Kapitel 9

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Eyes Open ~ Taylor Swift


Belle

Angespannt saß ich auf meinem Bett in dem kleinen Gästezimmer, welches Maxwell mir zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem ich ihm von dem Anruf erzählt hatte, natürlich beschränkte ich mich nur auf die halbe Wahrheit, hatte er mir freundlicherweise angeboten, dass ich erstmal bei ihm bleiben könne, bis sich die Gefahr gelegt hat.

Ich konnte mir immer noch keinen Reim darauf bilden, warum Z. mich anlügen sollte. Schließlich hatte er mir doch geholfen und war schon lange ein Freund der Familie. Er übernahm auch hin und wieder Aufträge von meinem Vater oder von Alec...Alec! Schoss es mir durch den Kopf. Was wenn Z. Alec Bescheid gegeben hatte, dass ich hier war? Würde Z. mir das wirklich antun nachdem ich ihm von Alecs Machenschaften berichtet hatte? Ich konnte es mir eigentlich kaum vorstellen. Aber auf der anderen Seite war er immer sehr loyal gewesen, also warum sollte er nicht auch jetzt loyal gegenüber meinem Bruder sein.

Durch das ganze Kopfzerbrechen bekam ich schließlich Kopfschmerzen und mir wurde übel. Allein der Gedanke daran, dass Alec mir womöglich auf der Spur sein konnte, ließ meinen Magen ganz verrückt spielen. Ich wollte nicht zu ihm zurück. Ich wollte ihn und meinen Dad nie wiedersehen. Sie hatten mich beide verraten. Dad als er zuließ, dass Adam mich damals an seiner Stelle mitnahm und Alec als er mich dem Anführer der Wölfe versprochen hatte. Wie konnte er nur glauben, dass ich einfach so einen wild fremden Mann heiraten würde. Noch dazu einen, den ich kaum kannte?

Durch ein zaghaftes Klopfen an der Tür wurde ich endlich aus meinen düsteren Gedanken erlöst. Eine junge Frau steckte den Kopf herein und lächelte mich freundlich an. „Hi! Darf ich reinkommen?", sie hatte eine unglaublich melodische und beruhigende Stimme. Ich nickte ihr zu und sie trat ein. Auf den Armen balancierte sie ein Tablett. Sie stellte aus auf den kleinen weißen Nachttisch neben dem Bett. „Ich hab Dir eine Kleinigkeit zu Essen und zu trinken gebracht. Du musst ja völlig verhungert sein.", jammerte sie mit einem frechen Grinsen im Gesicht. „Darf ich?", fragte sie und deutete auf den Platz neben mir im Bett. Sie war groß und hatte kurze blonde Haare, die ihn in sanften Wellen auf die Schulter fielen. Sie hatte wirklich ein wunderschönes Gesicht, mit markanten Zügen und einer spitzen Nase. Ansonsten war sie schlank aber hatte wunderschöne Kurve, die in ihrer Jeans und der engen Bluse gut zur Geltung kamen. Sie war wirklich sehr hübsch und attraktiv.

„Entschuldige bitte die Unannehmlichkeiten die Max Dir bereitet hat. Zugegen er hat mir erst vor einer halben Stunde von Dir erzählt. Ich bin Olivia, Maxwells Frau.", stellte sie sich freundlich vor. Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und musste kräftig husten. Olivia schlug mir sogleich auf den Rücken und reichte mir dann ein Glas Wasser. Ich trank es in einem Zug aus, ehe ich mich ihr wieder zu wand. „Seine Frau?", krächzte ich entgeistert. Olivia lachte kurz auf und antwortete mir dann schließlich: „Ist das wo abwegig? Hat er Dir denn nichts erzählt?" Ich schüttelte immer noch verwirrt den Kopf. Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Deshalb hatte der Plan Maxwell zu verführen nicht funktioniert. Er war mit dieser Schönheit neben mir verheiratet. „Nein, tut mir leid. Ich dachte nur, weil er doch...ach egal.", brach ich ab. Olivia entfloh ein kleines Kichern: „Weil er keinen Ring trägt?" Wieder könnte ich nur verblüfft nicken. Zumindest schien ich nicht die erste gewesen zu sein die darauf reinfiel. „Den trägt er nie bei der Arbeit. Damit schützt er mich.", beantwortete sie schließlich meine unausgesprochene Frage mit einem Schulterzucken.

Dann wurde ihr Blick plötzlich ernst. „Max hat mir erzählt, was passiert ist und warum Du jetzt länger bei uns bleiben wirst. Geht es Dir gut?", fragte sie besorgt, fast schon mütterlich. „Ich denke schon. Ich weiß nicht genau, was ich von all dem hier halten soll.", antwortete ich ihr ehrlich. Zu gerne hätte ich ihr meine wahren Probleme anvertraut, doch dann wäre meine Tarnung aufgehoben und ich hätte einiges mehr zu erklären. „Sag Bescheid, wenn ich etwas für Dich tun kann okay? Glaub mir, ich kenne Deine Situation nur zu gut.", sagte sie dann schließlich wieder in diesem friedlichen sanften Ton. Überrascht sah ich sie an: „Wie meinst Du das?" „Max war auch nicht meine erste Wahl. Aber er hat mich gerettet und das war nun mal seine Bedingung. Erst sollte ich nur mit ihm ausgehen, doch dann wollte er mehr. Und dann haben wir geheiratet. Anfangs war ich sehr distanziert aber dann habe ich ihn richtig kennen gelernt. Und mit der Zeit habe ich ihn lieben gelernt. Max ist ein guter Mann und ein noch besserer Vater.", wieder verschluckte ich mich und starrte sie an. „Ihr habt Kinder?", fragte ich entgeistert. „Du guckst mich so schockiert an. Wir haben vor zwei Jahren Zwillinge bekommen." In den letzten paar Minuten hatte ich ein ganz anderes Bild von Maxwell bekommen als ursprünglich angenommen. Maxwell war also verheiratet und hatte Kinder. Ich konnte es kaum glauben. „Maxwell ist nicht so wie Du es vielleicht denken magst. Er ist sehr liebevoll und passt gut auf uns auf. Inzwischen könnte ich mir keinen besseren Mann vorstellen." „Du hast gesagt er habe Dich gerettet. Was meinst Du damit?", fragte ich sie vorsichtig. Ihr Blick verdunkelte sich etwas und sie sah auf ihre ausgestreckten Beine. „Meine Eltern haben mich in ein Heim gegen als sie ein zweites Kind bekamen. Naja, sie wollten eben immer nur einen Jungen haben. Ich war damals erst vier. Mit achtzehn musste ich das Heim dann verlassen und geriet irgendwie auf die schiefe Bahn. Dabei lernte ich Max kennen. Er war damals Anführer von irgendeiner Gang. Er holte mich von der Straße und brachte mich nach Amerika. Tja...das ist meine Geschichte. Und Deine?", ich konnte nicht anders als ihre Hand zu greifen.

Ich wollte gerade ansetzten ihr meine „Fake" Geschichte zu erzählen, als die Tür aufgerissen wurde. Maxwells Augen suchten das Zimmer prüfend ab und blieben schließlich bei Olivia hängen. Sofort wurden seine Gesichtszüge weicher und er betrat das Zimmer.

„Hier steckst Du. Ich hab Dich schon gesucht.", Maxwell kam auf uns zu und blieb schließlich neben meinem Bett stehen. Sanft strich er Olivia einmal über die Wange und küsste sie vorsichtig auf den Haaransatz. Ein wenig beschämt drehte ich den Kopf weg. Ich fühlte mich wie ein Eindringling in ihrem Leben. Ich meine, genau das war ich auch. Ich hatte mich hier eingenistet, missbrauchte ihr Vertrauen um sie schließlich zu bestehlen. Das war nicht fair von mir. Aber was war schon fair in unserem Leben?

„Ich habe mich mit unserem Gast angefreundet.", antwortete Olivia ihm fröhlich. Zwei Augenpaar richteten sich plötzlich auf mich und ich lächelte verlegen. Während Olivias blaue Augen mich einfach nur munter anblitzten, lagen Maxwells braune Augen weiterhin wachsam auf mir. Er misstraute mir also immer noch. Naja, ganz unbegründet war seine Sorge nicht.

Dann wand er sich wieder seiner Frau zu und sein Ton wurde plötzlich ernster: „Wir bekommen Besuch. Geschäftlich. Ich brauch Dich an meiner Seite." Auch wenn die beiden inzwischen verheiratet waren, schimmerte immer noch durch in welcher Stellung Olivia zu Maxwell stand. Er liebte sie, daran bestand kein Zweifel aber, wenn er sie brauchte, war sie ein hübsches Accessoire, das den Mund hielt oder über banale Dinge lachte um den Geschäftspartner wohl fühlen zu lassen. Nach dem Verschwinden meiner Mutter hatte mein Vater ebenfalls ein paar solcher Damen an seiner Seite.

Olivia nickte wissend und stand auf. „Es hat mich gefreut Dich kennen zu lernen. Reden wir morgen weiter?", fragte sie mich. „Gern. Es hat mich auch gefreut.", antwortete ich ihr knapp und sah dann zu Maxwell. „Es tut mir Leid aber Du kannst an diesem Essen nicht teilnehmen. Wie gesagt, geschäftlich. Ich werde jemanden mit einem Abendessen zu Dir schicken. Brauchst Du sonst noch etwas?" „Nein Danke. Ich bin versorgt. Ich verspreche mich ruhig zu verhalten", murmelte ich. Maxwell atmete erleichtert aus und lächelte dann: „Na schön. Dann lass ich Dich mal in Frieden. Gute Nacht." Ich grinste und sagte: „Euch viel Spaß und viel Erfolg." Sofort bereute ich, das gesagt zu haben. Maxwells Ausdruck wurde plötzlich dunkel und undefinierbar. Doch nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder gefasst. „Danke, aber ein Essen mit De Manière hat noch nie Spaß gemacht."

Augenblicklich hörte mein Herz auf zu schlagen...


Heute mal ein etwas längeres Kapitel. Ich hoffe es gefällt Euch. Was meint Ihr? Fliegt unsere liebe Belle jetzt doch noch auf? Was meint Ihr wie es für Adam weiter geht? Ich freue mich auf eure Vermutungen. Bis dahin...

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