Kapitel 4

399 33 0
                                    

Wir waren Stunden durch den Dschungel gelaufen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Wir waren Stunden durch den Dschungel gelaufen. Ich merkte, dass Delaila und der Soldat keine Ahnung hatten, wie man sich geräuschlos in einem Dschungel bewegte.

„Passt auf, dass ihr keine Raubtiere anlockt", sagte ich mit zuckersüßer Stimme.

Delaila verharrte kurz und blickte sich wachsam um, genau wie ihr Soldat. Ich musste mir ein bösartiges Kichern verkneifen.

„Ich frage mich, wie ihr überhaupt nach Castra gelangen konntet, ohne euch im Dschungel zu verlaufen."

„Wir haben eine Karte", gab Delaila spitz von sich. „Und dieser Wald, den du Dschungel nennst, heißt übrigens Regenwald." Sie warf mir einen besserwisserischen Blick über ihre Schulter zu.

„Auf eurer Karte trägt er diesen Namen." - Doch nicht in meinem Herzen.

Wir gingen schweigend weiter. Ich hielt mich hinter den beiden. Sie wussten, dass ich nicht abhauen würde. Sonst würde mein Volk dafür büßen. Das war ihr Druckmittel gegen mich - meine Leute. Ich würde alles für sie tun. Sogar vor dem Tod würde ich nicht zurückschrecken, wenn es für Castra war. Diese Leute hatten mich großgezogen, wie eines ihrer Kinder. Damit schuldete ich ihnen mein Leben.

Wir kamen an einer Quelle an. Das Wasser darin war glasklar.

„Bei den Göttern, ich verdurste!", rief Delaila theatralisch und kniete sich vor die Quelle.

Es wäre zu perfide gewesen, sie ahnungslos trinken zu lassen. Ich gab mir einen Ruck und sagte spöttisch: „An deiner Stelle würde ich das Wasser nicht einmal berühren."

Sie sah über ihre Schulter. „Was sollte mich davon abhalten?"

„Wenn du ersticken möchtest - nur zu. Niemand hält dich auf."

Misstrauisch sah sie mich an und erhob sie sich schließlich.

„Siehst du die da?" Ich zeigte auf ein paar knallfarbene Blumen.

Die Offizierin zuckte mit den Achseln. „Ja, was soll mit denen sein?"

„Sieh genauer hin."

Ich beobachtete ihren Gesichtsausdruck, der sich kurz verzog, als sie bemerkte was ich gemeint hatte. Frösche in genau der gleichen Farbe wie die Blütenblätter saßen auf ihnen - giftige Frösche.

„Sie baden und trinken in dieser Quelle", erklärte ich. „Das Wasser ist verseucht. Ein Tropfen in deiner Kehle oder gar auf deiner Haut lässt dich ersticken. Wenn du es getrunken hättest, hätte ihr Gift deinen Magen zersetzt und du wärst erstickt. Auf der Haut wäre das Gift eingezogen und in deine Blutbahnen gelangt."

Anstatt ein „Danke" über ihre Lippen zu bekommen, rümpfte sie bloß die Nase und wir liefen weiter.

„Delaila, wir müssen aus diesem verfluchten Regenwald raus, bevor es dunkel wird", hörte ich den Soldaten seiner Vorgesetzten zuflüstern.

„Ach, denkst du, dass ich das nicht weiß, Malik?", zischte Delaila gereizt zurück.

Der Kerl hieß also Malik. Ich spürte, wie die zwei sich immer mehr anspannten. Es gefiel mir, dass sie sich unwohl und unsicher fühlten, aber ich wusste, dass sich schon bald das Blatt ändern würde, wenn wir aus meinem Hoheitsgebiet raus waren und in ihres gelangen würden. Ich hatte mein ganzes Leben in Castra verbracht. Auf dem Großen Markt in der Hauptstadt Sapphirus war ich nie gewesen. Ich war nur einmal auf der Fischerinsel Piscator mit Edan gewesen. Damals waren wir vierzehn gewesen und ich hatte eine Wette verloren. Also war ich mit Edan in seinem kleinen Fischerboot, das ihm sein Dad zum Geburtstag geschenkt hatte, auf das andere Ufer nach Piscator gerudert. Wir hatten dort zwei Tage verbracht, um Fischernetze für Edan's Dad zu kaufen. Doch sonst war ich noch nie außerhalb der Grenze des Dschungels gewesen.

Ich war neugierig auf das Ungewisse, dennoch musste ich zugeben, dass ich ein bisschen Angst davor hatte.

Bei Anbruch der Dunkelheit hatten wir es tatsächlich geschafft den Dschungel zu verlassen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Bei Anbruch der Dunkelheit hatten wir es tatsächlich geschafft den Dschungel zu verlassen. Ich hätte nicht für die Sicherheit der beiden garantieren können, wenn wir unser Nachtlager im Dschungel aufgeschlagen hätten. Auch wenn Sanctus es mir immer verboten hatte, hatte ich mich manchmal trotzdem aus dem Zelt geschlichen und im Dschungel geschlafen. Ich hatte mich mit den riesigen Blättern der Palmen zugedeckt und dem Rauschen der Baumkronen über mir zugehört. Wenn ich am Strand geschlafen hatte und ich das Rauschen der Wellen gehört hatte, hatte ich aus irgendeinem Grund immer Heimweh bekommen und wenn ich zum Sternenhimmel hinaufgeblickt hatte, hatte ich eine gewisse Sehnsucht verspürt. Im Dschungel unter den vielen Bäumen hatte ich mich immer behütet gefühlt, weil ich die Sternen durch die großen Bäume, die den Himmel verdeckten, nie hatte sehen können. Unter dem Blätterdach hatte ich mich schon immer geborgen gefühlt. Der Dschungel hatte für mich etwas Tröstliches an sich.

Es fiel mir schwerer als gedacht einen Fuß vor den anderen zu setzen, als wir die Grenze überquerten. Der Boden wurde plötzlich sandig und er trennte den Rand des Dschungels perfekt zur Außenwelt. Ich konnte es mir nicht verkneifen einmal zurückzuschauen. Mein Herz verkrampfte sich, als mein Blick auf den dunklen Dschungel fiel. Das Zwitschern der Vögel würde ich vermissen.

Als wir weit genug vom Dschungel entfernt waren, sodass wir ihn nur noch am Horizont sahen, schlugen wir unser Lager auf oder besser gesagt

Delaila und Malik. Ich hatte bei all dem Trubel nicht an einen Schlafsack oder ähnliches gedacht.

Der Soldat hatte einen großen Rucksack mit sich rumgeschleppt. Sie hatten vier Decken dabei und ich war davon ausgegangen, dass sie mir eine abgeben würden, aber da hatte ich falsch gedacht.

„Untersteh dich!", fauchte Delaila. „Du schläft draußen. Wehe du kommst ins Zelt! Dann bekommst du erstrecht keine Decke!"

Ich verkniff mir ein Kommentar und legte mich irgendwo ins Gras.

„Und denk gar nicht erst daran abzuhauen! Sonst werden wir eine fünffach so große Armee zu deinem Stamm schicken!", ertönte ihre Stimme aus dem Zelt.

Ich stöhnte genervt und verschränkte meine Hände über meinen Bauch. Ich versuchte die Augen zu schließen, doch es gelang mir nicht. Ich war dazu gezwungen in den Sternenhimmel zu starren. Mein Herz verengte sich und mir lief aus irgendeinem Grund die erste Träne seit dreizehn Jahren über die Wange.

HIRAETHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt