24. Verliebt.

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„Na? Wie geht's dir?", begrüßte mich Niall und umarmte mich über die Absperrung. Verdattert schaute ich zwischen Holly und ihm hin und her – genau wie sie hatte ich nicht damit gerechnet, den Sänger hier anzutreffen.

„Ihr kennt euch?", fragte Holly überrascht und schaute uns mit großen Augen an.

„Flüchtig", grinste Niall und zwinkerte mir verschmitzt zu. Dann wandte er sich an die netten Herren in schwarz. „Lasst sie durch, Leute, sie gehören zu mir!"

Ohne ein Wort trat der Türsteher zur Seite und Holly schlüpfte unter seinem Arm durch, schnell folgte ich ihr. Kaum hatten wir die Absperrung hinter uns, fiel Holly Niall in die Arme. Sie schien ihn wirklich gern zu haben, was bestimmt auf Gegenseitigkeit beruhte.

„Wie läuft's bei dir? Was machst du in L.A.?", erkundigte sich Niall und sah mich mit seinen himmelblauen Augen an. Sofort musste ich an ein anderes blaues Augenpaar denken. Ein so viel vertrauteres...

„Naja, Casting, Gespräche, Vorstellungen... du weißt schon!", erklärte ich ihm nervös und lächelte ihn zaghaft an. Ich hatte auf keinen Fall damit gerechnet, ihn noch einmal zu sehen – zumindest nicht so schnell. 

Noch immer war es mir leicht peinlich, in welchem Zustand ich letzte Woche in seinem Appartement aufgekreuzt war. Immerhin handelte es sich um Niall Horan und nicht um irgendeinen dahergelaufenen Bauerntrampel! Wieder staunte ich wie gut er aussah – Liz würde mit ziemlicher Sicherheit durchdrehen, wenn sie erfahren würde, dass ich Niall schon wieder über den Weg gelaufen war.

Gemeinsam betraten wir die Halle und Niall steuerte sofort auf die freien Plätze nah am Geländer zu. Er wurde von verschiedensten Menschen mit einem lauten Hallo begrüßt, doch Niall sah nur mit leuchtenden Augen auf die Bühne. 

Ob er es wohl vermisste, mit den anderen gemeinsam auf der Bühne zu stehen? Den tobenden Applaus mit seinen besten Freunden zu genießen? Zusammen stolz auf das Erreichte zurückzublicken?

Vom ViP-Bereich sah man perfekt auf die Bühne, darunter brodelte die Menge. Die Stimmung war bombastisch, jeder wartete darauf, endlich Harry Styles zu sehen. Um ehrlich zu sein freute ich mich auf das Konzert – Harry hatte eine wunderschöne Stimme, ich würde jede Sekunde genießen. Wenn da bloß nicht dieser eine finstere Gedanke wäre...

„Wir haben dich letzten Sonntag vermisst, es wäre ein echt schöner Abend gewesen!", rief Niall in mein Ohr, um den tosenden Lärm der Fans zu übertönen. „Ich hoffe es ist nichts Schlimmes passiert!" Verneinend schüttelte ich meinen Kopf. Nein, es war alles okay gewesen. Einfach lächeln, Lottie, drüberstehen und lächeln. 

Niall musste nicht wissen, dass ich mich in den Schlaf geweint hatte. Dass ich heulend in der Dunkelheit und in der Kälte auf einer Parkbank gesessen hatte, während sich Alex bespaßen ließ.

„Das ist mein Song!", lachte Niall plötzlich und begann laut mitzusingen. In der Zeit, in der sich die Halle füllte und wir auf Harry warteten, war die ganze Zeit Musik gelaufen. Vielleicht war es Harrys Playlist, vielleicht hatte auch jemand anderes die Lieder ausgesucht, doch Niall begann mit einem breiten Grinsen auf den Lippen den Text zu schmettern.

Nice to meet ya, what's your name?"

Lachend lehnte ich mich an das Geländer. Von hier aus sah man den Zuschauerraum, die tobenden Fans, die Bühne... es war atemberaubend. Genauso stellte ich mir ein perfektes Konzert vor. Grinsend ließ ich meinen Blick über das Publikum schweifen, viele der Mädchen waren ein paar Jahre jünger als ich, obwohl ich auch hin und wieder ältere Gesichter erspähte. 

Die Directioner, die von Anfang an dabei gewesen waren, würden wohl immer präsent sein. Plötzlich sahen mehrere Mädchen hoch, immer mehr in ihrem Umkreis begannen sich umzudrehen und zum ViP-Bereich zu sehen. 

Niall winkte ihnen mit einer lässigen Handbewegung zu. Natürlich war Harry der Star des heutigen Abends, doch One Direction war und blieb One Direction. Lächelnd beobachtete ich die Mädchen. Sie hatten sich auf jeden Fall den richtigen Künstler ausgesucht, den sie unterstützen wollten. Harry und seine Musik waren einfach unglaublich!

Plötzlich erinnerte ich mich an Amandas Worte und zückte mein Handy. Schnell schoss ich ein Foto von der Bühne und tippte ‚waiting for you! xx' dazu, das musste ausreichen. Holly streckte mir als Bestätigung zwei Daumen nach oben, dann wuselte sie davon, um eine Bekannte zu begrüßen.

„Harry wird sich freuen, dass du da bist!", hörte ich Niall sagen. „Er scheint dich gern zu haben!" Dankbar lächelte ich Niall an. Immer wieder wunderte es mich, wie bodenständig er doch war, genauso wie Harry. Beide wirkten wie ganz normale junge Menschen, die in der Öffentlichkeit gelegentlich Massenhysterien auslösten. Ich gluckste leise – bei mir war das laut der Presse nicht anders.

Das Konzert war ein voller Erfolg. Die Menge tobte, Harry verzauberte jeden von uns – sogar Niall schien manchmal sprachlos zu sein, obwohl er die Stimme seines Freundes doch in- und auswendig kennen musste. 

Wir schafften es beide nicht, still auf den ungemütlichen Bänken zu sitzen, sondern sprangen immer wieder auf und jubelten Harry zu. Niall begann sich im Takt der Musik zu bewegen und lachend ergriff ich seine Hand als er mich aufforderte, mit ich zu tanzen. Erleichtert stellte ich fest, dass er ein genauso miserabler Tänzer war wie ich, doch das hinderte uns nicht daran, wie verrückte Teenies im Club auf und ab zu springen. 

Wir tanzten, als gäbe es kein Morgen mehr. Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich mich richtig gut fühlte, an diesem Abend verschwendete ich keinen Gedanken an Portugal und an Surfboards, Niall ließ mich alles vergessen. An diesem Abend gab es nur mich und die Musik. Ich war dabei, alles zu erreichen, was ich mir jemals gewünscht hatte und nichts würde mich davon abhalten!

Gerne zu tanzen war ein wichtiger Schritt, sich zu verlieben.

Und in diesem Moment konnte ich Jane Austen zustimmen – ich war verliebt. Ich liebte den dröhnenden Bass, liebte die Atmosphäre, liebte die Energie, die durch meinen Körper strömte.

Ich war verliebt in diesen Moment. 

CluelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt