Prolog

27 2 0
                                    

Smaragdgrüne Augen erfassten die Wut des Himmels. Sie verfolgten die gelben Blitze, welche mit dunklem Donner gepaart, die Erde erzittern ließen. Mein Atem ging flach und mein zierlich blasser Körper zitterte unter dem petrolfarbenden Nachtgewand.

Ich mochte das Gewitter nicht. Ich liebte die wolkenlosen, blauen Tage in unserem Königreich. Tage, die so rein waren wie wir es sind.

"Lilien! Kom zu mir Liebes..."

Mein Blick richtete sich zur schweren Holztür, in welcher eine elegant gekleidete Frau mit schulterlangen blonder Haar stand.

"Mutter!"
Meine nackten Füße schlichen über das Paket und ich fiel ihr um den Hals. Vorsichtig nahm sie mein Gesicht in die Hände und sah mich ängstlich an.

"Lauf mein Schatz... lauf in die Gänge des Kellerverließes und verstecke dich! Piraten überfallen unser Königreich... hörst du Liebes... lauf mein Kind und bleibe versteckt bis dein Vater dich holen kommt... ich werde nicht noch ein Kind an Piraten verlieren!"

Ihre Stimme bebte und meinen Augen verlieren kleine Tränchen.

"Aber Mutter... ich möchte nicht von dir getrennt werden."

Ein sanftes Lächeln spielte sich auf ihre Lippen.

"Lauf mein Kind und behalte dir unser Vermächtnis im Kopf."

Ein federleichter Kuss auf meine Wange folgte und ich raffte mein Kleid. So schnell es ging rannten meine kleinen Füße die Treppen hinunter in Richtung Kellergewölbe. Die ersten Schüsse flogen und die Sirene, welche unser Königreich über Gefahren benachrichtigt, kreischte schrill in meine Augen.

"Sei mutig, freundlich und rein... sei mutig, freundlich und rein..."

Wie ein Mantra murmelte ich die Wörter immer wieder vor mich hin und stieß die schwere Holztür auf. Kühle Kellerluft empfing mich und ich lief fröstelnd die Gänge entlang, immer tiefer immer schneller. Der kleine Vorsprung fiel in mein Blickfeld und meine zitternden Hände umfassten die kühlen Steine. Mein Körper quetschte sich in den 1.50 Meter großen Spalt, in welchen ich mich niederließ und versuchte meinen Atem zu regulieren. Hier sollte ich sicher sein.

Selbst tief unter der Erde verdumpfen die Kampfschrei, das Klirren von Schwertern und das schwere Gewitter nicht. Viel zu spät hörte ich also die Schritte, welche stetig lauter wurden und somit näher kamen.

"Captain... sie kann noch nicht weit sein... die Göre ist nicht größer als ein Meter siebzig... und viele Fluchtwege gibt es in den Gewölben auch nicht!"

Die Stimme wurde lauter und ich presste mir meine Hände vor den Mund. Captain ? Die Piraten sind in unser Schloss eingedrungen.

"Wir werden nicht ohne ihr verschwinden!"

Eine Gänsehaut überkam meinen ganzen Körper bei der dunklen Stimme, die nur von Dominanz trifte.

"Weiter als hier würde sie nicht laufen... ich hab sie gesehen... sie war auf nacktem Fuße und der Weg hier führt weiter auf spitzem Stein!"

Die dritte Stimme verstummte in meiner Nähe und ich verkniff mir ein Schluchzen.

Nein bitte... keine Piraten... nicht die Seemonster der Meere!

"Sucht die Wände ab!"

Erneut erklang die dunkle Stimme und ich versuchte mich noch kleiner in meinem Vorsprung zu machen. Das Gemurmel der Männer verstummte schlagartig und ich öffnete meine Augen, die ich ängstlich zusammengekniffen habe.
Vielleicht geben sie auf...

Dieser kurze Hoffnungsschimmer wurde zäh zerschlagen als mich plötzlich eine große Hand am Arm packte und zurück in den Gang zog. Kreischend fiel ich auf dem Steinboden nieder und versuchte mich aus dem eisernen Griff zu befreien. Als plötzlich eine starke Hand mein Kinn erfasst und mich zwang nach oben zu sehen.

Ein großgewachsener Mann mit rabenschwarzem kurzem Haar, dunklen Augen und 3-tage-Bart sah mich zufrieden grinsend an. Eine tiefe Narbe durchzog das sonst hübsche Gesicht und auch die dunkle Kleidung mit dem breiten zerfetzten Hut ließen den jungen Mann düster erscheinen.

"Guten Abend Prinzessin... es wird mir eine Ehre sein, sie auf meinem Schiff willkommen zu heißen..."

Die tiefe Stimme gehörte also dem Captain persönlich, welcher nun lächelnd seinen Daumen über meine Unterlippe streichen ließ.

"Einpacken!"

Erschrocken wich ich zurück und sah ihn mitleidig an doch im nächsten Moment wurde mir ein Tuch vor Mund und Nase gepresst. Meine letzten Muskeln starteten noch einen Fluchtversuch doch eine Schwärze umhüllte mich immer mehr bis ich bewusstlos in den Armen des Piraten zusammensackte. 

Die Piratenprinzessin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt