Schicksalsschläge

Kapitel 2

Die Idee war abzuhauen. Das war so genial und ich fing direkt an, alles ganz genau zu planen. Denn mein Plan musste bis ins kleinste Detail genauestens durchdacht sein. Niemand würde davon erfahren, da ich keine Freunde hatte. Ich wollte so schnell wie es ging abhauen und so verbrachte ich jede freie Minute mit planen. Als erstes musste ich mir einen Ort aussuchen. Es musste weit weg sein und am besten ein Dorf. Da fiel mir das perfekte Ziel ins Auge: Ellmau. Ein kleines Dorf in Österreich. Beim Abendessen teilten mir meine Eltern mit, dass sie am Wochenende mit meiner Schwester in ein Wellnesshotel fahren würden. Ich durfte natürlich nicht mit, sondern sollte daheim bleiben und lernen, wegen meiner letzten Physik Note. Eine 5. Aber das kam mir gerade recht, da ich so unbemerkt verschwinden konnte. Heute war Donnerstag, also hatte ich noch 3 Tage um den Rest zu planen. Zeitig wurde ich fertig und so war Samstag schon gekommen.

Meine Eltern hatten gerade mit meiner Schwester das Haus verlassen. Ich wartete noch, bis sie ins Auto gestiegen und weg gefahren waren und holte dann meinen Koffer aus dem Schrank. Ich leerte die Haushaltskasse, in der sich noch genau 1000 € befanden und verließ das Haus. Schnurstracks ging ich zum Bahnhof. Wow. Dieses Gefühl gerade konnte ich gar nicht beschreiben. Es war einfach Freiheit. Glücklich bezahlte ich mein Zugticket. Ich würde 2 Mal umsteigen müssen. Voller guter Laune stieg ich in den Zug, holte mein Handy raus und machte mein Lieblingslied „Patience" von der Band ‚Take That' an. Ganze 6 Stunden Zugfahrt lagen noch vor mir. Demnach würde ich wahrscheinlich heute Abend so gegen 19:00 Uhr in Ellmau ankommen. Erst jetzt realisierte ich, was ich getan hatte. Ich haute gerade ab. Ließ mein Leben hinter mir. Hatte die Haushaltskasse geplündert. Mist. Gedanken, wie es weiter gehen sollte, hatte ich mir überhaupt noch nicht gemacht. Ich konnte ja nicht ewig in Ellmau bleiben. Ich wollte aber garantiert auch nicht wieder zurück. Mein Vater wäre sicherlich kurz davor, mich tot zu prügeln. Er und auch meine Mutter würden so sauer sein. Verdammt. Aber schließlich schob ich diese ganzen Bedenken weg und genoss die Zugfahrt. Darüber konnte ich mir schließlich den Kopf zerbrechen, wenn es irgendwann so weit war.