Fynn zog die Decke noch ein wenig fester um seine Schultern.
Eigentlich war es viel zu warm, um eine Decke zu brauchen, schließlich war es Anfang August, zweite Woche der Sommerferien, wenn auch Abend, und sie waren in Italien, aber trotzdem fröstelte er. An seinen nackten Füßen spürte er die Wärme des Asphalts, aber sie wollte sich nicht in seinem Körper ausbreiten.
Sie waren in Italien, ja, aber an einem ziemlich ungewöhnlichen Ort, um eine Pause zu machen. Eigentlich machten sie auch gar keine Pause, zumindest nicht freiwillig.
Fynn saß direkt auf der Autobahn, neben seinen Eltern und seinem großen Bruder. Hinter ihnen stand der verbeulte Volvo seines Vaters und ein Abschleppwagen war gerade dabei den Wagen aufzuladen.
Neben ihnen parkten ein Krankenwagen und ein Polizeiauto und damit blockierten sie zwei der dreispurigen Autobahn. Die restlichen Autos auf der einzigen gebliebenen Spur, krochen nur im Schneckentempo vorbei, sodass Fynn genug Zeit hatte, um sie alle ausgiebig zu beobachten.
Einige Leute erkannte er sogar durch die Fensterscheiben. Sie sahen ziemlich unzufrieden aus, starrten entweder wütend nach vorne, hupten, schienen zu schimpfen oder beäugten den Unfallort genau.
Fynn mochte die neugierigen Blicke nicht, aber es lag nicht in seiner Macht etwas dagegen zu tun, obwohl er das schon gern gekonnt hätte. Irgendwie konnte er die Leute verstehen, dass sie glotzen, schließlich hätte er das an ihrer Stelle auch gemacht, aber er fühlte sich unwohl, wenn er ihnen so schutzlos ausgeliefert war.
Er fühlte sich wie ein Schauspieler auf der Bühne, der direkt im Scheinwerferlicht steht, aber den kompletten Text vergessen hat. Und trotzdem erwarten die Leute von ihm, dass er etwas tut.
Ein kühler Windhauch fuhr durch Fynns Haare und pustete sie ihm in die Augen. Er biss sich auf die Unterlippe, dann sah er weg. Weg von den anderen Autos, hinter sich.
Der Abschleppwagen stand immer noch genauso da, wie vor einer halben Stunde, als er angekommen war, nur dass jetzt viele Männer in blauen Hosen um ihn herum standen und eine hitzige Diskussion auf Italienisch führten. Wahrscheinlich wussten sie nicht, wie man den Volvo auf die Ladefläche bekomme sollte, obwohl das doch ihr Job war.
Sie saßen jetzt schon seit zwei Stunden auf der Autobahn.
Sie waren gerade auf dem Rückweg ihres einwöchigen Italienurlaubs gewesen und Fynn hatte sich schon darauf gefreut die restlichen Ferien zu Hause verbringen zu können, er war kein großer Freund von Urlaub, obwohl es doch öfters eine willkommene Abwechslung war, als auf einmal ein Ford im Rückspiegel aufgetaucht war. Seine Eltern, vor allem sein Vater, waren nervös geworden, als sie ihn gesehen hatten, aber er wusste nicht wieso. Vielleicht hatten sie geahnt, dass die Sache nicht gut enden würde.
Fynn erinnerte sich nur verschwommen an den Unfall.
Er wusste, dass der Wagen wie aus dem Nichts gekommen war, sie mit voller Geschwindigkeit gerammt hatte und dann ... wurde alles verzerrt und unzusammenhängend. Sie mussten nach vorne geschleudert worden sein, aber wie durch ein Wunder war ihnen nichts Schlimmes passiert. Sie hatten alle ein paar blaue Flecken davongetragen, aber der Sanitäter hatte gesagt, dass Gefahr auf eine Gehirnerschütterung oder einen Bruch bei keinem von ihnen bestehe.
Fynn hatte es, wenn man das so sagen konnte, am schlimmsten erwischt. Er hatte eine Prellung am Unterarm und eine Schiene bekommen, allerdings schien es trotzdem niemand für nötig zu halten ihn ins Krankenhaus zu bringen.
Fynn war das nur Recht. Er wollte nicht irgendwo an der Grenze zwischen Italien und Österreich in einem fremden Krankenhaus zwischen piepsenden Maschinen liegen und darauf warten, dass jemand kam und ihm sagte was als nächstes passieren würde. Dort würde er sich nicht auf seine Gedanken konzentrieren können und das taten sie gerade alle.
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Oneshots über alles mögliche
RandomWie man unschwer im Titel erkennen kann, wird das hier eine Sammlung an Oneshots über alle möglichen Ships, auf die ich gerade Lust habe, und vielleicht auch einfach noch über andere Sachen, die mir gerade so in den Kopf kommen. Schaut einfach mal...