Kapitel 4

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Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einer Behandlungsliege. An mir waren einige Kabel angeschlossen und vor mir saß der Mann von vorhin. Er hielt ein Blatt in der Hand, das er sehr genau betrachtete. Auf diesem waren viele kleine Hügel abgebildet und daraus schlussfolgerte ich, dass er gerade ein EKG mit mir gemacht hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass ich aufgewacht war. „Hallo, ich bin Dr. Martin Gruber", stellte er sich direkt vor. „Und du bist?". Ich schluckte. „Novalee Sommer", antwortete ich nervös und hoffte, dass er den Beitrag über mich nicht gesehen hatte. „Ich wusste, dass du mir bekannt vorkommst. Aber das ist nebensächlich, mich interessiert nur deine Gesundheit", sagte er. „Hast du das öfters, dass dir einfach mal so schwindlig wird oder bist in letzter Zeit schonmal umgekippt?", fragte er, während er die Kabel von meinem Oberkörper entfernte.

„Na ja, eigentlich nicht. Gestern als ich aus dem Zug gestiegen bin war mir einmal kurz schwindlig. Ich habe mich kurz hingesetzt und dann ging es wieder", erklärte ich ihm. „Ok. Dann würde ich jetzt noch Blut abnehmen und müsste dann deine Eltern informieren", entgegnete er mir und wartete auf meine Reaktion. Ich fluchte leise. „Warum bist du denn überhaupt abgehauen, wenn ich fragen darf?", daraufhin erzählte ich ihm die komplette Geschichte. Er schaute sehr geschockt. „Dir ist klar, dass ich in solchen Fällen das Jugendamt benachrichtigen muss, oder?". „Das wäre in meinem Fall auch gut so. Ich will einfach nichts mehr mit meiner Familie zu tun haben". Anschließend guckte er sich die Hämatome von den Schlägen an. Er gab mir eine Salbe mit. „Tja, wie machen wir das jetzt mit deinen Eltern..?", sagte er und gleichzeitig überlegte er anscheinend. „Ich werde sie informieren müssen". „Wir würden auf der Stelle zurück fahren", beschrieb ich das, was sicherlich geschehen würde. Danach kontaktierte er das Jugendamt. „So", sagte er, als er mit dem letzten Telefonat fertig war. „Also. Jetzt gleich wird eine Frau Winter vom Jugendamt kommen, dich wohl einige Sachen fragen und dich dann mitnehmen ins Kinderheim". „Und was passiert danach?", fragte ich ängstlich. „Ich weiß es nicht. Meistens wird in solchen Fällen das Gericht eingeschaltet und es wird zum Kindeswohl entschieden". Bevor ich irgendetwas darauf erwidern konnte, klopfte es an der Tür und Frau Winter war da.

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