Lucy P.o.V
Ich hatte vergessen, wie es war, ohne den Krieg zu leben, der wie eine riesige, pechschwarze Gewitterwolke über meinem Kopf schwebte. Ich hatte das Gefühl, dass ich meterhoch springen konnte, was durch meine überraschenden Einherjer-Fähigkeiten auch möglich war.
Newt hielt meine Hand so fest, als ob er mich nie wieder loslassen wollen würde. Sein Körper war kalt und zitterte, was wahrscheinlich an den Alpträumen vom Tartarus lag, die auch mich seit jeher plagten. Während der Kriegsvorbereitungen hatte ich so wenig geschlafen, dass ich kaum träumen konnte.
Leider kamen mit einer neuen Schlafroutine auch ein Bonuspaket grauenvoller Erinnerungen, welche ich lieber sofort an den Absender zurückgeschickt hätte.
Das einzige, kleine Hindernis war, dass ich sowohl in Walhalla trainieren sowie auf Chaotien mit Newt und meinen Freunden zusammen sein wollte. Mit ein wenig herumtelefonieren von Chaoss Seite und einigem Papierkram erfanden wir eine Regelung: Ich würde jede zweite Woche in Walhalla trainieren, es sei denn etwas kam dazwischen.
Da ich jetzt noch nicht mit Kampf, Tod und Schmerzen konfrontiert werden wollte, blieb ich nun hier. Naja, Newt hätte mich sowieso vorerst nicht vom Planeten heruntergelassen.
Unterdessen erblühte Chaotien unter dem Palast, der vor Pracht und Frieden strahlte wie noch nie zuvor.Doch war das hier wirklich ein Bilderbuchende? Naja, wir lebten nicht alle glücklich bis ans Ende unserer Tage, denn für viele gab es nunmal kein Ende, sie waren schließlich unsterblich. Außerdem mussten wir uns immernoch um Aurora kümmern. Ich spürte kaum mehr ihre Präsenz, nicht mehr als ein Flüstern in meinem Kopf.
Sie würde noch Jahre brauchen, bis sie wieder reden könnte, was Chaoss Laune in den Keller stürzte.
Er war zwar froh, dass die Explosion nicht die Existenz seiner Schwester und mir ausgelöscht hatte, aber dennoch schien ihn irgendetwas zu beschäftigen.Lächelnd wanderte ich durch die hohen, mit Wandteppichen geschmückten Säle und steinerne Korridore. Meine Schuhe versanken ein wenig in dem flauschigen Teppich, der sich durch den gesamten Palast zog. Beinahe lautlos huschte ich durch die Gänge, bis ich vor einer schweren, holzbeschlagenen Holztür angekommen war.
Ich drückte die Klinke, stemmte mich gegen das kühle Metall. Mit einem Ruck und einem leisen Knarzen schwang sie auf, was den Blick auf den großen Thronsaal des Chaos freigab. Ich stand gerade direkt hinter dem imposanten Thron aus schwarzem Mamor. Ein schnelles, regelmäßiges Tippen unterbrach die Stille im Raum. Chaos musste meine Präsenz wahrgenommen haben, denn das Geräusch verstummte.
Langsam erhob er sich, und lief einmal um das kleine Podium mit dem Thron herum, wobei er ein sanftes Lächeln zustande brachte. Doch seine Miene war noch immer ernst. "Lucy! Wie geht es dir?", fragte er gespielt fröhlich, obwohl ich sehen konnte, dass er selbst nicht in bester Verfassung war.
"Ich wollte dir gerade dieselbe Frage stellen.", antwortete ich neckisch. Er grinste ein wenig. "Ich werde damit fertig." Ich nickte, auch wenn ich ihm nicht glaubte. Plötzlich beschloss er, das Thema zu wechseln. "Ich habe vorhin mit den Moiren gesprochen.", sagte er unvermittelt, was mich aufhören ließ.
"Und? Was haben sie gesagt?", platzte es aus meinem neugierigen Ich heraus. Chaos vergrub die Hände in den Taschen, und zuerst erwartete ich schlechte Neuigkeiten. Soetwas wie ein zweiter Krieg, Omegas Rückkehr oder dass Aurora nicht mehr wiederkehren würde. Doch nichts dergleichen geschah.
"Sie haben mir einen Teil deiner Zukunft verraten, und angesichts deiner Leistungen im Krieg hast du wahrscheinlich eine Belohnung verdient. Ich runzelte fragend die Stirn, doch er schnippte nur kurz mit den Fingern, was ein weiß leuchtendes Portal erscheinen ließ.
"Wohin geht das?", fragte ich mit leicht zur Seite gelehntem Kopf. Er schob mich leicht in Richtung des wirbelnden Strudels und lachte leise. "Musst du selbst sehen.", antwortete er und gab mir einen letzten Klaps, bevor ich einen Schritt in das Portal tat.
Als das gleißend helle Licht abebbte, stand ich auf einer weiten Wiese. Vor mir führte ein kleiner Feldweg durch die hohen Gräser und duftenden Blumen, bis hin zu einem mamornen Haus auf der Spitze des Hügels. Ungefähr zweihundert Meter weg dieses Hauses fiel das Land steil ab, bis zum Meer. Ich hörte das leise Rauschen der Wellen, das Lied der Möwen und sonstiger Vögel.
Neben der bunten Blumenwiese befand sich ein Wald, der sich über die gesamte Südküste bis zum Westen erstreckte. Schon bald kapierte ich, dass ich mich hier auf einer kleinen Insel befand, die aussah wie das Paradies.
Ich schritt über den Kiespfad zu dem Haus hin, das beim Näherkommen noch schöner und filigraner aussah als von weitem. Auf einmal öffnete sich die Tür, und ein mir allzu bekannter Blondschopf trat heraus.
Ihm folgten Percy, Luxa und Bianca, allesamt fröhlich lächelnd."Alles Gute zum Geburtstag nachträglich."
DU LIEST GERADE
Lucy Jackson- Der Letzte Krieg
FanfictionDas Finale naht... In diesem letzten Teil der Lucy Jackson Reihe wird alles entschieden. Der Krieg ist noch lange nicht gewonnen, der Feind noch lange nicht besiegt. Denn schon seit Wochen stürzt alles ins Chaos. Die Bedrohung durch Omega wächst i...