Die Kitzler

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„Also dann! Ich stell mich erstmsl vor!" begann der rothaarige, 14 jährige Junge im Rollstuhl zu sprechen: „Ich bin Luca und das hier ist meine durchgeknallte kleine Schwester, Mia!" Melina lächelte und wollte sich auch gerade vorstellen, aber der Junge liess sie gar nicht zu Wort kommen: „Eure Namen interessieren mich nicht! Lasst mich euch nun erzählen, wie sich das Virus verbreitet hat und wie es funktioniert!" die Kinder hörten ihm aufmerksam zu, auch wenn sie ihn nicht gerade als symphatisch bezeichnen würden und Paul schon wieder mit dem Gedanken spielte, ihm eine zu verpassen: „Also dann! Wo das Virus ausgebrochen ist, ist unbekannt. Aber es überträgt sich über Luft und Wasser! Und ja! Wir tragen es alle bereits in uns. Wahrscheinlich schon seit Jahren, ohne es gemerkt zu haben. Irgendwann ist es dann bei vielen Mutiert. Es geschah bei den meissten über nacht und die Mutation führte dann zu dem Ergebnis, das ihr eben gesehen habt. Kitzelzombies, wenn man so will. Wir nennen sie Kitzler." Lars hob seine Hand und Luca rollte mit den Augen: „Junge wir sind hier nicht in der Schule!" Lars nahm schnell die Hand wieder runter und räusperte sich: „Also ist es bei einigen wie auch uns, nicht von selbst mutiert! Und daher mussten die Infizierten.... eh die Kitzler etwas nachhelfen?" Luca fuhr fort: „richtig. Durch heftiges und langes durchkitzeln am Stück, kommt es dann zur Mutation. Bemerkenswert ist, das die Kitzler scheinbar systematisch vorgegangen sind! Sie haben stets auf die richtige Gelegenheit gewartet und Personen nur dann angegriffen und gekitzelt, wenn sie ihnen überlegen waren! Ansonsten taten sie nichts und warteten auf Verstärkung!" Die Kinder verstanden sofort, was er meinte. Sie hatten dieses Verhalten in der Schule schon beobachtet: „ich hätte auch eine Frage!" meldete sich Melina: „Wir haben vorhin einen Mann gesehen. Er war an sein Bett gefesselt und geknebelt. Waren das auch die Kitzler? Können die sowas?" Luca wirkte wenig überrascht: „Achso. Gefesselte Personen, findet man in jedem dritten Haus vor! Und das lässt sich leicht erklären. Bei drei Personen von vier im Haus, mutiert das Virus. Die Person, bei der Das Virus nicht mutiert ist, wird von den anderen fixiert und geknebelt, damit die Nachbarn nichts mitbekommen und dann gekitzelt bis auch in ihnen das Virus mutiert! Dies dürfte sich in den letzten Nächten in so manchen Häusern abgespielt haben!... Alles schien wie abgesprochen abzulaufen! Daher denke ich, die Kitzler haben so eine Art Schwarmintelligenz entwickelt. Mit dem Ziel, alle Menschen auf der Welt zu Kitzlern zu machen!" Paul sah ihn ungläubig an: „den Scheiss hast du dir doch eben ausgedacht! Woher willst du das alles überhaupt wissen?!" - „Ich weiss so manches!" antwortete Luca und gab den Kindern das Zeichen, ihm zu folgen. Sie folgten ihm in einen Raum, in dem sich mehrere Bildschirme befanden. Es war selbst für Kinder leicht zu erkennen, das er von hier aus auf einige Kameras in der Stadt zugreifen konnte. Luca warf ein Blick auf die Bildschirme und drückte auf ein paar Knöpfen rum, woraufhin auf manchen Bildschirmen, andere Bilder zu sehen waren. Er konnte wohl auch zwischen den Kameras wechseln. Paul staunte nicht schlecht: „Alter was bist du? Ein scheiss NSA Agent oder sowas?" Luca drehte sich mit dem Rollstuhl zu den Kindern um und sprach weiter, ohne auf Paul einzugehen: „Mein Vater und ich, hatten was hier gerade passiert schon lange vorhergesehen! Das Problem war nur, das uns die meissten nicht geglaubt haben. So mussten wir uns selbständig machen und hatten uns ein kleines Team zusammengestellt und das hier vorbereitet. Im Keller, befindet sich ein Labor, in dem wir versucht haben, einen Impfstoff zu entwickeln. Aber naja. Bei unserem gesammtem Team, inklusive meinem Vater, ist das Virus über Nacht mutiert. Nur Mia und ich sind übrig geblieben und müssen beenden, was er begonnen hat!" Er setzte sich aufrecht hin und sah die Kinder abwechselnd an: „Wisst ihr! Ich hab euch nicht von diesem Dach runter geholt, weil ich so ein netter Kerl bin! Ich hab euch her geholt, weil ich eure Hilfe brauche! Ich werde bei der Herstellung des Impfstoffs eure Hilfe brauchen! Aber darüber reden wir später! Ihr müsst erschöpft sein!" er wand sich seiner Schwester zu: „Mia! Zeig ihnen wo sie sich ausruhen können! Und ehm..." Er sah Melina an, die in ihrer Badekleidung da stand. Neben ihr, Paul ohne Oberteil und Lars, dessen Shirt völlig zerrissen wurde, als er von den Kitzlern fast durch die Hecke gezerrt wurde: „Gib denen was anständiges zum anziehen! So kann ich sie auf keinen Fall wieder da raus schicken!" - „wooooow moment mal? Wer sagt, das wir wieder da raus wollen?" Fragte Paul und verschränkte die Arme: „na weil ich es sage! Ich hab euch gerettet. Ihr steht in meiner Schuld! Ihr seit jetzt in meinem Team und ich bin der Boss!" Paul schüttelte nur grinsend den Kopf und rollte mit den Augen: „Ehm in allem Respekt! Aber ich lass mich ganz bestimmt nicht von einem Krüppel herum kommandier..... auaaa!" - „Paul untersteh dich!" schimpfte Melina und gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. Luca liess sich von dieser Beleidigung aber nicht beeindrucken und drehte sich wieder zu den Bildschirmen. Mia nahm Melinas Hand: „kommt. Ich zeige euch alles!" sagte sie freundlich. Die Kinder folgten ihr. Sie führte die drei in ein Raum, in dem sich eine Küche befand und mehrere Matten und Schlafsäcke auf dem Boden lagen: „Hier könnt ihr euch ausruhen. Und nehmt euch ruhig was zu Essen. Ich schau mal, ob ich passende Klamotten für euch finde! Bis gleich hihi!" Sagte Mia aufgeregt und rannte den Flur entlang in einen anderen Raum. Die Kinder setzten sich hin: „hmmm die kleine ist ja ganz nett. Aber denkt ihr, wir können diesem Luca trauen?" Fragte Paul seine Freunde: „Er mag ein Arsch sein aber. Ich glaube nicht, das er uns verarscht. Wenn er wirklich an einem Impfstoff arbeitet, sollten wir ihm helfen! Wir wollen ja schliesslich auch, das die Welt wieder normal wird!" sagte Lars, der sofort zustimmung von Melina bekam: „Ja da hast du recht! Wir sollten ihm helfen so gut wir können! Nur so lange wie nötig! Sonderlich sympathisch ist der mir nämlich auch nicht!"
Mia kam zurück zu den dreien und legte ihnen ein Stapel Klamotten hin: „Hier die sollten passen! Braucht ihr sonst noch was?" Fragte Mia, die scheinbar das komplette Gegenteil von ihrem Bruder war und setzte sich zu ihnen: „Ist dein Bruder immer so ein Arsch?" wollte Paul direkt von ihr wissen. Mia kicherte: „jap! Aber ihr werdet euch daran gewöhnen!"
Die Kinder zogen die Klamotten an, die sie von Mia bekommen hatten und unterhielten sich noch eine ganze Weile mit ihr. Mia war zwar etwas überdreht und schien so etwas wie Sorgen und Trauer nicht zu kennen, was in den Gesprächen mit ihr schnell auffiel. Aber das war den Kindern relativ egal. Sie war nett und fürsorglich. Und ohne ihre Hilfe, hätten sie es niemals hierher geschafft.
Nachdem die Kinder sich noch eine Weile unterhalten hatten, legten sie sich hin und ruhten sich erstmal ausgiebig aus.

Tage vergingen, aber bei der Herstellung des Impfstoffes, zeigten sich keine Fortschritte. Egal ob sie mit dem normalen Virus oder der Mutierten Version arbeiteten. Es konnte kein Wirksames Gegenmittel hergestellt werden.
Luca begab sich in den Kontrollraum und beschloss von hier aus, die Kitzler genauer zu beobachten, in der Hoffnung, so etwas heraus zu finden, als ihm etwas seltsames auffiel: „Was geht den hier ab?!" die Kinder gingen zu ihm und schauten auf den Bildschirm.

Ein Blondes Mädchen von 15-16 Jahren war zu sehen. Nur in Unterwäsche an ein Strassenlaternenpfahl gefesselt. Sie versuchte sich verzweifelt los zu reissen und rief nach Hilfe. Ihre Hilferufe wurden auch gehört. Jedoch von den falschen. Unzählige Kitzler, näherten sich dem gefesselten Mädchen von allen Seiten.

„Wo ist das? Wir müssen hin und ihr helfen!" rief Melina, aber Luca schüttelte gelassen den Kopf und lehnte sich zurück: „Das ist am anderen Ende der Stadt! Wir wären niemals rechtzeitig dort!"

Das Mädchen sah panisch um sich und verstärkte ihre Befreiungsversuche, aber all ihre Versuche von dieser Stange weg zu kommen, schlugen fehl und sie musste zusehen, wie die Kitzler immer näher und näher kommen. In kürze, erreichten die ersten Hände ihren Körper und begannen auf der Bauchfläche zu krabbeln. Sie lachte sofort los und schrie auf, als ihr plötzlich einer von hinten in die Achseln griff. Das kitzeln machte sie schon sichtlich wahnsinnig und sie zuckte, riss an den Fesseln, lachte und schrie, aber es blieb nicht bei den 4 Händen. 2 weitere, schlossen sich dem kitzeln an. Und noch zwei! Und nochmal zwei! Und nochmal zwei! In kürze war der halbnackte Körper des Mädchens komplett mit Kitzelhänden bedeckt und sämtliche Stellen, wurden gnadenlos durchgekitzelt! Das Mädchen wurde rot im Gesicht, begann am ganzen Körper zu schwitzen und kleine Flüsse aus Tränen, liefen über ihr Gesicht. Sie gab eine Mischung aus lachen, schreien und weinen von sich, während sie wild ihren Kopf hin und her warf und mit dem Körper hin und her zuckte. Nach wenigen Minuten, rührte die sich nicht mehr und hing schlaff in ihrer Fesselung.

„Oh mann ey das arme Mädchen!" Melina war entsetzt von dem Anblick. Der Gedanke, sich selbst in dieser Lage zu befinden, bescherte ihr Gänsehaut. Lars ging näher an den Bildschirm: „was ist eigentlich da auf ihrer Stirn?" Luca zoomte ran und man konnte was rotes erkennen. Auf den ersten Blick dachte er, sie hätte eine Wunde an der Stelle, aber es war etwas auf gemalt. Ein Symbol in roter Farbe. Sie sahen sich das Symbol näher an. Es sah aus wie ein typisches Jesuskreuz, nur das es unten eine kurve zog und an dieser Stelle wie eine Feder aussah. Also quasi eine Mischung aus Kreuz und Feder: „Ich kenne dieses Symbol!" bemerkte Luca schnell: „Es ist nur wenige Tage vor der Epidemie, weltweit überall aufgetaucht. An Wänden, Scheiben, auf Fahrzeugen. Manchmal waren auch texte dabei wie: DAS ENDE IST NAH! oder: KÄMPFT NICHT DAGEGEN AN!" Paul sah sich das Symbol ebenfalls an: „Ist das eine Sekte oder sowas? Also waren die das?" fragte er auf das gefesselte Mädchen zeigend. Luca seufzte: „das Müsste bedeuten, dass diese Spinner sich hier rum treiben! Schöne Scheisse! Als ob wir mit den ganzen Kitzlerhorden da draussen nicht schon genug Probleme hätten!"

Weitere Tage vergingen. Es gelang den Kindern nach wie vor nicht, einen Impfstoff herzustellen! Und auch jeglicher Versuch, Hilfe von aussen anzufordern, führte zu nichts, da auf sämtlichen Kanälen nur rauschen zu hören war. Es schien als wären sie ganz allein auf der Welt. Da sassen sie in ihrem Versteck. Mitten in dieser Zombieapokalypse, wenn man es so nennen möchte, in der die 5 Kinder, ganz auf sich allein gestellt sind. Und es kam noch schlimmer. Die Essensvorräte gingen zur Neige und somit, schwand auch immer mehr die Hoffnung.

Die Kinder trafen sich am Ausgang der Fabrik und machten sich bereit. Es gab keine andere Möglichkeit. Sie mussten wieder da raus! ...

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