Kapitel 4

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Gleich darauf wurden wir alle gleichzeitig auf die Bühne geboten. Ich sah viele Eltern, Frauen und Männer. Sie standen da und ihnen schien dasselbe durch den Kopf zu gehen wie mir. Das einzige was uns interessierte, war das unsere Kinder wieder in Sicherheit gebracht werden. Niemand wollte hier sein, hier stehen. Und doch sind wir hier. Kameras wurden auf uns gerichtet und das grelle Licht der Scheinwerfer blendete mich. Dicht neben mir stand Peeta. Er verzog keine Miene und anscheinend machte er sich auch keine Mühe die anderen Teilnehmer zu mustern. Haymitch jedoch tat es, genau wie seine geliebte Frau Ella. Jedoch hatte Haymitch einen ziemlich sichern Blick wo hingegen bei Ella, sah ich nur Verunsicherung und Angst. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Als ich das erste Mal auf dieser Bühne stand, hatte ich genau die gleiche Angst. Vorsichtig liess ich meinen Blick weiter über die vielen Fremden Gesichter huschen. Ceasar hatte die Show bereits gestartet und redete irgendwas vor sich hin. Ich musste ziemlich abgeschweift sein mit meinen Gedanken, denn plötzlich wurde an meiner Schulter gerüttelt. „Katniss?" „Mhhm..??" Ich hob meinen Kopf bis ich in die Augen von Ceasar sah. Die ganze Aufmerksamkeit galt mir. „Würdest du mir meine Frage beantworten?" „Welche Frage?" „Anscheinend warst du in Gedanken ganz wo anders, sonst hättest du bestimmt bemerkt von was ich sprach." Er machte eine Pause, schnappte nach Luft ehe er weiter redete. „Deine Kinder, Malina und Finnick....... Was liegt dir an ihnen?" Was soll das denn bitte für eine Frage sein? Sie sind meine Kinder! „Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber diese Frage ist wirklich schwachsinnig. Meine Kinder bedeuten mir alles, sie sind mein Leben. Und glauben sie mir, ich werde sie daraus holen, darauf können sie wetten." „Uhhhh, klingt ganz schön spannend." Meinte Ceasar, worauf das ganze Publikum lachte. Nicht einmal meine Mundwinkel begannen zu zucken, schliesslich hatten sie auch keinen Grund dazu. Was ich gerade gesagt hatte, war mein Ernst. Es ging mir nicht darum, hier lebendig wieder raus zu kommen, es ging darum, dass meine Kinder wieder hier raus kommen. Ich wusste genau so gut wie die meisten anderen hier, dass ich keine grosse Chance hätte, die Arena wieder lebend zu verlassen. Ich schüttelte meinen Kopf um von meinen Gedanken los zu kommen und stellte mich hinüber zu allen anderen. „Ladys und Gentlemans, unsere Tribute!" Applaus ertönte ehe Ceasar das Zeichen gab und sich die Kameras von uns abwanden. Ohne auf Peeta zu warten ging ich zurück in mein Zimmer. Ein wenig Schlaf würde bestimmt nicht schaden, denn morgen... müsste ich trainieren.

Ich wurde von Effie geweckt, die mich zu einem kleinen Tisch in der Lobby führte und mir einen Teller mit einem Stück Brot und 2 Eiern gab. Eilig ass ich auf und zog mich schliesslich um. Wir hatten extra einen Trainings Anzug bekommen. Ich wurde von Friedenswächtern in einen abgelegenen Raum gebracht, wo man mir eine Spritze gab. „Für was soll die gut sein?" fragte ich eine der Angestellten. „Damit die Simulationen dich nicht töten." Antwortete sie mit einem Lächeln. Vielleicht hatte ich keine Ahnung um was es sich hier handelt aber ich wusste, dass es nichts Gutes sein wird. Ich wurde in einen weiteren Raum gebracht, worin viele Stühle standen. Alle Eltern der Kinder sassen bereits auf einem der Stühle und ich nahm ebenfalls Platz, auf einem mit der Nummer 12/2. Alle schwiegen und immer wieder wurde einer nach dem anderen aufgerufen und in einen Raum geführt. Ich wusste nicht was mich erwartet aber jeder der wieder aus dem Raum kam, sah fertig aus. Viele hatten Schürfwunden und waren verschwitzt, einige hatten sogar ziemlich tiefe Wunden aus denen Blut sickerte. Was um alles in der Welt sollte das? Wenn diese Leute jetzt schon so hergerichtet werden, dann können sie unmöglich in die Arena. Haymitch verschwand schliesslich auch in den Raum und ich war nun nur noch mit Peeta hier. Als Haymitch wieder raus kam, stand mir der Schock ins Gesicht geschrieben. Sofort nahm ich sein Handgelenk und sah ihm in die Augen. „Haymitch, was um alles in der Welt ist da drin?" Statt mir eine Antwort zu geben, schüttelte er den Kopf und ging weiter. Ich schluckte einmal kräftig als Peeta aufgerufen wurde. Ich wusste dass es keine 10 Minuten dauern würde, bis er wieder hier war und ich dran wäre. Ich hatte Angst. Mein Name wurde aufgerufen und ich ging langsam auf die Türe zu. Ich sah mich nochmal um, da Peeta eigentlich schon längst draussen sein müsste. Doch ich fand ihn nicht. Ich weigerte mich die Tür zu öffnen und einzutreten, wenn er nicht bald auftauchen würde. Mein Name wurde wieder gerufen, doch die Stimme klang weniger erfreut wie davor. Ich schloss meine Augen und Atmete einmal tief durch ehe ich die Tür öffnete und eintrat. Ich erschrak als die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. Ich hörte das zirpen von Grillen und ein Brüllen. Vor mir erstreckte sich ein Jungle und ein paar Schritte entfernt von mir stand ein Löwe. Er sah prächtig aus in seinem Fell und mit seiner goldenen Mähne. Langsam ging ich nach rechts, um möglichst viel Abstand von dem Tier zu schaffen. Auch wenn dieser Löwe so wundervoll ist, er ist gefährlich. Vor dem Löwen erstreckte sich eine kleine Blutlache und ich geriet in Panik. Ist die von Peeta!? Ein Brüllen riss mich wieder aus den Gedanken und ich bemerkte wie sich der Löwe von mir abwandte. Sobald er sich umgedreht hatte, ging ich in die entgegengesetzte Richtung weiter. Ich hörte einen Schrei, vermutlich von einem der Tribute. Ich beschleunigte meinen Schritt und ging tiefer in den Jungle hinein. Ich wollte ihr helfen, aber erst müsste ich sie finden. Ich ging so schnell wie meine Füsse mich trugen und begann schliesslich dann doch zu rennen. Wieder ertönte ein Schrei und ich wechselte meine Richtung. Auf dem Boden sah ich einen ziemlich Spitzen Ast, den ich mir schnappte um ihn als Waffe benutzen zu können. Ich entdeckte Feuer, das sich hoch in den Himmel erstreckte. Eine Frau in meinem Alter war an einem Pfosten gefesselt, nahe dem Feuer. Ich wusste, wenn ich ihr nicht helfen würde, würde sie früher oder später brennen. Ich ging auf sie zu und sah wie sie weinte. Mit dem kleinen Ast den ich hatte, versuchte ich die Fesseln zu öffnen, was mir nach einer gefühlten Ewigkeit auch gelang. Die Frau fiel mir immer noch weinen um den Hals. Dann lief sie weg ohne mir auch nur „danke" zu sagen. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und wollte weiter gehen, als mir das kleine Häuschen auffiel. Ich ging darauf zu, öffnete die Tür und trat ein. Es war leer und ziemlich modrig. Ein kleines Fünkchen Licht strahlte durch das undichte Dach hindurch auf eine Wand. Ich ging näher und sah einen Bogen mit einem Köcher Pfeile. Schnell riss ich ihn weg und verliess die Hütte. Doch es war anders. Die Sonne schien nicht mehr, ein finsterer Nachthimmel erstreckte sich über mir. Ich biss mir auf die Lippe als ich ein Brüllen hörte. Es schien ganz nahe zu sein und das bestätigte sich, als die Vögle wild aus dem Jungle flohen. Nicht mal eine Sekunde später trat der prachtvolle Löwe aus dem Jungle hervor und leckte sich mit seiner Riesen Zunge das Blut von seiner Schnauze. Sofort war mir klar, wessen Blut es war. Anscheinend hatte es die Frau nicht weit geschafft. Der Löwe trat näher und ich wusste, wenn ich eine zu ruckartige Bewegung machen würde, würde er sich auf mich stürzen und dann hätte ich endgültig Ich verloren. Vorsichtig fuhr ich mit meiner Hand hoch, um an einen der Pfeile zu kommen. Der Löwe gab wieder ein Brüllen von sich doch ich nahm es kaum wahr. Als ich endlich den ersehnten Pfeil in meinen Händen vorfand, zog ich ihn langsam raus. In meinem Kopf sagte ich mir immer wieder die Worte: Keine ruckartige Bewegung. Ich vernahm noch ein Brüllen und mein Blick huschte wieder zum Löwen. Er war nicht mehr alleine. Man könnte schon fast sagen eine Armee hatte sich um ihn herum gesammelt. Alle sahen mich gierig an, als könnten sie es nicht erwarten mich in stückte zu reissen und mich zu fressen. Ich nahm meinen Bogen in die Hand und spannte ihn langsam. Ich richtete die Pfeilspitze auf den ersten Löwen und zögerte nicht. Sofort liess ich los und der Pfeil stach dem Löwen mitten in die Brust. Er kippte zur Seite und blieb regungslos liegen. Auf eine Art tat mir das Tier leid, hätte ich die Wahl gehabt hätte ich ihn nicht getötet. Gleich als ich den ersten Pfeil abschoss stürzte ein Löwe nach dem anderen auf mich zu. Ich nahm einen Pfeil nach dem anderen und schnell schoss ich sie ab. Die Löwen wurden immer weniger und nun stand mir nur noch einer gegenüber. In seinen Augen zeichnete sich Angst, in den anderen davor sah ich nur Hunger und Begierde. Den Bogen hatte ich immer noch gespannt und der Pfeil war auf das Tier vor mir gerichtet. Aber anstatt es abzuschiessen drehte ich mich um und ging langsam weg. Irgendwie wusste ich, dass dieser Löwe sich lieber in Sicherheit brachte, als mich zu verfolgen und unnötig zu sterben. Ich hatte wohl Recht, denn als ich mich umdrehte, war er bereits verschwunden. War ich fertig mit meinem Training? Oder war das nur eine kleine Kostprobe? Ich ging wieder tief in den Jungle hinein. Er erinnert mich an das letzte Mal, als ich in der Arena war. Doch dieser Jungle war anders. Auf eine Art und Weise war er friedlich und doch erschien er mir fast noch gefährlicher. Ich wusste nicht was ich davon halte sollte also liess ich es auch bleiben. Ich hasste es mir unnötig Gedanken zu machen. Nach einem ziemlich langen Fussmarsch, erblickte ich eine Wasserquelle. Ich ging in die Knie und gierig begann ich zu trinken. Das Wasser war erfrischend kühl und als es meinem Hals hinunter floss, verspürte ich puren Genuss und Erleichterung. Bald würde ich in die Arena gehen, in die Richtige. Dort würde ich nicht gerettet werden, wenn ich sterbe dann sterbe ich. Hier allerdings würde man mich retten, die Show für die Arena muss eben weiter gehen. Ich erschrak und ein kleiner Schrei entfuhr mir, als ich ins Wasser gezerrt wurde. Mir bleib keine Zeit um Luft zu holen. Meinen Bogen hatte ich ausgezogen und deswegen hatte ich keine Waffe um mich zu wehren. Es war viel zu dunkel, weswegen ich nicht ausmachen konnte wer oder was mich immer tiefer auf den Grund zog. Die Kraft verliess meinen Körper und ich wusste dass ich meine Luft nicht viel länger anhalten könnte. Ich zappelte wild im Wasser aber es brachte nichts. Mit meinem freien Fuss versuchte ich gegen das etwas an meinem anderen Fuss zu treten. Es ertönte ein qualvoller Aufschrei und ich war mir sicher es getroffen zu haben. Bevor es wieder zuschnappen konnte schwamm ich so schnell wie ich nur konnte an die Oberfläche. Die Kraft kehrte in meinen Körper zurück und Adrenalin pumpte wild durch mich hindurch. Ich erreichte die Oberfläche und nahm einmal tief Luft. Ich paddelte auf das Ufer zu und zog mich schnell hinaus. Keuchend liess ich mich nieder, aber nicht zu lange. Ich nahm meinem Bogen und spannte ihn an. Damit zielte ich auf das Wasser, jedoch schoss ich ihn nicht ab. Ich wartete geduldig. Es gab keine Anzeichen dass das Monster oder was auch immer es war, wieder zurückkommen würde. Also entschloss ich mich weiter zu gehen. Es erklang ein Schuss und ich fuhr erschrocken zusammen. Mein Blick richtete sich in den Himmel. Es war wohl Angewohnheit, denn in der Arena erschienen am Abend immer die gefallenen Tribute am Himmel. Eine nette Frauenstimme trällerte in ein Mikrofon und ihre Stimme hallte in dem Trainingsraum wieder. „Katniss Everdeen, bitte begeben sie sich sofort zu Ausgang der Arena." Noch einige Male wiederholte sich das, ehe es wieder ruhig wurde. Ich schüttete meinen Kopf. Ich drehte mich um, in die Richtung von der ich gekommen war. Als ich die Metallene Tür erreichte, wurde sie von selbst geöffnet und ein paar Leute des Kapitols standen davor. Kameras waren auf mich gerichtet und meine Augen wurden gross. Was soll das? Ceasars Stimme erklang und wieder fuhr ich zusammen. „Hier ist sie. Was würdet ihr sagen? Wie viel Punkte verdient unser Mädchen oder besser gesagt unsere Frau in Flammen?" Gelächter ertönte und ich trat hinter dem Vorhang hervor. Vor mir erstreckte sich die Bühne und ein grosses Publikum. Alle hatten ein kleines Papier in der Hand und jeder schrieb nun eine Zahl darauf. Auf den meisten der Zettel erschien eine 12 oder eine 11. Ich blickte hinter mich und sah Peeta, der ebenfalls einen Zettel mit einer Zahl hoch hielt. Es war eine 4. War ich wirklich so schlecht? Was habe ich ihm bloss getan das er immer noch so zu mir ist? Und das schlimmste daran ist, dass ich egal wie gemein er zu mir ist, ihn liebe. „Katniss, wie du siehst zeigen die meisten Bewertungen eine 12." Auf dem grossen Bildschirm erschien ein Bild von mir, als ich die Löwen getötet hatte. Daneben wurden die Punkte 12/12 aufgezeigt. Ich war erstaunt wie viel ich geschafft hatte, jedoch war das nichts. Eigentlich sollte ich mich freuen, aber das tat ich nicht. Ich fühlte mich so nutzlos und schlecht. Die Bewertung des Publikums geht mir am Arsch vorbei aber die Bewertung von Peeta traf mich mitten ins Herz.

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Hey Leute :D

Ich freue mich wirklich riesig das ihr meine Geschichte lest. Ausserdem danke fürs Voten und Kommentieren :D. Nicht aufhören, das finde ich total toll und es freut mich immer wieder.

-Stories_4ever

Die Tribute von Panem 4 - The last fightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt