3.

2 0 0
                                    

Wir sind bereits wieder in unserem Gemeinschaftsraum. Mit wir meine ich natürlich: Kate Mirja und mich. Das Abendessen ist eigentlich, bis auf die Ankündigung von Mrs. Birtch gut verlaufen, denke ich gerade als ich mir einen Löffel Schoko-Eis in den Mund schiebe. Ich habe nämlich als wir von Abendessen zurückgekommen sind erleichtert festgestellt, dass es entgegen meiner Annahme nicht nur supergesundes Bio-Essen gibt, sondern auch etwas für den «Ausgleich» zu finden ist. Es läuft gerade 28 Dresses, als es plötzlich an der Tür klopft. Wir sehen einander an. «Wer klopft den jetzt bei uns an?» fragt Kate und eilt zur Tür. Mirja und ich lauschen gebannt. Ich höre den Klang einer tiefen Stimme, kann aber nicht erkennen mit wem sich Kate unterhält. Sie kommt zurück zu uns und sieht mich mit grossen Augen an. «Da ist jemand für dich an der Tür.» Sie gibt mir mit einem Blick zu verstehen, dass wir uns später darüber unterhalten werden. Ich gehe verwundert zur Tür und bin erstaunt als Jason vor mir steht. «Hi», sage ich und muss lächeln. «Hi» sagt er und lächelt ebenfalls. Er steckt die Hände in die Hosentaschen und sieht mich nervös an. «Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein.» Er grinst
«Ja solltest du eigentlich nicht, wenn die Lehrer das Erfahren, gibt es wohl ärger.» erwidere ich. Mirja hat mich bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass Jungs nichts im Mädchentrakt zu suchen haben.
«Das Risiko gehe ich wohl ein, wir hatten beim Abendessen interessante Unterhaltungen, deshalb wollte ich fragen, ob wir einen kleinen Ausflug machen wollen.»
«Ist das den nicht gegen die Regeln?»
«Naja offiziell nicht solange wir auf dem Gelände bleiben. Ich würde dich gerne besser kennenlernen.»
Oh Gott. Es fühlt sich an als würden Wale in meinem Bauch tanzen.
«Wartest du bitte kurz? Ich komme gleich wieder» Sage ich als ich die Tür schliesse und schnell zu den Beiden ins Wohnzimmer gehe. Kate schaut mich erwartungsvoll an. «Sag ja.» sagt sie mit funkelnden Augen.
«Hast du etwa gelauscht?»
«Nur ein Bisschen» sagt sie mit Unschuldsmiene.
«Rachel er sollte nicht hier sein, dass ist der Mädchentrakt» sagt Mirja nun leise in ernstem Tonfall.
«Ich weiss, ich habe ihn ja auch nicht darum gebeten. Wir haben und während des Abendessens so gut unterhalten.» «Kann man so sagen, ihr habt fast nicht mehr aufgehört miteinander zu reden.» wirft Kate ein.
«Wo ist er jetzt? Ist er etwa immer noch vor der Tür?» sagt Mirja geschockt und ich nicke schnell. «Geh schon na los, bevor sie ihn noch erwischen» sagt Kate und gibt mir Mein Handy vom Sofatisch «Aber ich.. weiss nicht.. soll ich wirklich..»
«Na los» Kate hat bereits begonnen mich wieder zur Tür zu schieben und diese für mich zu öffnen. «Bist du startklar?» fragt Jason und sieht unsicher von mir zu Kate herüber. «Ja, danke fürs warten. Musste nur noch schnell mein Handy holen.» sage ich verlegen und trete zu ihm in den Gang hinaus. «Na dann bis später» Ich winke den Beiden. «Viel Spass ihr beiden» ruft Kate und schaut uns aufmerksam hinterher, als wir den Gang entlanglaufen.
Wir gehen eine Weile Still nebeneinanderher, dennoch ist die Stille nicht unangenehm. Als wir eine Treppe heruntergehen bricht Jason das Schweigen. «Und wie gefällt es dir bisher hier?»
«Bis jetzt ganz gut, danke. Aber frag mich morgen noch einmal, wenn die Schule begonnen hat.» sage ich scherzhaft. Er lacht «Das werde ich.» Wir gehen nach draussen und Jason läuft auf das grosse Tor in der hohen Mauer zu. «Komm mit ich will dir etwas zeigen. Zu dieser Tageszeit ist es am schönsten.» Ich folge ihm etwas zögernd. «Geh nur er wird dir nichts tun.» höre ich wieder die seltsame Stimme, die von weither zu kommen scheint. Bis jetzt scheint die Stimme jedenfalls vertrauenswürdig gewesen zu sein. Mit schnellen Schritten folge ich hole ich ihn ein. Ich habe auch das Gefühl ihn irgendwo her zu kennen. Wir gehen nach der Mauer nach links und gehen auf einem kleinen Feldweg Richtung Wald. «Du kommst mir so bekannt vor.» sage ich als ich in eingeholt habe. «Waren wir mal auf derselben Schule?» Er dreht den Kopf «Nicht das ich wüsste. Aber ich spiele Eishockey, vielleicht hast du mich mal gesehen?» Er zieht die Augenbrauen nach oben.
«Ist gut möglich ich war mal Eiskunstläuferin. Vielleicht sind wir uns mal begegnet.» Er bleibt stehen und sieht mich überrascht an. «Etwa in Bristol?»
«Ja woher weisst du das? Du etwa auch dort?»
«Ja ich auch, jetzt wo du es sagst, ich glaube ich erinnere mich an dich. Du vielleicht auch, ich war Nummer 49.»
«Warte warst du der Stürmer der Black egales?»
«Ja, das waren noch Zeiten.» sagt er nostalgisch.
«Wortwörtlich du siehst ganz anders aus. Du hattest doch lange Haare.» sage ich lachend.
«Ja, die vermisse ich wohl fast am meisten» sagt er gespielt wehmütig. «Du hast dich aber auch ganz schön verändert, du hattest oft Wettkämpfe dort, nicht?»
«Ja im Winter mindestens zwei Mal im Monat. Ich war damals auch um einiges dünner.» sage ich verlegen. Ich war damals tatsächlich sehr dünn. Ich bin immer noch eher dünn, aber nicht mehr so wie damals. Es ist durchaus vorstellbar, dass ich mich dadurch genug verändert habe, dass er mich nicht mehr erkannt hat.

«So gefällst du mir besser. Ich habe mir damals schon etwas Sorgen gemacht.»
«Du gefällst mir so auch besser. Mit den Haaren meine ich.» sage ich grinsend und er beginnt ebenfalls wieder zu grinsen.
«Sind wir eigentlich bald da?» Ich schaue auf, der Wald ist bereits dicht um uns herum. Gerade als ich wieder auf den Boden schauen will trete ich gegen etwas und beginne zu fallen. Jason fängt mich mit einem Arm auf und zieht mich zu sich heran. Unsere Gesichter sind so nahe, dass ich die feinen Sommersprossen um seine Nase herum deutlich sehe. Ich schaue ihm in die Augen und verdammt. Es sollte verboten sein, dass Typen so lange, perfekt geschwungene Wimpern haben. «Wir sind gleich da. Ist alles in Ordnung» fragt er in besorgtem Ton und sieht mich so durchdringend an, dass ich vergesse zu atmen. Als ich mich endlich gefasst habe, erwidere ich: «Dank dir ja.» Die Spannung ist so intensiv, dass ich sie beinahe greifen kann. Unsere Gesichter nähern sich langsam einander. Als ich auf einmal ein Lachen höre. «Was macht ihr da?» ruft eine vertraute Stimme. Wir richten uns auf und Jason lässt meine Taille los. Darian steht vor uns. «Nichts das dich etwas anginge.» Sagt Jason in genervtem Tonfall und funkelt Darian an.
«Pass bloss auf, sie ist heute auch schon in mich gelaufen. Das scheint so ihre Masche zu sein.» Sagt er und sieht mich abschätzig an.
«Ich habe gar keine Mache. Das war ein Versehen.» Mische ich mich in das Gespräch mit ein. Er sieht mich missbilligend an. «Klar, dann bin ich nur 1,20 gross.» Was hat er den plötzlich. Vorhin war er noch freundlich und jetzt das. Langsam steigt Wut in mir auf. Wut auf ihn. «Nein du bist einfach nur ein Idiot.» Sage ich nun mit wütender Stimme.
«Wie du meinst Prinzessin» sagt Darian und geht an uns vorbei. Und ich drehe mich um. Ich würde am liebsten etwas aufheben einen Tannenzapfen oder etwas dergleichen und in damit bewerfen, als Jason meinen Arm nimmt. «Komm, Lass in gehen. Er ist ein Idiot.» Jason legt seinen Arm um mich und wir gehen weiter.
«Das kannst du laut sagen.» sage ich ohne einen Blick zurück. Zwischen zwei Bäumen taucht plötzlich ein kleines Blondhaariges Mädchen aus. Sie läuft mit schnellen Schritten an mit vorbei. Ich sehe zu Jason. «Ist der Pfad hier normalerweise immer so bewandert?»
«Nein eigentlich nicht, heute ist scheinbar besonders viel los hier. Die meisten kennen den Ort nicht. » sagt er schmunzelnd. «Wir sind da» Wir treten auf eine Anhöhe und ich kann nicht fassen, was ich sehe. Vor und öffnet sich eine Lichtung die übersäht ist von kleinen Bächlein und einem kleinen See. Überall wo man hinblickt, ist der Boden mit Blumen jeglicher Art übersäht. Tulpen, Aprilglocken, Moon, Rosen, Sonnenblumen und noch viele mehr. Schmetterlinge Hummeln und andere Tiere fliegen herum. Mir stockt der Atem. «Wie ist das möglich? So viele Blumen, einige von ihnen sollten doch um diese Jahreszeit gar nicht wachsen.»

«Es ist wunderschön nicht» sagt er und zieht mich an einen Platz in der nähe des kleinen Sees. «Keine Ahnung warum so viele Arten hier wachsen. Das Klima scheint ihnen hier inmitten des Waldes wohl zu gefallen.» Er sitzt ab und lehnt sich an einen Felsen am Seeufer und betrachtet die Lichtung. Ich tue es ihm gleich. «Womöglich tut es das.»

Wir reden dort stundenlang miteinander und beobachten das Licht der Untergehenden Sonne. Schliesslich begeben wir uns auf den Rückweg. Ich habe das Gefühl als wären wir eine Ewigkeit dort gewesen, aber scheinbar waren es nur ein paar Stunden. Wenn es nach Jason gegangen wäre, wären wir noch länger geblieben. Aber es war schon halb zehn und um Zehn Uhr mussten alle in ihrer Wohngruppe sein, sonst gab es laut Damien eine schreckliche Strafe. Ich wollte gar nicht erst herausfinden, was das wohl für eine Strafe sein mag. Ausserdem wollte ich vor 23:00 im Bett sein, da ich Kates Wahrung doch nicht einfach so ignorieren kann und da morgen die Schule offiziell losgeht.
Als wir in der Eingangshalle stehen verabschiedet sich Jason mit einer Umarmung. Ich laufe natürlich direkt Puder rot an, was zum glück niemand sieht, da scheinbar schon alle auf ihren Zimmern sind. Und Jason der es sieht hat zumindest den Anstand so zu tun, als würde er es nicht sehen. 

Als Jason schon fast um die Ecke biegt schaue ich auf die Uhr. Misst, noch 7 Minuten bis ich in der Wohngruppe sein muss. Das schaffe ich ja nie. Ich hätte ihn frage sollen ob er mir zumindest noch kurz den Weg weisen kann. Aber er ist schon verschwunden. Zumindest den Anfang des Wegs weiss ich noch. Zuerst muss ich die grosse Treppe rauf und dann, hoffe ich jedenfalls, kommen mir die Gange die ich nehmen muss bekannt vor.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 12 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

The Daughter of: light and dreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt