Als wir ankamen, waren bereits viele Plätze besetzt oder wurden für andere freigehalten. Suchend sahen wir uns um, da wir keine Lust hatten mit Essen in der Hand zu suchen. Warum waren die alle schon da? Das Abendessen hatte doch erst eben begonnen. Schließlich erblickte ich zwei freie Plätze an einem Tisch. Ich stupste Sina an und nickte kurz in die Richtung. Sina schien einen Augenblick lang zu überlegen, nickte dann aber doch noch zustimmend. Wir schlängelten uns zwischen den Tischen entlang, bis wir an dem Tisch mit zwei freien Plätzen ankamen. Da an dem Tisch bereits ein Mädchen saß, fragte Sina höflich, ob wir uns dazu setzen dürften. Sie musterte uns aufmerksam. Es fühlte sich so an, als würde sie uns mit ihren roten Augen durchleuchten. Schließlich grummelte sie etwas Zustimmendes. Wir bedankten uns und machten uns auf den Weg etwas zu Essen zu holen. Sina stellte sich an einer langen Schlage an, wo das Essen ausgeteilt wurde. Da es aus der Richtung ziemlich stark nach Fleisch und Soße roch, begnügte ich mich an der Salattheke. Ich war schon seitdem ich denken kann Vegetarierin und habe nicht vor jetzt etwas daran zu ändern.
Ich nahm mir eine kleine Schale und befüllte sie mit wenigen grünen Salatblättern und etwas Rucola. War das genug oder würde jemand fragen, warum ich so wenig aß? Ich hatte nicht vor, dass die ersten schon bei meiner ersten Mahlzeit hier Verdacht schöpften. Mhh, ich denke heute lässt sich das noch rechtfertigen. Also gab ich Sina ein Zeichen und begab mich schon einmal zurück zu unserem Tisch. Dort angekommen blickte das Mädchen, was dort saß sofort auf: „Du bist neu hier", sprach sie. Ich nickte langsam, „Wie heißt du?", fuhr sie fort. „Ashton Lee, du kannst mich aber auch gerne Ash nennen. Und du?" Sie beäugte mich kurz und ging einfach ohne etwas zu sagen. Sie hatte noch nicht mal aufgegessen und das obwohl sie sich kaum mehr als ich aufgetan hatte.
Verwundert setze ich mich hin und begann zu essen. Ich dachte noch etwas über das Mädchen nach... Warum hatte sie allein gesessen? Warum war sie so plötzlich gegangen, ohne mir zu antworten? Warum hatte sie sich so wenig aufgetan und dies dann noch nicht mal aufgegessen? Plötzlich hörte ich meinen Namen. Sina war endlich mal gekommen. „Wo ist Mae denn hin?", fragte sie mich verwirrt. Ich zuckte mit den Schultern: „Sie hat mich nach meinem Namen gefragt, ich habe ihn ihr gesagt und dann ist sie einfach, ohne noch etwas zu sagen, gegangen." Sina schien das gar nicht zu verwundern, denn sie setzte sich nun einfach hin, ohne eine Emotion zu zeigen, und begann ebenfalls zu essen.
Ich stocherte mittlerweile nur noch in meinem Salat herum. Mit vollem Mund sprach Sina: „Hast du keinen Hunger oder warum isst du nichts? Deine Schale ist ja noch so gut wie voll. Du hast doch auch nichts zum Mittag gegessen, oder?" Ich zuckte wieder mit den Schulter: „Ich habe heute Morgen ziemlich viel gegessen und mich auf der Autofahrt mit Süßigkeiten vollgestopft. Ich denke das war einfach etwas zu viel." Das war gelogen. Ich habe heute Morgen grade mal eine kleine Schale Haferflocken verdrückt und auf der Autofahrt hatte ich einen Apfel gegessen, da der Hunger zu groß geworden war. Aber das musste sie ja nicht wissen.
Sina schien mir zu glauben, da sie nichts weiters mehr sagte. Nach etwa 20 Minuten hatten Sina und ich endlich aufgegessen und machten uns auf den Rückweg zu unserem Zimmer. Als wir grade die Tür öffnen wollten, fiel mir ein, dass ich den Laptop jetzt abholen sollten. Schnell joggte ich los, doch Sina hielt mich direkt am Arm fest. „Nicht rennen!", zischte sie leise. Ich nickte und ging nun langsamer zu Sekretariat. Als wir dort ankamen, brannte noch Licht. Ich klopfte an die Tür, ein „Herein!", klang nach außen.
Ich schob mich durch den Türspalt, Sina wartete draußen. Mrs. Smith saß immer noch am Schreibtisch. Sie sah etwas müde aus, trotzdem lächelte sie mich freundlich an. Auf ihrem Schreibtisch lag nun ein geschlossener Laptop. Ich vermutete, dass dies mein zukünftiger Laptop sein sollte. Ich richtete meinen Blick wieder auf die Sekretärin: „Ashton, schön, dass du jetzt schon gekommen bist, hier ist dein Laptop.", sie gab mir den Laptop, der bis eben noch auf ihrem Schreibtisch lag. „Es gibt relativ wenige Regel in Bezug auf den Laptop. Du darfst dir keine gewaltverherrlichende, rassistische, homophobe, transphobe oder pornographische Inhalte ansehen. Der Laptop muss um neun Uhr, also zum Unterrichtsbeginn mindestens 85% Akku haben. Spiele darfst du dir runterladen. Ein Programm wird automatisch benachrichtigt. Es sorgt dafür, dass du im Unterricht nicht spielen kannst. Wenn du Freistunden hast, werden die Spiele automatisch wieder freigeschaltet. Dein Ladekabel und alles andere, was du brauchst, liegt in deinem Nachttisch. Falls du noch Fragen hast, kannst du jederzeit hierherkommen. Es sei denn du hast Unterricht oder Nachtruhe.", sagte sie zum Ende hin mahnend.
Ich bedankte mich höflich und ging mit Sina zurück auf unser Zimmer. Dort erzählte sie mir noch etwas über die Schule und die Schulordnung. Dann legte sie sich schon schlafen. Ich war noch einige Stunden am Handy, schaute YouTube, schrieb etwas mit meiner Mutter und las außerdem noch etwas. Um 2.19 Uhr entschloss ich mich schließlich mein Handy wegzulegen. Ich war furchtbar müde und selbst Heather, die um kurz vor zehn gekommen war, war vor etwas über einer Stunde eingeschlafen. Sie hatte kein Wort mit mir gewechselt, worüber ich auch relativ froh war, aber wie dem auch sei... Ich musste langsam mal einschlafen, denn der Wecker würde in etwa vier Stunden klingeln.
Ich schloss die Augen in der Hoffnung das ich bald einschlafen würde, jedoch begann ich mich nach kurzer Zeit beobachtet zu fühlen. Ich stand auf und wollte den Vorhang zur Seite schieben. Doch er war bereits komplett am Rand. Komischen, war der nicht vorhin noch zu gewesen. Als ich nun wirklich hinaussah, erblickte ich zwei rubinfarbene Augen. Sie wirkten so anders, so anziehend. Ich rieb mir die Augen und auf einmal waren Sie wieder weg. Ich sah nur noch den düsteren Wald mit seinen gruslig schwingenden Tannen, die aussahen, als wollen sie nach jemanden oder etwas greifen. Ich wusste zwar, dass es nur der Wind war, trotzdem war mir der Wald bei Nacht nicht geheuer. Aber das mit den Augen kann nicht sein, ich hatte sie mir doch nicht eingebildet, oder? Ich schob den Vorhang nun wieder zu und fiel endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
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Wie findet ihr das Kapitel? Glaubt ihr, Ash hat sich die rubinroten Augen nur eingebildet oder waren sie wirklich da?
Ich würde mich wie immer über einen Vote freuen und über konstruktive Kritik in den Kommentaren:)
ps. Ich weiß, dass ich seltsame Uploadzeiten habe.
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The Lavunea-School ‖ Eine Gestaltenwandlergeschichte
Manusia SerigalaPAUSIERT **** Ash ist anders. Das sie jedoch so anders ist, hätte sie nie im Leben erwartet. Als sie ein Einladungsschreiben der Lavunea-School erhält, wird vieles was so richtig war falsch. Ist sie wirklich ein Mensch? Wer ist das schwarzhaarige Mä...