Mein Mädchen

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Es war bereits spät, mitten in der Nacht besser gesagt. Verträumt ging ich nach Hause und dachte über das nach was geschehen war. Der Kuss hatte etwas in mir geweckt, dass ich bisher noch nicht gespürt hatte. Es war unglaublich, ein winziger Funke hatte ein loderndes Feuer entfacht. Ich spürte noch immer ein Kribbeln auf meinen Lippen und mein Herz schlug immer schneller als ich daran dachte. Aber fühlte Emir das Gleiche? Er hatte so verdutzt gewirkt... Zuhause in Syrien hatte er sicher eine Freundin. Diese Gedanken verunsicherten mich sehr. Mir wurde bang und mir kamen beinahe die Tränen doch ich riss mich zusammen. "Du weißt noch gar nichts. Er hätte den Kuss ja nicht erwidert wenn er mich nicht gern hätte...", dachte ich. Unsicher war ich trotzdem.

"Eyy! Du da! Komm doch rüber, mit mir kannst du Sachen erleben, die du dir niemals hättest träumen lassen!" Erschrocken fuhr ich aus meinen Gedanken hoch. Auf der anderen Straßenseite war eine Gruppe Betrunkener. Sie grölten und pfiffen mir nach, doch ich ignorierte sie so gut ich konnte. Beinahe hätte ich vergessen, dass ich auf diesem Pflaster aufpassen musste. Emir wohnte nicht gerade im besten Stadtviertel. Hier trieben sich viele Verbrecher rum. Ich beschleunigte meinen Schritt und dachte mir: "Die reden nur so groß. Keine Angst, wenn sie alleine sind tun sie nicht mehr auf Macho..." Ich sog die Nachtluft in mich hinein und legte noch ein wenig an Tempo zu. Beinahe lief ich, so schnell war ich. Sicherheitshalber machte ich einen extragroßen Umweg, um den Kneipen auszuweichen. Mir kam ein seltsamer Mann entgegen, ich sah ihn zu spät und lief in ihn hinein. Ich entschuldigte mich und er grummelte nur, sein Geruch lies mich den Atem anhalten. Eine Mischung aus Schweiß, Rauch und Alkohol. Kannte ich ihn? Nein, das bildete ich mir bloß ein.

Im Dunkeln wühlte ich in meiner Tasche herum, ich wollte mein Handy suchen um nach der Uhrzeit zu sehen. Insgeheim hoffte ich auf eine Nachricht von Emir. Doch so viel ich auch herumkramte, ich konnte es nicht finden. Wo war es? Da kam mir ein Gedanke, der Schock lies meine Glieder gefrieren. Hatte dieser Fremde mein Handy gestohlen? Nein, nein. Das konnte nicht sein und ich wollte es nicht wahrhaben. Ängstlich machte ich mich wieder auf den Weg, schnellstens hier weg...

Da vorne war die Kreuzung, ich konnte sie bereits erkennen ca. 100 Meter dahinter befand sich die Busstation. Im Laufschritt ging ich auf sie zu. Im letzten Moment schaltete die Ampel auf rot und ich war gezwungen stehen bleiben, wollte ja nicht gegen das Gesetz verstoßen. Nervös wartete ich, die Zeit wollte und wollte nicht vergehen. Da, die Ampel blinkte bereits, doch plötzlich wurde meine Hand von etwas umfasst. Es war eine dicke Faust. Die Pranke war rau und die Finger wulstig. Mein Puls wanderte stark nach oben. Ich wollte mich befreien, doch der Griff wurde immer fester. Mit einem Ruck wurde ich auf die Seite gezogen. Von sechs Händen wurde ich gepack,t sie zogen mich hinter einen großen Baum. Da sprach endlich jemand, anscheinend der Anführer: "Hallo. Schöne Unbekannte, wir hatten ja heute bereits das Vergnügen... Ich habe dir ein großzügiges Angebot gemacht, wer will schon auf mich verzichten? Aber wenn du nicht von alleine willst, muss ich eben nachhelfen."

Ich schrie so laut ich konnte um Hilfe, doch mir wurde eine Hand auf den Mund gepresst. Mein Schrei blieb ungehört. Da fingen sie an mich zu begrapschen, überall. Voller Angst begann ich zu weinen, ich versuchte mich immer wieder zu wehren. Hoffnungslos... Es hatte keinen Sinn. Sie machten immer weiter und wollten mir bereits die Kleider vom Leib reißen, als ein Griff plötzlich erschlaffte. Überrascht sah ich nach dem Mann. Er war zu Boden gesunken, aber warum? Die anderen waren ebenfalls verdutzt und blickten nach ihrem Kollegen. Da stöhnte der nächste auf, doch er wurde nicht bewusstlos. Er suchte nach seinem Angreifer und fand ihn schließlich auch. Die beiden lieferten sich einen erbitterten Faustkampf, während der dritte mich festhielt.

Der zweite ging dann doch, zu Boden und der fremde Angreifer wendete sich an den Letzten. "Muss ich dir auch auf die Sprünge helfen, dass du mein Mädchen loslassen sollst oder verstehst du das auch von alleine?" Nach diesen Worten verschwand auch er und lies mich los. Nachdem mein Helfer gesprochen hatte wurde mir warm ums Herz ich fiel ihm weinend in die Arme. Es war Emir. Ich zitterte noch als er er sagte: "Schsch, es ist alles gut ich bin ja da. Außerdem habe ich hier dein Handy du hast es vergessen, deswegen bin ich dir nach gelaufen." "D..danke! Ich hatte solche Angst! Du hast mich gerettet!", seine warme Brust gab mir Halt und er wickelte mich in seine Jacke, damit ich nicht fror. So standen wir eine Weile da bis ich flüsterte: "Wie soll ich dir jemals danken?!" "Ich wüsste da schon etwas...", sagte er. Überrascht blickte ich nach oben, in sein Gesicht. Diese Antwort hätte ich nich erwartet, jedenfalls nicht so schnell. "Sag einfach ja, okay?", wisperte er. "Oh... Okay...?", antwortete ich.

"W...Willst du ab jetzt mein Mädchen sein? A...Also mit mir zusammen sein?"fragte er unsicher und beinahe so leise, dass ich es nicht hören konnte. "Ahmm... Aber..." "Schon okay wenn du nicht willst, ich dachte nur nach dem Kuss heute, fühlst du genauso wie ich..." Als Antwort zog ich hn zu mir hinunter und küsste ihn sanft. Die Schmetterlinge im Bauch erwachten erneut. Er sah mich an und lächelte, mit Freudentränen in den Augen.

Wie buchstabiert man Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt