Kapitel 22 : Skeptik

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Verträumt sehe ich den Mann an, welcher mir so viel schmerz und so viel gutes angetan hat. Über die letzten Wochen habe ich so viel von ihm gelernt, dass er mir manchmal wie ein neuer Mensch erscheint. 

Automatisch gleicht sich mein Atem seinem friedlichen Atem im Schlaf an. Beim schlafen sieht er so ruhig und gelassen aus. 

Die Sonne geht langsam auf und wirft Licht und Schatten in Gordons Wohnung. Viel zu gerne würde ich für immer und ewig hier mit ihm liegen bleiben, aber dann würde ich die Realität ignorieren. 

Immer wieder muss ich mir vor Augen rufen, was da draußen ständig passiert. Was mir widerfahren ist und anderen womöglich gerade widerfährt. 

Gordons Augenlider beginnen zu zucken. Einen Moment lang starre ich ihn nur an, bis ich eine Hand auf sein Gesicht lege und behutsam mit meinem Daumen über seine Wange streiche. 

Allmählich beruhigt er sich wieder, aber meine Hand lege ich nicht weg.

...

Nicht nur unser Plan verfestigt sich immer mehr über die nächsten Tage, auch unsere Bindung wird immer stärker. 

Klare Worte werden gesprochen, dennoch mit vollster Zuversicht. 

Die Nächte werden immer kürzer, da immer zwischendrin irgendjemandem etwas einfällt, wie wir den Plan noch besser machen können. 

Wie ein eingespieltes Team fuchteln wir von morgens bis spät Abends an der perfekten Lösung. 

Ich verlasse Gordons Wohnung nur zum gemeinsamen Boxtraining mit ihm. Manchmal bleibe ich alleine zurück in der Wohnung, weil Gordon seinen Diensten nachgehen muss. Allerdings frage ich nicht nach, was das alles ist. Meine Konzentration liegt momentan einfach auf etwas anderem. 

Die Frage, die sich uns nun desöfteren durch den Kopf jagt, ist, wann wir das ganze durchziehen werden. Natürlich ist alles noch nicht so weit, dass wir morgen direkt loslegen können, aber zu lange sollten wir nun auch nicht mehr warten.

Skeptisch schaue ich auf die Zeichnungen, die wir auf einer Kopie der Karte von Mountry gemalt haben, um wichtige Schritte zu festigen. Wann wäre der Beste Zeitpunkt?

Weihnachten ist nur noch wenige Tage entfernt. Wäre das eine gute Option?

In meinem Gedankenrausch merke ich gar nicht, wie Gordon wiedergekommen ist. Seinen Körper, welcher sich an meinen von hinten anschmiegt, ist das Signal, welches ich von ihm wahrnehme. 

Kurz erschrecke ich mich, bis ich meine Hände auf seine Arme lege, die um meine Taille geschwungen sind. 

"Gönn' dir mal eine Pause.", haucht er an meinem rechten Ohr und küsst danach meine Schläfe. 

Ich genieße seine Zärtlichekit, ehe ich leicht den Kopf schüttle. "Ich kann nicht. Mein Kopf gibt keine Ruhe bis alles fertig ist."

Einen Moment schweigt er, aber kurz darauf beginnt er wieder zu sprechen. "Ich konnte vorhin mit dem FBI und Komissar Montgomery sprechen."

Aufgeregt drehe ich mich hektisch um, um ihn ansehen zu können. 

"Und?", hake ich nach. 

"Wenn wir so weiter machen und noch ein paar weitere Offiziersmänner ranholen könne, mit denen wir übrigens dringend sprechen müssen, dann kann es sein, dass es vielleicht dieses Jahr noch etwas wird."

Pure Freude und Aufregung sprüht durch meinen ganzen Körper. 

"Oh mein Gott... das ist so nah...", stelle ich fest, und kann nicht glauben, dass wir schon bald hier raus sein könnten, jedoch wird es ein ereignisreicher Kampf. So einfach wird das ganze nicht. 

Mountry - Der Kampf ins FreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt