"Was?", frage ich entgeistert, blanke Wut kocht plötzlich in mir hoch. Wie kommt es, dass Birdie so empfindet? Obwohl sie sonst immer jeden mag, obwohl sie noch nicht einmal die Zeit hatte sich eine Meinung zu bilden. Birdie kennt Alistair kaum und sie kennt ihn nicht so, wie ich ihn kenne.
"keine Ahnung, irgendwie fand ich ihn unsympathisch.", rechtfertigt sich mit erschrocken ruhiger Stimme. Ich schnaube. "Und ihr, fandet ihr ihn auch unsympathisch?", richte ich mich nun an Henry und Kiera, vielleicht wollen sie ja auch noch ihre Meinung dazu äußern, bevor sie es auch einfach ungefragt tun. Henry zuckt unbeteiligt mit den Schultern, sein Blick spiegelt Unsicherheit wieder. "Ich will mich da echt nicht einmischen.", beginnt er zaghaft und macht mich damit fast noch wütender, als wenn er geradeheraus Birdie zugestimmt hätte. "Ist doch egal, ob ich ihn sympathisch finde oder nicht, so lang du glücklich bist und ihn magst." Genau so eine Aussage hätte ich auch von meiner besten Freundin erwartet. "Ja ich bin glücklich und ja ich mag ihn.", beginne ich herrisch und wende mich dann wieder Birdie zu. "Und deswegen ist es mir egal was du von ihm hältst.", meckere ich meine eigentlich beste Freundin an. "Warum unterstützt du mich denn nicht? Willst du irgendwie, dass ich mit ihm Schluss mache, ist das dein Ziel?", frage ich, mit wütender, zitternder Stimme.
Birdie weiß ganz genau, wie viel wert ich auf ihre Meinung lege, wie wichtig es mir ist, dass sie mich unterstützt. Allerdings scheinen sie meine Worte kalt zu lassen, auf ihrem Gesicht erkenne ich keine Reue oder Schuldbewusstsein. "Nein, du sollst nicht mit ihm Schluss machen.", beginnt Birdie sachlich und ich hasse sie dafür, dass ihre Stimme so ruhig ist, dass sie so ernsthaft bleibt und mich nicht auch einfach anschreit, wie ich es tue. "Ich glaube aber nicht, dass er dich glücklich machen wird." Henry und Kiera verziehen sich stillschweigend in Henrys Zimmer, während Birdie und ich noch im Eingangsbereich der Wohnung verweilen.
"Toll, dass du mich so gut kennst.", gebe ich eingeschnappt von mir, wieso muss sie sich denn jetzt so plötzlich bei mir einmischen? "Ist es weil, ausnahmsweise einer mich mag und nicht dich?" mein Körper zittert. "Erträgst du es nicht, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen?", werfe ich ihr vor und es ist mir total egal, ob ich sie damit verletze, ob ich ihr unrecht tue. Birdie hat angefangen und diese Konfrontation bewusst gewählt. "Das ist unfair.", beschwert sie sich und ihre Stimme klingt ein wenig wehleidig. "Das ist nicht unfair, dass ist so. Einmal findet mich jemand gut, den ich auch mag und ganz plötzlich meinst du dich in meine Beziehungen einmischen zu müssen." "du steigerst dich da ein wenig zu sehr rein.", findet Birdie dann plötzlich und ich schnaube erbost, dass ist jetzt gerade kein Argument. "Was ist es, was du nicht magst?", frage ich und gehe erst gar nicht, auf die blöde Aussage ein. "Weil du nicht bezahlen durftest? War es das? Weil du nicht beweisen konntest wie emanzipiert und feministisch du bist, ist es das? Werd erwachsen, Birdie.", werfe ich ihr vor.
Aus meiner Wut heraus merke ich gar nicht, wie unrecht ich mit meinen Worten habe, aber Birdie merkt es. Das erste Mal an diesem Abend, sehe ich ihr den Ärger und die Wut an, direkt ins Gesicht geschrieben. "Weil ich emanzipiert und feministisch sein will? Mein Gott, hörst du dich eigentlich selber reden?", beschwert Birdie sich lautstark und setzt direkt fort. "Warum ich deinen Alistair nicht mag? Nicht weil er unbedingt bezahlen musste, sondern weil er total arrogant, großspurig und selbstverliebt ist, seine Großkotzigkeit, dass er unbedingt die Rechnung bezahlen musste war nur ein Ausdruck von all dessen. Wenn du das nicht siehst, bist du ein Idiot" Birdies Stimme überschlägt sich fast, als sie meinem Freund all dies vorwirft, mir hingegen fehlt die Sprache.
Ist es das, was Birdie wirklich von Alistair denkt oder sagt sie das jetzt nur aus der Wut heraus? Nie wäre mir eine dieser negativen Charaktereigenschaften an meinem Freund aufgefallen, aber Birdie meint so eine Aussage nach erst ein paar Stunden treffen zu können. Ich war doch heute Abend dabei, ich habe jeden Satz gehört den er gesagt hat, jedes einzelne Wort, mir wäre doch aufgefallen, wenn Alistair sich daneben benommen hätte. Ganz im Gegenteil, ich fand sein Verhalten charmant, sympathisch, liebenswert.
"Danke, dass du so ehrlich zu mir bist.", bringe ich stockend heraus. Ich fühle mich plötzlich ziemlich kraftlos und müde, bin wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Es tat ganz schön weh diese Worte von Birdie zu hören, immerhin ist sie meine beste Freundin und Alistair ist mein Freund. Auch wenn ich es mir gewünscht hätte, dass die beiden sich verstehen, wäre es nicht schlimm gewesen, wenn es nicht so wäre. Aber ob ich mit Birdies abfälliger, herablassender Meinung klar komme, weiß ich nicht. "Ich denke, ich geh heut doch noch zu Alistair.", murmle ich verhalten und drehe Birdie den Rücken zu. Zum Glück habe ich meine Schuhe noch nicht ausgezogen gehabt und meine Jacke hängt auch noch über meinem Arm, so kann ich möglichst schnell die Wohnung verlassen. Ohne ein weiteres Wort von mir oder Birdie schließe ich die Türe hinter mir.
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Auf Alistairs Gesicht spiegelt sich Verwirrung wieder, als er mir die Türe öffnet und ich ihn zaghaft anlächle. Ich hatte zwar auf meinem Weg zum ihm versucht ihn zu erreichen, aber er ist nicht dran gegangen.
Die kühle, frische Luft hat mir gut getan, hat meinen Verstand klarer werden lassen. Ich habe viele gemeine Dinge zu Birdie gesagt und ich bereue es auch, trotzdem tut es mir immer noch ihre Worte weh und den inneren Konflikt den sie in mir ausgelöst hat, bringt mich nicht zur Ruhe. Muss ich mich jetzt zwischen ihr und Alistair entscheiden?
"Hab mich mit Birdie gestritten.", murmle ich matt und meide jeglichen Augenkontakt. Ich fühle mich Alistair gegenüber schuldig. Schuldig dafür, dass Birdie ihn nicht leiden kann, dass meine beste Freundin ihn nicht mag. "Komm rein." Alistairs Stimme ist ruhig, er stellt keine Fragen und das beruhigt mich, ich wüsste nicht wie ich ihm erklären könnte, dass wir uns wegen ihm gestritten haben.
Wir beide wechseln nur wenige Worte miteinander, Alistair scheint zu bemerken, dass ich nicht reden möchte. Still ziehe ich mich aus, putze mir die Zähne und lege mich dann in Alistairs Bett, er sitzt noch an seinem Schreibtisch und macht irgendwas an seinem Laptop. Als er fertig ist schaut er zu mir rüber, ich strecke meine Arme aus. "Kuscheln?", frage ich und bringe meinen Freund damit zum grinse. Er lässt sich neben mich auf das Bett fallen, nimmt mich in den Arm und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. Ich schließe zufrieden meine Augen. Eins ist mir klar, ich würde Alistair nicht so ohne weiteres aufgeben.
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TOXIC
Teen Fiction**Pausiert** Owen kompensiert sein fehlendes Selbstwertgefühl mit Sex, aber das ist okay. Eigentlich braucht er nur jemanden, der ihm das Gefühl gibt geliebt zu werden. Dann trifft er auf Alistair und dieser scheint ihm genau das Gefühl zu geben, w...