Kapitel 4

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Kapitel 4

Wie jedes Mal, wenn sie ein Schwert in der Hand hielt, war Fenrir anders. Kühler wirkend und hochkonzentriert beobachtete sie Freyr, wie er sich bereit machte und sie schließlich anfingen, gegeneinander zu kämpfen.

Seine enorme Kraft war mit ihrer nicht zu vergleichen, weshalb sie oft genug in den Sand flog. Doch mit dem Schwert konnte sie umgehen und bewies ihm auch, dass sie gute Ideen hatte, um in einem Kampf bestehen zu können. Doch das, was ihr fehlte, war die rein körperliche Kraft.

"Das machst du gut", nickte Freyr zufrieden. Er wirkte nicht erschöpft, obwohl sie schon einige Zeit lang übten.

Dafür keuchte Fenrir, die sich gerade wieder aufrappelte, nachdem er sie mit einem kräftigen Schlag zu Boden befördert hatte.

Ihre dunkelgrünen Augen funkelten und sie meinte kopfschüttelnd, dass sie überhaupt nicht gut war. "Mir fehlt die Kraft, Euren oder Kales Schlägen standzuhalten", gestand sie missmutig. Seit sie Kale begegnet war, war dieser ihr Feind. Nie würde sie vergessen, wie leicht er jeden Versuch von Fenrir hatte abblocken können und das wurmte sie sehr.

Freyr machte ein Geräusch, dass sie leise sein sollte. Sarano wusste immerhin nichts von Kale und das würde nur Fragen aufwerfen. "Du machst dich trotzdem gut", behauptete er. "Dir fehlt eben Ausdauer und Kraft."

Er hatte seinem Meister wirklich nichts davon verraten. Dabei hatte Fenrir angenommen, dass wenigstens Sarano von etwas wusste, damit er Freyr den bestmöglichen Unterricht erteilen konnte.

"Ihr habt Recht. Ich sollte mich auf Ausdauer und Kraft konzentrieren", sagte sie einwilligend. Es würde ihr nur zugute kommen, da war sie sich sicher.

"Das Problem wird die Zeit sein", meinte Freyr entschuldigend.

Fragend legte Fenrir ihren Kopf schief. "Wie meint Ihr das?", forschte sie genauer nach. Sie hatte doch Zeit ...

"Ich hatte gehofft, dass du mich vielleicht regelmäßig begleiten könntest", meinte er und ließ es wie eine Frage klingen.

Fenrir legte ihren Kopf auf die andere Seite und machte ein fragendes Geräusch. "Könnt Ihr Euch bitte genauer äußern?", wollte sie wissen, denn begleiten bedeutete viele unterschiedliche Dinge.

"Das, was wir heute gemacht haben", meinte Freyr nüchtern, als würde das alles erklären.

Verblüfft hielt Fenrir inne. Bei seiner Arbeit sollte sie ihn begleiten? Warum? Seine Frau, aber auch Lady Sinon waren oft dabei. "Wenn das Euer Wunsch ist, werde ich mich dem beugen, Eure Hoheit", sagte sie höflich, dachte aber auch gleichzeitig darüber nach, wann sie dann am besten trainieren sollte.

"Ich möchte, dass du lernst", erklärte er. "Es ist mir wichtig, dass du verstehst, wie ich regiere."

Zustimmend nickte Fenrir und wischte sich den Staub von ihrer Uniform. "Sehr gerne. Eure Arbeit interessiert mich", gab sie zu und stellte sich wieder in Position auf.

Freyr tat es ihr gleich und erneut begannen sie mit einer Runde Übungen.

Im Gegensatz zum König hatte Fenrir irgendwann Probleme, mit ihm mitzuhalten. Sie keuchte bereits und ihre Bewegungen wurden schwächer, doch sie wollte nicht aufhören.

Schließlich entschied sich Freyr dazu, eine Pause zu machen und wich zurück. "Wir sollten für heute aufhören", sagte er und atmete bereits etwas hektischer.

Erschöpft ließ sich Fenrir auf dem Sandboden nieder und keuchte. "Ich muss einfach stärker werden", murmelte sie mit dem Blick in den dunkel werdenden Himmel gerichtet. Auch wenn das bedeutete, dass sie weniger Zeit für andere Dinge haben würde: Stärker zu werden war ihr wichtiger.

Drachenaugen - Der Hinterhalt (Band 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt