!!!TW HOMOPHOBIA AND ABUSE!!!
Es klirrte in der Küche, als er eintrat.
Nicht das Klirren von Geschirr, das gerade gewaschen oder aus der Spülmaschine geholt wurde.
Nicht das Klirren von Gläsern, wenn sich bei einer Feier mit furchtbar teurem Champagner zugeprostet wurde. Es gab heute keinen besonderen Anlass für so ein Fest.
Es war das Klirren, wenn Glas oder Porzellan herunterfällt und zerbricht.
Ein spitzes, schrilles, fast kreischendes Klirren, als würde das zerbrochene Stück in seinen letzten Momenten noch dem Tod zu entrinnen versuchen, und nicht ein aneinander reibendes, in den Ohren schmerzendes oder melodisches, singendes Klirren.
Er zuckte zusammen und hätte fast die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zufallen lassen, da er für einen Moment vergessen hatte, dass er sie abbremsen musste, um nicht sämtlichen Nachbarn zu verkünden, dass er angekommen war, doch schaffte er es, die Klinke im letzten Augenblick noch zu erwischen und das Geräusch zwar nicht beinahe lautlos, aber immerhin erträglich zu machen.
Seine Mutter fing an, in der Küche zu schimpfen und zu fluchen.
Sie beschimpfte das Glas, mit Wörtern, die aus seinem Mund niemals hätten kommen dürfen, als wäre es allein die Schuld des Trinkbehälters, dass er heruntergefallen und zerbrochen war.
"Mama?", rief er vorsichtig in ihre Richtung. "Alles in Ordnung?"
Sie verstummte augenblicklich. "Ja, mein Schatz, alles gut! Mir ist nur ein Glas aus der Hand gerutscht!", antwortete sie nach ein paar Sekunden der Stille.
Er überlegte, was er darauf erwidern, ob er vielleicht seine Hilfe beim Aufsammeln der Scherben anbieten sollte, doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als es knirschte, nicht laut, aber laut genug, um bei ihm im Flur anzukommen, und seine Mutter trotz des Bewusstseins, dass er anwesend war, wieder zu fluchen begann.
Sie musste in die Scherben getreten sein.
"Warte, ich helfe dir!" Er stellte seinen Rucksack ab, streifte sich die Schuhe schnell von den Füßen, hängte seine Jacke notdürftig unordentlich an die kleine Garderobe und lief mit langen Schritten, weil der Weg zu kurz zum Rennen war, zu seiner Mutter.
Sie blickte ihn an, als hätte sie nicht erwartet, dass er tatsächlich zu ihr kommen würde.
Das Chaos unter ihren Füßen, die zum Glück von ihren Hausschuhen geschützt waren, war groß.
Es war kein kleines Glas zum Trinken, das zersprungen auf dem Boden lag, darüber hätte sie sich vermutlich auch nicht so aufgeregt, sondern eine große Glasschale, die seine Oma ihnen vor zwei Jahren geschenkt hatte, damit sie auch endlich Platz hätten, um Bonbons darin aufzubewahren, wie sie es immer getan hatte. Natürlich hatte seine Mutter sich geweigert ihm diese zu kaufen, nur davon geredet, wie leicht es doch wäre, Diabetes zu kriegen, und dass er Süßigkeiten bei speziellen Anlässen essen könne, bevor sie die Schale für Orangen benutzt hatte.
Alle in seiner Familie liebten Orangen - oder zumindest kannte er niemanden, der mit ihm verwandt war, der keine mochte. Er war der Einzige, der alle anderen Früchte bevorzugte und so mit dem Inhalt der Glasschale nichts mehr hatte anfangen können.
Und jetzt war sie kaputt.
Er vermutete, dass seine Mutter sie gespült hatte oder noch vorgehabt hatte, sie zu spülen, doch so oder so hatte es kein gutes Ende gegeben.
Seine Mutter machte vorsichtig ein paar Schritte nach hinten, tastete mit der Hand in der Luft herum, bis sie schließlich den Hocker gefunden hatte, und setzte sich dort hin, um ihre Hausschuhe auszuziehen und ihm vorsichtig zu geben.
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Oneshots über alles mögliche
AléatoireWie man unschwer im Titel erkennen kann, wird das hier eine Sammlung an Oneshots über alle möglichen Ships, auf die ich gerade Lust habe, und vielleicht auch einfach noch über andere Sachen, die mir gerade so in den Kopf kommen. Schaut einfach mal...