Die Spinne und der Eisriese / ~Abgeschloseen~

1. Mr Stark hatte recht.

Es ist einfach lächerlich.
Ja, Peter weiß, dass sie alle nur sein Bestes wollen. Besonders Mr. Stark.
Aber lächerlich ist es trotzdem. Er ist vielleicht noch minderjährig aber sicher kein Kind mehr. Und auch nicht völlig naiv. Er weiß, wer Loki ist und was er getan hat. Natürlich wäre er auf der Hut. Aber dass er ihn nicht einmal treffen darf? Absolut albern.
„Er ist ein Meister der Manipulation", hatte Tony nur gesagt und damit war das Thema für ihn erledigt. „Ich halte das nicht für eine gute Idee", waren Thors Worte gewesen. Und ja, deswegen war Peter schon seit Wochen ziemlich stinkig auf die Beiden.
„Ich meine", erklärt er gerade Wanda, mit der er in ihrem Zimmer Pizza isst, „mit dir darf ich doch auch sprechen. Dabei haben die Avenger auch gegen dich gekämpft." „Nichts für Ungut", fügt er schnell an und nimmt sich noch ein Stück aus dem Karton.
Wanda grinst nur. „Das stimmt... Aber ich habe nicht versucht, die Welt zu erobern und dabei Tausende Menschen getötet."
Na gut, da hat sie einen Punkt. „Trotzdem. Ich bin kein kleiner Junge, ich bin Spider-Man. Und es ist doch albern, dass er immer in seinem Zimmer bleiben muss, nur weil ich zu Besuch bin."

Die Sache ist, seit Thor und sein Volk auf der Erde gelandet sind haben sie einen eigenen Ort irgendwo in Norwegen gegründet. Loki jedoch, der von den Regierungen nicht gerade gern gesehen war, wurde für mindestens zwei Jahre unter die direkte Beobachtung der Avenger gestellt.
Mr. Stark hatte ihm darauf hin ein Zimmer gegeben und klare Regeln aufgestellt, die unter anderem keinen Kontakt mit Peter Parker beinhalteten.
Jetzt gerade, in diesem Moment, befindet er sich ebenso wie die Beiden unter diesem Dach. Schon seit mehreren Monaten sogar. Und trotzdem hat er ihn nicht auch nur einmal gesehen.
Wanda rollt mit den Augen. „Um ehrlich zu sein, Peter, du verpasst wirklich nichts. Er ist abstoßend", erwidert sie mit ihrem üblichen russischen Akzent.
Peter mag sie wirklich gerne und das nicht nur, weil sie neben ihm die Jüngste bei den Avengern ist. Ihre Kräfte sind einfach cool und sie ist lustig, hübsch und aufgeschlossen. Wenn er zu Besuch im Quartier ist, dann verbringt er meistens die Zeit mit ihr. Oder mit Mr. Stark, wenn der mal Zeit und Lust hat, mit ihm durch das Labor zu gehen. Was eher selten ist.

Also vergehen noch ein paar weitere Wochen, bis endlich die Sommerferien da sind. Peter hat mit seiner Tante May und Mr. Stark abgesprochen, dass er diese Zeit im Hauptquartier verbringen darf. Offiziell natürlich, um seinem Chef bei der Forschung zu helfen.
Insgeheim aber hofft er darauf, endlich Loki kennen lernen zu können.
Es ist nicht einmal so, dass der ihn an sich sonderlich interessieren würde. Es geht eher darum, dass es ihm verboten wurde und wenn Peter eines nicht leiden kann, dann ist es Bevormundung. Er wird Mr. Stark beweisen, dass er sehr wohl alt genug ist, um nicht in das Netz eines verrückten nordischen Gottes zu tappen.

Die ersten Tage vergehen relativ ereignislos und er verbringt seine Zeit damit, mit den anderen Avenger zu trainieren, sich von Thor und Bruce Geschichten über den Weltraum anzuhören oder Steven und Bucky über das 20. Jahrhundert auszufragen.
„Was haltet ihr von Loki? Ist das nicht komisch, dass er im selben Haus wohnt?", will er wissen als sie zu dritt im Gemeinschaftsraum sitzen.
Beide überlegen einen Moment, Bucky legt den Kopf etwas zur Seite. „Ich denke, ich kann mich nicht beschweren. Das hier ist Tonys Haus und ich bin schon froh, dass ich überhaupt hier wohnen darf."
Peter nickt. Er erinnert sich noch sehr gut an den großen Streit, den Cap und Mr. Stark hatten und an die paar Jahre Funkstille, die dann zwischen den Beiden herrschte. Besonders auf Bucky war sein Mentor in der Zeit ziemlich schlecht zu sprechen gewesen, auch wenn Peter bis heute nicht sicher weiß, warum.
Steve zieht die Brauen zusammen und sieht kurz prüfend zu seinem besten Freund, ehe er sich wieder an den Jungen wendet.

„Mir geht es genau so. Das hier ist Tonys Haus und mich geht es nichts an, wen er hier wohnen lässt. Außerdem ist Loki eigentlich sehr unauffällig. Ich habe ihn diese Woche höchstens zwei- oder dreimal gesehen. Du, Buck?"
Der überlegt einen Moment. „Ich treffe ihn manchmal morgens in der Küche. Er scheint genau wie ich nicht lange schlafen zu können."
Peter sieht, wie Steve dem Mann einen Blick zu wirft, den er nicht ganz deuten kann. Vielleicht so eine Mischung aus Fürsorge und Besorgnis.
„Über wen redet ihr, Jungs?", will Natasha wissen, die auf einmal hinter Peter neben dem Sofa her kommt und sich neben ihm nieder lässt, die Beine überschlägt und interessiert in die Runde schaut.
„Loki", antwortet Steve.
„Ah. Ich habe gehört, dass Tony ziemlich sauer auf ihn ist, weil er letztens sein Labor auf den Kopf gestellt hat. Hat wohl irgendetwas gesucht."
„Ehrlich? Habe ich gar nicht mitbekommen."
Natasha seufzt. „Ihr beide hört ja auch nie zu, wenn es nicht einen von euch betrifft."