Kapitel 16

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Wolves ~ Sam Tinnesz, Silverberg


Adam


Luis lief schon seit einigen Minuten nervös hinter mir auf und ab. Ich saß weiterhin auf meinem Stuhl und ließ den jungen Mann vor mir nicht mehr aus den Augen. Hunter hatte seinen Kopf in seine linke Hand gestützt, während er sein Handy mit der anderen an sein Ohr presste. Er versuchte vergeblich seine Sicherheitsleute zu erreichen, die Belle zu seinem Hubschrauber bringen sollten.

„Okay, Danke. Er soll sich umgehend melden und keiner rührt das Mädchen an. Verstanden?", knurrte er ins Handy, ehe er fluchend auflegte. „Der Hubschrauber ist bereits auf dem Weg zur Insel. Mein Pilot wird sich melden, sobald er angekommen ist. Wir müssen abwarten", sprach Maxwell leise. Luis hinter war zum Stehen gekommen und hatte sich neben mir aufgebaut. „Ich schwöre Dir, wenn ihr auch nur jemand ein einzelnes Haar gekrümmt hat, bring ich Dich um und schneide demjenigen die Finger ab.", drohte er dem Mann uns gegenüber. Maxwell stand jetzt auch auf und lehnte sich über den Tisch. „Wieso so giftig? Ich habe auch ein gewisses Interesse daran die Kleine wohlbehalten wieder hier zu haben, oder?", zischte er Luis jetzt an. „Ich brauche einen Drink. Darf ich Euch ebenfalls einladen?", fragte er dann resigniert.

Wenige Minuten saß ich neben Maxwell in einem Sessel in seinem Saloon und hatte ein Glas Whiskey in der Hand. Luis hatte sich auf eines der Gästezimmer zurückgezogen. Er wollte jetzt lieber allein sein. Wir starrten eine Weile einfach nur aus dem Fenster, bis Maxwell sich plötzlich räusperte: „Also, wie läufts so in der Gang? Kommst Du zurecht?" „Natürlich komme ich zurecht. Was lässt dich denken, dass es nicht so wäre?", fragte ich ihn verwirrt. Maxwell lachte kurz auf und schwenkte sein Glas in seiner Hand hin und her. „Du sitzt bei mir und bist verzweifelt auf der Suche nach einem kleinen Mädchen. Also, erzähl mir was über sie. Sie scheint Dir sehr wichtig zu sein.", antwortete er schließlich. Misstrauisch sah ich ihn von der Seite an. Was wollte er damit bezwecken? Maxwell drehte ebenfalls seinen Kopf zu mir und sah mich aus müden Augen an. „Ach komm schon. Bis du immer noch so misstrauisch?", grinste er schwach. Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich in meinem Sessel zurück. „Es war letztes Jahr im Herbst als ich sie das erste Mal gesehen hatte. Ihr Vater hat sehr viele Schulden bei uns und die wollten wir eintreiben. Wir hatten uns in einem abgelegenen Teil des Parks mit ihm verabredet. Der Plan war es eigentlich ihn umzubringen und dann sein Haus zu stürmen und uns das Geld selbst zu holen. Luis hatte die Situation so weit unter Kontrolle, dass ich mich im Hintergrund aufhalten konnte bis...", fing ich an doch stockte als ich anfangen wollte von Belle zu sprechen. „Bis sie auftauchte, stimmts?", hakte Maxwell vorsichtig nach. Ich nickte nur und erzählte dann weiter: „Sie war so entschlossen ihren elenden Vater zu retten, dass sie wirklich alles getan hätte. Sie war supernervig, aber irgendwie hatte sie mein Interesse geweckt. Als nahmen wir sie mit, anstatt ihren Vater zu töten. Glaub mir, es hat nicht mal eine Stunde gedauert da hatte ich es schon wieder bereut. Sie war so schwach und verletzlich und diese Stärke und Aufopferungsbereitschaft war wie weggeblasen. Ich habe tatsächlich versucht ihr eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Aber ich konnte nicht. Sie hatte mich schon zu sehr um den Finger gewickelt..." Meine Stimme wurde von Silbe zu Silbe leiser geworden. Ich hatte mich inzwischen mit den Unterarmen auf den Beinen abgestützt und starrte auf den Boden. Maxwell lehnte sich zu mir und sprach mit leiser Stimme: „Sie hat Dir ordentlich zugesetzt, oder? Ein bisschen kann ich Dich verstehen. Selbst mir fiel es schwer ihren unschuldigen Augen standhaft zu bleiben. Naja, schätze wir wissen jetzt auch warum." Ich sah zu ihm auf. „Das war nicht der Grund. Innerlich war ich schwer beeindruckt, davon was sie alles aufgegeben hatte, um ihren Vater zu beschützen.", meine Stimme zitterte schon fast vor Wut. „Sie hat so viel durchgemacht. So viel. Und ich habe es einfach zugelassen.", Frust war der Wut gewichen und meine stimme war nur noch ein leises Flüstern.

Ich wollte gerade ansetzen und weitersprechen als Maxwells Handy klingelte. Er zögerte keine Sekunde und nahm sofort ab: „Hallo? ...Ja...Wie bitte?" Maxwell stand auf und raufte sich die Haare. Alarmiert stand ich ebenfalls auf und sah ihn an. Irgendetwas stimmte nicht. „Habe ich nicht verfluchte Scheiße! Was soll das heißen?", verzweifelt sah er in meine Richtung. Panik machte sich in mir breit. War Belle etwas passiert? War sie in Ordnung? Brauchte sie Hilfe? „In Ordnung. Danke, ab hier übernehme ich selbst. Ach, und Mr. Carter? Ich denke Sie wissen was das für Sie und Ihre Frau bedeutet.", Hunters Stimme hatte einen bedrohlichen Ton angenommen als er auflegte. Seine Augen spien Feuer vor Wut. Er ließ sein Handy sinken und seine Finger verkrampften sich darum. Er war kurz davor es einfach in seiner Hand zu zerquetschen.

„Was ist passiert?", versuchte ich ihn in einem normalen Ton zu fragen. Aber man konnte immer noch die Sorge in meiner Stimme hören. „Sie ist nicht da. Sie saß im Hubschrauber und wurde dann wieder rausgeholt. Angeblich hätte ich den Befehl gegeben sie zu mir zurückzubringen." „Ich verstehe nicht ganz was Du meinst. Du hast diesen Befehl doch gegeben?", fragte ich mein Gegenüber. „Ja, aber erst nachdem meine Sicherheitsleute sie in den Kofferraum meines Autos gesperrt hatten. Sie sind mit ihr weggefahren bevor ich versucht hatte sie zu erreichen.", Maxwell fasste sich an die Stirn und drehte sich zum Fenster um. „jemand hat mir falsche Sicherheitskräfte untergejubelt, um an die Kleine zu kommen. Wer auch immer sie jetzt hat, weiß, dass er uns beide damit in der Hand hat.", sagte er trocken ohne den leisesten Hauch einer Emotion in der Stimme.

„Fuck!", schrie ich und schmiss mein Glas gegen die Wand. Es zersplitterte in tausend Teile. Wir waren so kurz davor. So kurz davor Belle zu finden und sie in Sicherheit zu bringen. Verdammt, wo war sie da nur reingeraten.

Erneut fing Maxwells Handy an zu klingeln. Stirnrunzelnd sah er auch seinen Bildschirm. Ein anonymer Anrufer. Ich deutete ihm sofort abzunehmen. „Hallo?", fragte er kalt. Da war er wieder. Der kalte Gangleader, der keine Gnade kannte und aus mir das „Biest" gemacht hatte. Maxwell hatte auf Lautsprecher gestellt, damit ich diesmal mithören konnte. „Hunter. Wie schön von Dir zu hören.", mir gefror das Blut in den Adern bei dem Klang der Stimme. Collin...der Anführer der Wölfe. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass sich mein Anliegen erledigt hat. Ich habe bereits gefunden wonach ich suche. Aber ich bedanke mich bei dir für Deine Hilfe.", ein dreckiges Lachen war zu hören dann redete er weiter: „Keine Sorge, die Kleine ist in guten Händen bei mir. Schönen Tag noch." Dann hatte er einfach aufgelegt und Maxwell und ich starrten uns entsetzt an.

Wir mussten nicht aussprechen, was wir dachten, denn es war das gleiche. Collin hatte Belle entführt. Und dafür würde er büßen. 

Beauty and her BeastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt