28~ the devil will I do

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"Noa, ich glaub dir", ein Satz, der mich hellhörig werden lässt. Misstrauisch blicke ich zu ihm. Mein Vertrauen war ebenso klein, wie die Erwartung, dass er so etwas sagen wird. "Ehrlich", fügt er grinsend hinzu, als er meinen Blick gedeutet hat. "Aber eine Sache noch" Mit den Augen rollend wende ich mich wieder ihm zu. "Was?", frage ich schroff. Wieso muss er immer alles so hinauszögern. Bis er das sagt, was wer sagen möchte, höre ich ihm schon längst nicht mehr zu. Das sollte er mittlerweile eigentlich auch wissen. Aber wissen über mich tut er rein gar nichts. Oberflächliche Eindrücke höchstwahrscheinlich. Mehr aber auch nicht.
"Ich würde es dir dennoch raten die Hilfe des Psychologen anzunehmen. Ich merk doch, dass es dir zurzeit nicht so gut geht, außerdem ist so ein Trauma auch nicht so einfach zu verarbeiten. Zumindest ohne Hilfe", hält er mir eine Moralpredigt. Es ist mir eigentlich relativ egal, was er mir rät. Nur weil er das sagt, mache ich das sicher nicht. "Was für ein Trauma?", hinterfrage ich, nach wie vor deutlich genervt. Dieses Mal hebt er die Augenbrauen und mustert mich kritisch. "Du hast einen Mann niedergestochen. Schon vergessen?", erinnert er mich äußert freundlich daran. Nett. Eigentlich habe ich das längst verdrängt. "Wie geht's dem eigentlich?"
Mein Bruder zuckt nur mit den Schultern. Wortlos drehe ich mich weg und starre dieses Mal den Schrank an. Ich habe keine Lust mehr auf eine weitere Konversation mit ihm.
"Kannst du mir vielleicht mal erzählen, warum du es nicht für nötig hältst, mir zu sagen, dass Papa wieder da ist?", wechsele ich das Thema. "Vielleicht weil du mich rausgeschmissen hast."
"Das ist doch kein Grund, das ist wichtig. Wichtiger als dieser komische Psychologe. Also ernsthaft, echt jetzt?", erwidere ich. Alex schaut mich nur weiterhin an. "Was ist denn jetzt mit ihm?", drängele ich. "Eine Gehirnerschütterung, meine ich, aber ich kann es dir wirklich nicht sicher sagen", antwortet er. "Kann ich zu ihm?", frage ich. "Noa, du musst dich ausruhen", mahnt Alex. "Ja, aber ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen", nörgele ich herum. Dass er an dieser Situation nicht unschuldig ist, sage ich wohl besser nicht. Schließlich muss ich as hier ja jetzt nicht zerstören.

"Aber nicht so lange, ihr braucht beide Ruhe", meint Alex noch, bevor er den Raum wieder verlässt. "Jaja, mach dir nicht so viele Sorgen", schmunzelt Papa in seinem Bett. Nachdem Alex darauf bestanden hat mich ernsthadt in einem Rollstuhl durch diese Klinik zu schieben, habe ich zugestimmt und ihn machen lassen. Sonst würde er wohl nie Ruhe geben. Eine Station tiefer und schon sitze ich hier vor dem Bett und schaue Papa lächelnd an. Er sieht gar nicht mal so schlecht aus, dafür, dass er fast nen Tag irgendwo rumlag. "Alex ist voll sauer wegen der Aktion mit dem Alkohol", beichte ich ihm geknickt und sehe kurz zur Tür, hinter der Alex wohl sein wird. Als mein Blick wieder auf Papa trifft bemerke ich seine verwirrte Miene. "Was für ne Aktion?", fragt er überfordert und sieht mich wartend an. Nun bin ich ebenso verwirrt. Er hat es wohl vergessen, das anscheinend durch seine Gehirnerschütterung. "Der weswegen du hier bist und ich auch war" Ein Grinsen ziert mein Gesicht, bei dem Gedanken an die Flucht aus dem Krankenhaus. "Was ist jetzt so lustig?" Immer noch schmunzelnd schüttel ich den Kopf. "Nicht so wichtig" Nickend nimmt er das zur Kenntnis. "Warum bist du hier?", erkundigt er sich nach einer kurzen Stille. Gute Frage, ich wäre am liebsten daheim. Dort kann ich mich genauso gut ausruhen. "Ich war so doof und hab mich von nem auto anfahren lassen, als ich mit Marc und Niklas abgehauen bin", erzählte ich, dezent amüsiert über meine eigene Dummheit. "Wer sind Marc und Niklas?" Fragend schaue ich ihn an. Verarscht er mich gerade? Er kennt die beiden doch genauso gut wie ich. Eigentlich.
"Noa, kommst du wieder mit?" Alex steht wieder in der Tür und greift nach meinem Rollstuhl. Ich mag nicht ein erneutes Mal mit diesem Teil durch die halbe Klinik geschoben werden. "Warte Mal", stoppe ich meinen Halbbruder und drehe mich zu ihm um. "Ist das normal, dass Papa so Sachen nicht mehr weiß?", frage ich ihn unsicher. Ich mache mir Sorgen um ihn. "Was meinst du genau? Also so Sachen, wie Geschehnisse vor dem Unfall wird er nicht mehr wissen, das ist normal", erklärt er mir. Das ist es eben nicht. Langsam schüttel ich den Kopf. "Er weiß nicht mehr wer meine Freunde sind. Er vergisst sowas nicht, er kennt sie", flüster ich fast. Meine Stimme zittert leicht. Was wenn das was größeres ist? "Ich rede Mal kurz mit dem Stationsarzt, vielleicht sollten die nochmal ein paar Untersuchungen machen", beschließt er und lässt mich auf dem Flur stehen, um Richtung Arztzimmrr zu verschwinden. Sobald er außerhalb meines Blickfelds ist, stehe ich auf und betrete das Zimmer von Papa wieder. Etwas, was ich definitiv nicht bereuen werde.

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😌🤓

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now