Kapitel 23 : Anruf

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„Ich habe eine Überraschung für dich.", sagt Gordon mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Irritiert, aber dennoch neugierig, lege ich mein Buch zur Seite und schaue ihn an.

„Für mich?", frage ich nach und er nickt. „Aber morgen ist doch erst Weihnachten."

Schulterzuckend setzt sich Gordon zu mir auf die Couch. Ein klein wenig kommt ein schlechtes Gefühl in mir auf, da ich nichts für ihn habe. Aber wie soll ich hier und jetzt etwas für ihn besorgen? 

"Es ist auch nicht als ein wortwörtliches Geschenk gedacht, sondern halt... eine Überraschung.", erklärt er und sieht mich abwartend an. "Also, willst du deine Überraschung sehen?"

Grinsend nicke ich wild. Gordon greift nach meiner Hand und wir stehen gemeinsam auf. Als er mich zur Tür bringt werde ich skeptisch. 

"Wohin bringst du mich?", möchte ich wissen. Anstatt einer Antwort lächelt mich Gordon kurz an, eher er die Tür öffnet und wir aus dem Raum treten. 

An Walter vorbei führt er mich in einen Gang, aber wir bleiben schon relativ schnell vor einer Tür stehen. Gordon holt einen Schlüssel aus seiner Hosentasche, schließt die Tür auf und wir gehen in einen kleinen Raum, in dem die Luft ziemlich dick ist. Allerdings befinden sich keine Fenster in diesem Raum, weshalb bloß eine Glühbirne an der Decke den Raum beleuchtet. 

Dieser Raum sieht komplett anders aus als der Rest des Hauptgebäudes. Er ist in einem dunklen grau-braun Ton gestrichen, enthält alte braune Möbel auf denen schon eine dicke Staubschicht liegt. In der Mitte des Raumes steht etwas großes. Ich kann nur nicht erkennen was es ist, da ein großes Laken darüber geschwungen ist. 

Neugierig gehe ich weiter ein den Raum hinein, um mir alles genauer anzusehen. Es sieht so rustikal und geheimnisvoll aus. Vor dem geheimnisvollen Gegenstand in der Mitte des Raumes bleibe ich allerdings stehen. "Was ist das?"

"Das ist die Überraschung.", erzählt Gordon und stellt sich zu mir. "Ich musste letztens an Thanksgiving denken. Als wir getanzt haben und wie wunderschön du davor Klavier gespielt hast. Dabei ist mir eingefallen - ich weiß gar nicht, warum ich daran nicht schon eher gedacht habe - , aber ich habe mich erinnert, dass in diesem Raum ebenfalls eins steht."

Mit Schwung entfernt er das Laken von dem Gegenstand, wobei viel Staub in die Luft gewirbelt wird, und ein wunderschöner brauner Flügel kommt zum Vorschein. Mit meinen Fingerspitzen fahre ich über den makellosen Flügel und betrachte ihn genauestens. 

"Wow... der... der ist ja noch schöner als der an Thanksgiving.", staune ich und hebe das Holz an, welches die Tasten verdeckt. Fasziniert fasse ich diese an und muss überraschend Feststelen, dass die Tasten aus Elfenbein gemacht wurden. 

"Du kannst gerne etwas spielen.", sagt Gordon ruhig und ich strahle ihn an. 

Einen kleinen  Hocker zieht Gordon unter dem Klavier hervor, auf den ich mich sitze. Ungewohnt fühlt es sich an an einem Klavier zu sitzen und kurz bin ich überfordert, bis meine Finger automatisch ihre richtige Position einnehmen. 

Ich folge dem Gefühl meiner Finger und beginne dasselbe Lied zu spielen, welches ich bereits an Thanksgiving gespielt habe. Für Elise. Gordon lehnt sich währenddessen gegen den braunen Flügel an und beobachtet mich ausgiebig wobei seine Ohren der Musik lauschen. 

 Beeindruckt von mir selber, dass ich keinen Fehler mache, spiele ich gelassen bis zum Ende weiter. Kurz vorm Ende stellt sich Gordon allerdings hinter mich. Als ich das Musikstück beendet habe küsst er mich auf meinem Scheitel. 

"Thanksgiving ist gefühlt schon eine Ewigkeit her.", äußert er sich und ich nicke. Allerdings schleicht sich dabei ein Lächeln auf meine Lippen, da es mich freut, dass er sich daran erinnern kann, dass ich dieses Lied damals gespielt habe. 

Mountry - Der Kampf ins FreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt