und verschränkt seine Arme. Erneut verdrehe ich meine Augen und drehe ihm den Rücken zu. Wenn er nicht gehen möchte muss ich das wohl tun. Erst jetzt bemerkte ich, dass neben meinem Kissen meine andere Jacke liegt. Diese ziehe ich mir, wenn auch etwas umständlich im liegen, an.
"Also ich hab Zeit", kommt es nach einer Weile von ihm. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er noch Stunden hier verbringen würde, wenn ich nicht mit der Sprache herausrücke. Soll er halt. Rein theoretisch würde mir das nichts ausmachen, seinen Blick die ganze Zeit im Rücken zu spüren macht das ganze jedoch ziemlich unangenehm.
"Ich nicht", murmle ich leise und schwinge mich kurz entschlossen aus dem Bett.
Da ich die Jacke wieder bis zum Kinn hochgezogen habe ist die Wahrscheinlichkeit, dass er meine Wunde sieht ziemlich gering. Besser so. Ich will mir nach wie vor nicht vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er die ganze Geschichte erfährt. Er würde mir den Kopf abreißen. Immerhin hab ich ihn angelogen. Ich muss eine einzige Enttäuschung für ihn sein...

Ohne weiteren Kommentar stapfe ich aus dem Zimmer die Treppen nach unten, steure auf die Türe zu.
Wohlwissend, dass er mir dicht auf den Fersen ist. "Was wird das jetzt?", forscht er nach, als ich dir Haustür öffne und den ersten Schritt nach draußen setze.
Kurz drehe ich mich zu ihm um, mustere ihn mit einem vielsagenden Blick, fixiere aber dann wieder die Sitzbank, welche direkt vor seinem Haus steht.
"Ich streike. Allein. Und jetzt lass mich in Ruhe. Danke", gebe ich zurück und mache es mir, so gut es geht auf der Sitzgelegenheit gemütlich. Seufzend blickt er mich noch eine Weile an, lässt mich dann letztendlich aber doch zurück. Anscheinend hat er wenigstens so viel vertrauen in mich, dass ich nicht weglaufen, so dass er wieder reingehen kann. Naja, nur mit Socken abhauen wäre auch etwas doof. Es ginge zwar, aber dann bin ich wahrscheinlich schneller krank, als ich schauen kann.

Gelangweilt beschäftige ich mich mit meinem Handy, aber genieße vor allem die angenehme Stille hier draußen. Glücklicherweise wohnen Alex und seine Kollegen nicht zentral in der Stadtmitte, so dass bis auf ein Auto absolute Ruhe herrscht.
Außerdem ist hier endlich Mal kein Bruder, der einen ständig nervt und sich 24 Stunden 7 Tage die Woche Sorgen um einen macht. Allein aus diesem Grund könnte ich ewig hier bleiben. Ich kann aber gleich sagen, wer nicht damit einverstanden wäre. Derjenige, der auch soeben die Haustüre geöffnet hat und nun wieder vor mir steht.
Wenn man vom Teufel spricht..

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:)

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now