Prolog

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Lucy P.o.V

Der Atem in meinen Lungen brannte. Getrocknetes Blut klebte an meinem geschundenen Körper und bildete dunkle Krusten. Meine Haut war verdreckt und trocken von der ätzenden Luft. Meine Haare waren ein einziges, strähniges Chaos. Wo ich war?
Ganz genau, im Tartarus.

Der sumpfige Boden quatschte unter unseren Schritten, als wir entlang des Ufers des Phlegeton liefen. Ob nun flussab- oder flussaufwärts, interessierte mich nicht. Hauptsache hier raus. Müde sah ich zu meinem Begleiter hinüber. Newt war ebenso blutverschmiert wie ich. Schrammen zierten die sonst so weiche Haut an seiner Wange.
Dicke Krallenspuren zogen sich über seinen Brustkorb, der sowohl von neuen, als auch von alten Wunden geziert wurde.

Auch seine Haare hatten ihren alten Glanz verloren und ähnelten nun dem matten Strahlen des Phlegeton. Ich schätze, ein Mensch, der keine Überlappungen mit der Mythologischen Welt hat, musste mit größeren Auswirkungen kämpfen.
Wir mussten regelmäßig die Lava im Phlegeton trinken, um zu überleben. Wenn nicht, wären wir schon lange an der giftigen Luft und unseren Verletzungen erlegen.

Die Zeit hier verhielt sich komisch. Sie schien zu kriechen uns zu rasen, zu verrieseln und sich aufzustauen. Ich wusste nicht, wie lange es her war, dass ich hier dirn aufgewacht war. Seitdem ich meine Höhle verlassen hatte, in der ich stets die Tage zählte, war ich vollkommen orientierungslos.

Unsere Reise war beschwerlich. Mein linkes Bein pochte nach dem Kampf mit einem Telchinen, ein Schnitt an meinem rechten Arm erinnerte mich an den Kampf mit einer Empusa. An den Drakeanen waren wir zum Glück haarscharf vorbeigekommen. "Newt?", fragte ich. Mein Freund nickte mit schweren Augenlidern und zog sein Bein nach, wie er es schon immer tat.

Man könnte sagen, dass wir ein wenig verrückt wurden. Tagein, Tagaus immer dieselbe grässliche Aussicht, die selben Monster und eine Wunde nach der Anderen.
Wir vereinbarten, regelmäßig nachzufragen, ob man noch bei allen Sinnen war. Die Dinge, die wir heir drin gesehen hatten... trieben uns beinahe an den Rand des Wahnsinns. Das Einzige, was mich davor bewahrte, verrückt zu werden, war Newt.

Wir schleppten uns noch einige Kilometer weiter, bis zu einer kleinen Ausbuchtung, die den Fluss leicht unterbrach. Ich zupfte an Newts Hemd und humpelte hinüber. Sobald ich dort angekommen war, fiel ich augenblicklich auf die Knie und tauchte meine Hände in das Lava des Phlegetons.

Die Säure in der Luft, die von den giftigen, nach faulen Eiern stinkenden Wolken herrührte, brannte in meinen Wunden und schien mich aufzulösen.
Ich setzte meine Hände an meinen Mund und kippte ihren Inhalt hinunter.

Als das flüssige Feuer meine Kehle hinunterlief, klärte sich mein Kopf und meine Sinne. "Wir brauchen einen Unterschlupf.", krächzte ich. Newt, der sich ebenfalls am Phlegeton bedient und nun einen golden leuchtenden Strahl mehr in seinen Haaren hatte, nickte. Er half mir auf und wir legten unsere Arme über die Schulter des jeweils anderen.

Ich würde es nie zugeben, aber langsam verlor ich die Hoffnung. Ohne Zeitgefühl und Menschenverstand kämpften wir uns durch die Hölle. Ich realisierte dies, als ich mich an den kühlen Stein eines Felsvorsprungs lehnte. Ich spürte meine Haut quasi dampfen.

Schwach ergriff ich Newts Hand und zog sie auf meinen Schoß. Der Blick, der er mir daraufhin zuwarf, sagte mir mehr als tausend Worte. Hoffnung und Verzweiflung gemischt ist ein Gefühl, dass man selbst erlebt haben muss, um es zu verstehen. Der Ausdruck in seinen Augen gab mir genau diese Empfindung.

Ich fühlte mich erdrückt, dabei jedoch frei. Ich denke, ohne ihn würde ich ersteres deutlich öfter fühlen. Mein Kopf fiel zur Seite, kraftlos. Irgendwann gewann meine Müdigkeit gegen meine Paranoia und ich schlief, an Newt geschmiegt, in einen tiefen, verhängnisvollen Schlaf...

Lucy Jackson- Der Letzte KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt