Auf der Flucht

111 4 0
                                    

Es war dunkel und kalt, sanft schipperte das Schiff auf den Wellen. Ich hatte nur ein kurzärmeliges Shirt und eine ziemlich zerfranste, knielange Jeans an. Feste Schuhe? Besaß ich nicht, nur ein Paar abgelaufene Flip Flops konnte ich mein Eigen nennen.

Eigentlich besaß ich gar nichts, ich hatte mein Haus, meine Möbel, meine Kleidung, einfach ALLES verkauft. Mir blieb keine andere Wahl, ich wollte und musste einfach von zuhause weg. Der Krieg war nicht zu ertragen. Meine Eltern, meine ganze Familie war durch einen Bombeneinschlag getötet worden, nur ich wurde seltsamerweise vom Tod verschont. Gott wollte es so, verstehen konnte ich es nicht.

Mein Leben ging den Bach runter, ich sperrte mich ein, grenzte mich ab, doch nach einer Weile hatte ich beschlossen ,dass es nicht so weitergehen konnte. Gebannt hatte ich den anderen gelauscht, wenn sie von Europa erzählten. Es klang wie das Paradies. Menschen die zu wenig Geld haben, bekommen welches vom Staat. Einfach unfassbar! Doch so einfach dorthin zugelangen war es nicht, schon gar nicht als Kriegsflüchtling aus Syrien.

Ich kratzte mein gesamtes Erspartes zusammen, ging zu einem der zahlreichen Schlepper und kaufte ein Ticket und einen gefälschten Pass.

Heute war es soweit, ein paar Stunden zuvor war ich mit ein paar anderen Flüchtlingen auf einem Gummiboot aufs Meer gefahren. Dort hatte ein baufälliges Schiff gewartet, wie Sardinen wurden alle darauf gedrängt. Mittlerweile war es tiefe Nacht, der Mond schien und die Wellen rauschten.

Im Hintergrund schrien kleine Kinder und Erwachsene unterhielten sich aufgeregt. Niemand wollte, dass wir von der Küstenwache erwischt werden.

Die Hygienezustände waren fürchterlich, alles egal! Wir waren auf dem Weg nach Europa! Nach Europa!

Plötzlich wakelte das ganze Boot, ich fiel durch die Wucht zu Boden. Mein Herz schlug wie wahnsinnig. Waren wir erwischt worden?!

Wie buchstabiert man Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt