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Mirolan

Ich schlug die Augen auf. Ich würde es tuen. Heute würde ich es machen.

Ich bin froh, dass du du bist. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an ihre Worte. Konnte es wirklich sein? Konnte Yora mich wirklich lieben?

Immerhin hat sie mir das mit ihrer Vergangenheit erzählt - wobei, dass hatte Chloé ja auch getan. Aber Chloé hatte nicht von mir geträumt.

Außerdem, was hatte ich schon zu verlieren? Entweder geht Yora und ich sehe sie nie wieder - was aber auch so passieren würde - oder aber sie bleibt hier, für immer, bei mir.

Trotzdem beschlich mich Angst. Was wird sie sagen? Ist sie nach allem, was passiert ist überhaupt noch fähig jemanden zu lieben? Kann ich ihr irgendwie Schmerzen zufügen, wenn ich es ihr sage?

Ich überlegte hin und her. Vielleicht würde sie mich danach hassen oder auch ignorieren. Aber es konnte ihr keine zusätzlich psychisch Belastung zufügen - oder?

Wut stieg in mir auf. Wie konnte ihre Mutter Yora nur soetwas antuen? Wie kann irgendjemand das überhaupt jemandem zu muten?

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und war versucht ein weiteres Loch in die Wand zu schlagen, wie das, das ich geschaffen hatte, nachdem Yora mir von allem erzählt hatte.
Ich muss die Leute finden, die das getan haben. Ich muss sie ihrer gerrechten Strafe unterziehen.

Es klopfte an meiner Zimmertür. "Die Familien treffen in einer Stunde ein, eure Hoheit", verkündete ein Diener.

"Danke, Pascal", sagte ich und stand schnell auf.

Nachdem ich angezogen war, ging ich in den Speisesaal, in welchem die Tische wieder wie zu Beginn des Castings standen. Ich erinnerte mich daran, wie ich Yora beim ersten Frühstück gesehen hatte, wie sie Caitlin den Ellenbogen ins Gesicht gerammt hatte und musste lächeln.

So viel Zeit war seitdem schon vergangen und doch ich erinnerte mich als wäre es gestern gewesen, wie an alles, was mit Yora zu tun hatte.

Ich starrte auf die Tische. Zweifel machten sich in mir breit. Konnte ich es ihr wirklich sagen?

Ich seufzte und ging in die Eingangshalle. Die Mädchen und meine Eltern waren schon da und warteten auf ihre Familien.

"Mirolan", grüßte mein Vater, "Eine schöne Idee, die Familien einzuladen"

Ich nickte nur stumm und beobachtete die Tür. Die ersten Leute die herein kamen, waren ein etwas korpulenteres Ehepaar und ein kleines Mädchen von etwa sieben Jahren. Silver lief sofort freudig auf sie zu und umarmte erst ihre Schwester und dann ihre Eltern.

Danach öffneten sich die Türen für einen Mann und vier Jungen. Yoras Familie. Das erkannte ich sofort. Auch sie ging sofort los, um sie zu begrüßen - aber erst, nachdem sie mir dankbar zu gelächelt hatte und sofort fing mein Herz an, Freudenhüpfer zu machen.

Als alle Castingteilnehmerinnen bei ihren Familien waren, ergriff meine Mutter das Wort.

"Im Namen meines Sohnes und meines Mannes, und selbstverständlich auch im meinen Namen, heiße ich Sie alle im Palast von Illeá willkommen", sie sprach nicht sehr laut, dennoch hörten augenblicklich alle Gespräche auf, "Wir möchten uns nun in den Speisesaal begeben, wo ein üppiges Frühstück bereit steht. Danach habt ihr, Ladys, Zeit, die ihr mit eurer Familie verbringen könnt"

Wie ein großer Bienenschwarm - okay, so groß auch wieder nicht - folgten alle Anwesensden der Königin. Mein Vater und ich schloßen uns ihnen an.

Man stürzte sich fast sofort auf das Essen, als wir den Raum betraten. Von überall war Stimmengewirr und fröhliches Gelächter zu hören.

"Damit hast du ihnen wirklich eine Freude gemacht", sagte meine Mutter leise zu mir und klang stolz. Ich lächlete sie dankbar an.
Vielleicht nicht allen...

The Selection ~ Yora's GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt