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Ich bin vollkommen im Klaren darüber, dass ich mich in einem Traum befinde. Diese Tatsache stört mich jedoch überhaupt nicht, als ein Typ, der aussieht, als wäre er aus einer Calvin Klein Werbekampagne entsprungen, nur mit Unterwäsche bekleidet zu mir ins Bett kommt. Er hat weisse Tätowierungen auf seiner Sonnengebräunten Haut, die über seine Brust verlaufen. Sie sehen aus, wie kleine Schriftzeichen in einer uralten Sprache und scheinen irgendwie zu seinem muskulösen, gut definierten Körper zu passen. Er zieht mich näher an sich heran und küsst die empfindliche Stelle, an meinem Hals. Er legt sich auf mich. Sein Gewicht raubt mir beinahe den Atem. Er stützt seine Hände seitlich von meinem Kopf ab. Unsere Körper passen zusammen, als wären sie füreinander gemacht. Es fühlt sich unglaublich ahn. Als er jetzt auch noch mit seiner Hand meine Hüfte entlangwandert, und beginnt mir kleine Küsse von der empfindlichen Stelle hinter meinem Ohr bis zu meinem Hals zu geben, kralle ich meine Hände in sein blondes Haar. Er beginnt zu stöhnen als ich ihn berühre, wobei das Geräusch eher einem Knurren ähnelt.

Ich lege die Hand auf seine Brust. "Darian" flüstere ich, bevor er mich küsst. Es ist ein fordernder Kuss, der mich komplett einnimmt. Jede Faser meines Körpers ist erfüllt von Ihm, es fühlt sich ahn, als wären wir zusammen ein Ganzes. Warte mal, woher weiss ich seinen Namen? Egal Rachel du bist in einem Traum, sage ich mir und in einem Traum gibt es ja bekanntlich weder Regeln noch Logik oder Vernunft.

Als ich mich also wieder auf Darian konzentriere erklingt plötzlich ein Pippen. Wo kommt den das nun her. Schliesslich kommt noch eins und noch eins. Ich taste mich mit der Hand zu meinem Nachttisch und schlage auf den Wecker, der nun kläglich verstummt. Nein ich will jetzt nicht in die Realität, ich will zurück zu dem Typen in meinem Traum. Aber es ist bereits zu spät. Ich öffne die Augen und starre an die hölzerne Decke. Ich gähne, reibe mir den Schlaf aus den Augen, gebe mir einen Ruck stehe ich auf. Es hat sowieso keinen Sinn, länger im Bett zu bleiben. Heute muss ich auf das neue Internat, auf das mich meine Mutter verfrachtet. Wir haben bereits unzählige Diskussionen darüber geführt, weil ich nicht dorthin gehen will. Natürlich haben sie nichts gebracht. Meine Mutter wurde nur noch sicherer, dass sie die richtige Entscheidung für mich trifft. Da sie für ihren Job in nächster Zeit viel auf Geschäftsreisen gehen muss, hält sie es für das Beste, mich in einem Internat unterzubringen. Es ist nicht so, als würde ich an diesem Ort Freunde zurücklassen. An meiner alten High-School war ich zwar beliebt und habe ab und zu mit verschiedenen Cliquen abgehangen, aber ich habe nie wirklich dazugehört oder echte Freunde gehabt, die nicht weggezogen sind. Vielleicht ist es auch eine Chance, echte Freunde fürs Leben zu finden, hat meine Mutter auch immer wieder in die Diskussionen eingebracht. Sonderlich Glück hatte ich mit Freunden bisher nicht. Aber wir werden sehen. Etwas anderes bleibt mir sowieso nicht übrig.

Nachdem ich geduscht und mir die Zähne geputzt habe, nehme ich meine Schuluniform aus dem Schrank. Der Knielange Rock ist in verschiedenen Blautönen kariert, dazu trage ich noch eine schwarze Bluse und schwarze Socken. Das blaue Jäckchen lege ich in meine riesengrosse Tasche und schliesse sie. Ich ziehe mich schnell an, mache mir etwas Wimperntusche auf die Wimpern und trage einen unauffälligen Lippenstift auf. Danach lasse ich mir meine roten von Natur aus gelockten noch etwas feuchten Haare über die Schulter fallen und nehme meine Tasche und den Koffer. Als ich bei der Tür ankomme, drehe ich mich noch ein letztes Mal um und betrachte mein altes Zimmer, in dem ich bereits mein ganzes bisheriges Leben gewohnt habe. «Es ist noch nicht die Zeit dafür nostalgisch zu sein» sage leise flüsternd zu mir selbst und hieve meinen Koffer und meine Tasche die Treppe hinunter.

Der Geruch von Kaffee erfüllt den Flur. Ich stelle die Reisetasche neben den Koffer an den Boden des Eingangsbereichs und gehe durch einen Durchgang in die Küche. Dort angekommen nehme ich mir als erstes eine Tasse und giesse mir Kaffee ein. Ich brauche dringend Koffein, immerhin ist es jetzt erst halb sechs Uhr morgens. Ich setze mich an den hohen Tisch mit den kunstvollen Stühlen und trinke meinen Kaffee. Es ist nett von meiner Mutter, dass sie mir noch etwas übriggelassen hat. Sie musste heute in aller früh auf Geschäftsreise und hat sich deshalb bereits gestern verabschiedet. Als Vorbereitung auf das Internat, rufe Ich mir erneut in Erinnerung, was sie über das Internat gesagt hat:

The Daughter of: light and dreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt