77~ the devil kissed my neck and it felt like heaven

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"Ehm...ich...eh wollte nur mal aufs Klo", bringe ich heraus und richte meinen Blick auf den Boden. "Hast du das gerade gehört?"
"Möglich", antworte ich unsicher aber immerhin wahrheitsgemäß.
Mein Bruder wirft einen unsicheren Blick zu Phil, dessen Blick ich nicht wirklich deuten kann. "Also hast du gehört, was ich eben zu Phil gesagt habe?", hakt er weiter nach. Ich verstehe mein Augen.
"Ja du Depp", gebe ich zurück und gehe zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich letztendlich wieder auf Sofa niederlasse.
Es fühlt sich komisch an, dass Alex sich so Vorwürfe macht. Ich hätte eher erwartet, dass er sauer ist und mich mein Leben lang anmotzt.
"Noa, bitte rede mit mir. Warum hast du diesen Jungen abgezogen? Hat er dich provoziert? Hat er irgendwas gesagt?", überhäuft er mich mit Fragen und setzt sich neben mich. Phil hingegen bleibt mit verschränkten Armen in der Tür zur Küche stehen und mustert uns genaustens. Man könnte fast meinen, er sei Türsteher.
"Kannst du Mal die Klappe halten? Es nervt", fahre ich ihn an.
"Aber warum machst du das?", seine Stimme wird lauter, verstärkt seine Verzweiflung, "Hast du Geld gebraucht? Du hättest doch Fragen können"
Er atmet, genau wie ich tief durch.
Meine Absicht ist es nicht auszurasten. Aber wer weiß, vielleicht ist seine die gleiche. "Noa, es wäre vielleicht an der Zeit uns Mal eine Erklärung zu geben", kommt es unerwarteter Weise von Phil, der deutlich besonnener klingt, als sein Kollege. Seufzend starre ich auf meine Hände und umkreise nervös meine Finger.
"Mann ich weiß es doch selbst nicht.
Ja, vielleicht wollte ich Geld, aber es ist einfach-", ich stocke.
Es klingt allein in meinen Gedanken absolut bescheuert.
Dann wird es ausgesprochen wohl noch schlimmer sein. "Ihr versteht das nicht", murmle ich leiser und starre wiedereinmal die Decke an. "Dann erklär es uns", bittet mich Alex, der sich inzwischen wieder etwas beruhigt hat. Zumindest klingt seine Stimme wieder ruhiger und auch vertrauenswürdiger.
Ohne meinen Blick von der Decke abzuwenden hole ich tief Luft.
"Papa hat mich von klein auf kriminell erzogen. Es macht einfach Spaß", beginne ich ihnen zu erklären. Tatsächlich klingt es total bescheuert.
"Außerdem kommt man einfach an Geld", schiebe ich leicht grinsend hinterher.
Zumindest den letzten Satz hätte ich mir vielleicht verkneifen sollen.

"Noa, du musst damit aufhören", Alex seufzt bevor er wieder ansetzt. "Das wird irgendwann Konsequenzen haben, nicht nur mit mir oder den Opfern. Und ich weiß, dass es wahrscheinlich am Anfang schwer sein wird für dich, aber auch wenn dich jemand provoziert, dann kannst du dem nicht einfach eine reinschlagen. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du was brauchst. Dann können wir darüber reden. Ich bin für dich da, okay?"
Ich nicke unsicher, weil ich nicht weiß was ich sagen soll. Schließlich ist das nicht die erste Predigt von ihm, aber vielleicht die erste bei der ich mich wirklich besser will.
"Also", beginnt Alex erneut. "Du hast irgendjemanden abgezogen und dann? Deswegen das zu spät kommen und die Wunde?"
"Ja schon, also ich hab mich mit Jamal getroffen, er ist dann kurz telefonieren gegangen und dann kam auf einmal ein Typ und hat mich mit einem Messer oder sowas bedroht", beim Gedanken an diesen Moment wird mir mulmig. "Ich glaub das war der große Bruder", füge ich hinzu. "Oh Gott, dann müssen wir zur Polizei."
"Nein, bitte nicht. Das ist doch nicht so schlimm", versuche ich ihn abzuhalten.
"Doch, das ist wirklich wichtig."
"Alex, jetzt lass es doch mal. Es ist ja nichts passiert."
"Nichts passiert nennst du das?"
"Ja und fertig."
"Phil, komm mal her!", ruft Alex nach ihm. Gleich darauf steht er auch schon in der Tür. "Was ist denn?"
"Sag Noa mal, dass es wichtig ist, dass wir zur Polizei gehen."
"Noa, es ist wichtig das wir zur Polizei gehen", wiederholt Phil eher desinteressiert Alex Aussage. "Guck, es ist wichtig."
"Phil hat dir einfach nur nachgelabert", ich muss mir mein Lachen echt verkneifen. "Was hab ich?", Phil schaut auf.
"Ist auch egal. Aber Noa, das ist wirklich wichtig. Sieh es ein, wenn das jemand mitbekommen hätte, hätte der bestimmt auch die Polizei gerufen."
"Wer hätte die Polizei gerufen?", mit einem Mal steht Franco ebenfalls im Wohnzimmer und schaut neugierig zu uns. "Noa wurde bedroht."
"Oh, ja dann auf jeden Fall", stimmt auch Franco dem Ganzen zu. "Ich bin immer noch krank", der letzte Weg, außerdem hat Alex selber damit argumentiert. "Du meintest auch ich solle mich schonen."
"Hm, stimmt", Alex scheint zu überlegen. Ich habe lediglich die Hoffnung, dass es einfach in Vergessenheit geraten wird.
"Dann rufen wir einfach an", meldet sich Phil sehr hilfreich zu Wort. Na vielen Dank auf.
Ich lasse mich stöhnen zurückfallen.

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Ich bin voll produktiv, lasst uns das mal appreciaten :)

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now