Ein zerbrochenes Herz

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Mit Feuereifer stürzte sich Hermine wieder in ihre Arbeit. Sie arbeitete von früh bis spät, machte Überstunden und fiel Abends erschöpft ins Bett, nur um am nächsten Morgen sogleich wieder ins Krankenhaus zu eilen.

Es blieb ihr kaum Zeit darüber nachzudenken, was Marc getan hatte. Und genau dass war auch ihr Ziel, sie versuchte nicht mehr daran zu denken und dennoch wusste sie, dass sie den eigentlichen Konflikt in ihrem Herzen nur hinauszögerte. Irgendwann musste sie sich damit auseinandersetzen, um es zu verarbeiten, aber im Augenblick fühlte sie sich nicht fähig dazu und darum flüchtete sie sich in ihre Arbeit.

So schaffte sie es ihre erste Arbeitswoche ohne einen großen Gedanken an ihr zerbrochenes Herz hinter sich zu bringen. Dann jedoch kam ihr freier Tag und Hermine ging zu ihrer Vorgesetzen, Mrs. Clark, um sie zu bitten, auch an diesem Tag arbeiten zu dürfen.

"Kommt überhaupt nicht in Frage Miss Granger, sie haben diese Woche schon viel zu viel gearbeitet. Sie nehmen sich diesen Sonntag frei."Erwiderte die mollige Mrs. Clark und schüttelte energisch den Kopf.

"Aber bitte Mrs. Clark ich bin überhaupt nicht müde. Ich möchte Arbeiten, geben sie doch jemand anderen frei."Flehte Hermine sie an.

"Nein und dabei bleibt es. Als Heilerin haben sie eine große Verantwortung und es wäre unverantwortlich, wenn sie nur wegen Übermüdung einen Behandlungsfehler machen würden. Das Krankenhaus müsste dafür gerade stehen, so ein Risiko können wir nicht eingehen."Über ihre dicken Brillenglässer hinweg musterte sie Hermine eindringlich. "Außerdem finde ich, dass sie ziemlich müde aussehen. Also schlafen sie sich in Ruhe aus und am Montag kommen sie wieder erholt zur Arbeit. Verstanden."

Hermine lag schon der Widerspruch auf den Lippen, doch ein Blick in das ernste Gesicht von Mrs. Clark, sagte ihr, dass es keinen Sinn hatte weiter zu betteln. Mrs. Clark erinnerte sie in diesem Punkt immer an Professor McGongall, sie war genau so streng wie ihre alte Lehrerin.

"Jetzt gehen sie heim, meine Liebe."Sagte Mrs. Clark und lächelte Hermine fast mütterlich an.

Hermine nickte und verließ das Büro. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie wirklich den ganzen Sonntag alleine verbringen und Trübsal blasen, oder sollte sie ihre Eltern besuchen? Doch der Gedanke, dass ihre Mutter sie über Marc ausfragen könnte, ließ sie diese Idee schnell vergessen.

Zuhause machte sie sich etwas zu essen warm und setzte sich an den Küchentisch, lustlos stocherte sie in der aufgewärmten Lasagne herum und schob schließlich den Teller beiseite. Sie hatte keinen Hunger. Urplötzlich dachte sie daran, wie sie mit Marc in einem italienischen Restaurant eine ganze Lasagne verdrückt hatte und ein Kloß begann in ihrer Kehle aufzusteigen. Hermine schluckte heftig und räumte den Teller weg. Sie spülte ihn gleich ab, um sich abzulenken, ein klopfendes Geräusch am Küchenfenster ließ sie aufblicken. Eine Schleiereule mit einem Brief am Bein bettelte um Einlass. Hermine öffnete das Fenster und nahm ihr den Brief ab.

Ihr Herz begann zu rasen, als sie Marcs Handschrift auf dem Umschlag erkannte. Unentschlossen hielt sie den Brief einige Minuten in der Hand, sollte sie ihn wirklich öffnen? Dann riss sie rasch den Umschlag auf und überfolg die wenigen handschriftlichen Zeilen.

Liebe Hermine,

es tut mir leid, wenn ich dich verletzt haben sollte. Aber es liegt einfach in meiner Natur, ich kann mein Leben nicht nur mit einer Frau verbringen. Verstehst du? Ich brauche die Abwechslung! Ich mag dich wirklich sehr gerne Hermine und ich hoffe, dass wir uns dennoch einmal wieder sehen können. Es war eine schöne Zeit mit dir.

Marc

Wut kochte in Hermine auf. Wie konnte er nur die Unverfrorenheit besitzen und ihr so etwas zu schreiben. Mit dem Brief in der Hand lief sie ins Wohnzimmer, wieder war dieses Kloßgefühl in ihrem Hals da und Tränen brannten in ihren Augen. Wütend zerriss sie Marcs Brief und ließ die Papierschnipsel auf den Teppich fallen. Dann schluchzte sie und fiel weinend auf das Sofa.

Ein klingeln an der Tür weckte Hermine. Verwirrt setzte sie sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie war immer noch auf dem Sofa, doch jetzt schien die Sonne hell durch das Fenster herein, wie spät war es? Sie blickte zu der Uhr, es war fast Mittag, hatte sie solange geschlafen? Wieder klingelte es an der Tür. Immer noch ziemlich durcheinander lief Hermine in den Flur hinaus, an der Garderobe blickte sie kurz in den Spiegel. Sie sah furchtbar aus, ihre Augen waren geschwollen vom weinen und ihr Haar war zerzaust. Hastig strich sie sich über das wirre Haar, doch es half nicht viel. Es klingelte abermals.

"Ich komm ja schon", murmelte Hermine, holte nochmals tief Luft und öffnete die Tür.

Eine große Gestalt mit einem dunklen Reiseumhang stand vor ihr. Hermine blinzelte gegen das helle Licht im Hausgang und versuchte zu erkennen wer es war.

"Hallo Hermine", sagte eine ihr bekannte Stimme.

"Harry?"fragte Hermine erstaunt und konnte es nicht glauben, dass ihr alter Freund so plötzlich und unerwartet vor der Tür stand. Doch dann erkannt sie seine Brille und die blitzenden grünen Augen hinter den Gläsern. "Harry!"Sie lächelte erfreut und umarmte ihn heftig. "Was machst du denn hier. Los komm doch rein."Sie griff nach seinem Arm und zerrte ihn in die Wohnung.

GefühlschaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt