Kapitel 83

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 Auch als wir schon längst wieder in der Lagerhalle waren und Jin von unserem Ärzte Team behandelt wird, bin ich immer noch in meinen Gedanken gefangen und nehme nichts war, was außerhalb passiert. Ich hoffe Jin kommt durch...

Ich komme erst wieder in die Realität, als ich ein ziehen an der Stirn merke. Gerade so kann ich die Hand aufhalten, die mir noch einen Schnipser verpassen will. Die Hand gehört zu Jenni. "Jetzt mach dir nicht so viele Sorgen. Er wird es schon schaffen, wer soll uns sonst mit dem Kochlöffel schlagen, wenn wir die Küche nicht aufräumen?" Versucht sie mich aufzumuntern, was nicht wirklich gelingt. Sie weiß genau, dass ich mir die Schuld dafür gebe, und das zurecht. Hätte ich ihn richtig getötet oder wäre sicher gegangen, dass er tot ist, müsste Jin jetzt nicht um sein Leben kämpfen. 

Ich verabschiede mich von ihr und gehe in die zweite Etage, in das Zimmer, in welches Jin gebracht wurde. Einzig mein Bruder und der Arzt sind bei Jin. Namjoon muss anscheinend die anderen herausgeschickt haben. Er sitzt neben Jin und hält seine Hand, bedacht darauf dem Arzt nicht im Weg zu sein. Letzteres hat mich schon bemerkt, führt aber seine Arbeit still aus. Man kann sehen, dass er angespannt ist. Verständlich, er behandelt gerade den Freund von seinem Boss und auch ich stehe hier und beobachte ihn. Trotz seiner Anspannung sehen seine Handgriffe sehr fließend aus. "Es tut mir leid." Unterbreche ich die Stille. Namjoon zuckt kaum merklich zusammen und dreht sich in meine Richtung, ohne die Hand seines Freundes loszulassen. "Raus." Haucht dieser nur, doch es war so leise, dass ich es kaum verstanden habe.

"RAUS!" Brüllt er mich jetzt an und neue Tränen verlassen seine Augen. Wegen der plötzlichen Lautstärke zucke ich zusammen und lasse meinen Kopf hängen. Ich drehe mich um und gehe wieder aus dem Raum raus. Sobald ich die Tür geschlossen habe, fangen die ersten Tränen an, sich ihren Weg über meine Wangen zu bahnen. Überwältigt von den vielen Gedanken und Emotionen, die auf mich einprasseln wie ein Kugelregen, lasse ich mich an der Wand sinken, welche gegenüber von der Tür ist. Ich spüre Trauer, Hass, Scham und noch so vieles weitere. mein Kopf sinkt auf meine Knie und ich lege schützend meine Arme um meine Beine. 

Eine ganze weile sitze ich so auf dem Flurboden und versuche die immer lauter werdenden Stimmen aus meinem Kopf zu jagen. Ich schrecke auf, als sich eine warme Hand auf meinen Rücken legt. Sofort werde ich in eine Umarmung gezogen und ich kann feststellen, dass es Yoongi ist, der mich im Arm hält. Ich erwidere die Umarmung und bin einfach nur froh, dass er da ist. "Es ist nicht deine Schuld. Es hätte jedem passieren können und wir wissen ja, dass wir verletzt werden können, wenn wir rausgehen." Spricht er zu mir und gibt mir einen Kuss auf meinen Kopf. 

Mittlerweile sind wir alle zu Hause, bis auf mein Bruder natürlich, der nicht von der Seite seines Freundes weicht. Um mich abzulenken, sortiere ich die Akten von den verstorbenen Mitgliedern neu ein und plane noch deren Beerdigung. Wirklich ablenken kann ich mich jedoch damit nicht, da meine Gedanken permanent bei Jin hängen. Ich hatte das große Glück bis jetzt noch niemanden von meinen engen Vertrauten verloren zu haben und ich will es auch nie erleben. Ein klopfen an meiner Zimmertür reißt mich wieder aus meinen Gedanken. Da ich jetzt eigentlich permanent bei meinem Freund schlafe, benutze ich mein Zimmer als Büro für zu Hause. Ich lasse die Person eintreten und es stellt sich heraus, dass es meine Freundinnen sind. Sie setzen sich auf mein Bett und wissen anscheinend nicht so ganz was sie sagen sollen. 

Schließlich rückt Ana mit der Sprache heraus. "Also wir haben uns gefragt, wieso du ihn nicht einfach erschossen hast, sondern erdrosseln wolltest." Spricht sie aus, was sie und die anderen sich anscheinend schon die ganze Zeit fragen. "Ich wollte ihn leiden lassen. Er sollte merken, dass seine Zeit abgelaufen ist und soll sehnsüchtig nach einen Ausweg suchen und ihn dann nicht finden. Er sollte sein Leben nochmal an sich vorbeiziehen sehen, bevor er stirbt." Antworte ich ihnen. "Aber das hat früher noch nie geklappt. Du hast schon öfters versucht, die Menschen so umzubringen und es hat nie geklappt, doch wieso hast du es wieder versucht?" Fragt jetzt Jenni etwas einfühlsamer. "Oder hat da dein Ego mitgespielt? Wolltest du nicht zugeben, dass du es halt nicht schaffst die Menschen zu erdrosseln. Er hätte auch leiden können, wenn du ihm die Kehle durchgeschnitten hättest." Schnaubt Leonie jetzt und ich kann verstehen, dass sie wütend sind.

Auch für die drei sind die Jungs ihre Familie geworden. Sie haben schon einmal ihre Familien verloren und wollen nicht dass es sich wiederholt. Ich kann nichts erwidern, da sie ins schwarze getroffen hat. Obwohl es so einfach ist, jemanden zu erdrosseln, habe ich es nie hinbekommen und das reizt mich extrem. "Wir gehen jetzt zu Jin. Schraub erstmal dein Ego zurück, weil so kann das bestimmt nicht weiter gehen. Außerdem wollen wir dann etwas Zeit mit unserer Familie verbringen, bevor sie auch noch angeschossen oder getötet werden." Sagt Ana noch, bevor sie mit Leonie den Raum verlässt. Schon wieder fließen die Tränen über mein Gesicht.

"Ich glaube sie hat das nicht ernst gemeint. Wir sind alle erschöpft von dem Tag. In ein paar Tagen sieht die Welt schon ganz anders aus." Meint Jenni enthusiastisch. Auch sie verlässt wieder mein Zimmer, um den Leuten in Deutschland bescheid zu geben und zu schauen, was die Bullen machen.

Und sie hatte recht danach sah die Welt ganz anders aus, aber nicht wirklich gut...

Criminal (BTS FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt