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Als ich am Flughafen angelangte, stellte ich fest, dass ich als erste dort war. Wahrscheinlich brauchten die anderen länger zum verabschieden.

Man brachte mich in einen Wartesaal. Dort setzte ich mich auf einen Stuhl und wartete. Plötzlich breitete sich Vorfreude in mir aus, als ich an das für mich einzige tolle an diesem Casting dachte, das Fliegen.

"Hier entlang, Ladys", erklang eine Stimme hinter mir, dann hörte ich, wie eine Tür aufgemacht wurde.

Ich drehte mich um und sah, wie ein Wache die Tür für zwei Mädchen, das eine schwarz-, das andere rothaarig, öffnete.

"Hi!", rief das rothaarige Mädchen voller Elan aus, "Ich bin Oriadne"

Sie ging schnell auf mich zu und ihre Arme schnellten nach vorne. Erschrocken wich ich zur Seite aus.

"Hu?!", machte Oriadne, dann räusperte sie sich, "Und das ist Marico"

Das schwarzhaarige, leicht südländisch wirkende Mädchen lächelte schüchtern.

"Äh, ich bin-", begann ich.

"Yora, weiß ich doch", unterbrach mich Oriadne.

"My Ladys?", fragte eine der Wachen und wirkte dabei ungeduldig, "Das Flugzeug wartet"

Die Wachen führten uns in den Flieger. Wir saßen in der ersten Klasse, während sich die Wachen mit der zweiten begnügen mussten. Das verstand ich allerdings nicht, ich meine, warum durften sie nicht zu uns, wenn sie doch Zweier sind?

"Oh mein Gott, ich kann's immer noch nicht glauben, dass ich dabei bin", plauderte Oriadne drauf los, "Für dich muss das ja noch besser sein! Du bist ein Sechser und steigst ja auf jeden Fall zum Dreier auf"

Es gefiel mir gar nicht, wie sie von oben herab zu mir sparch und erstrecht, dass sie so viel über mich wusste. Ich wollte gerade fragen, aus welcher Kaste sie kam, da redete sie schon weiter:

"Hast du eigentlich Berührungsängste oder so was? Das ist ja nicht so praktisch, wenn du den Prinzen heiraten willst"

"Oriadne!", zischte Marico, "Das gehört sich nicht"

Geschockt und beschämt sah ich aus dem Fenster. Sie hatte Recht, so verdammtes Recht. Außer meiner Familie berührte ich niemanden, abgesehen vom Handschlag. Und niemand hatte es bisher gemerkt.

"Hey, das ist doch nicht so schlimm", sagte Marico mitfühlend, "Wir werden es auch sicher niemandem weitersagen, nicht war Oriadne?", fügte sie schraf hinzu.

"Natürlich nicht!", erwiederte sie.

Ich wand mich zu Marico

"Danke", murmelte ich und lächelte matt.

"Dafür nicht", Marico erwiederte mein Lächeln aufrichtig.

Den Rest des Fluges war es ziemlich still, Oriadne versuchte zwar immer wieder ein Gespräch anzufangen, aber weder Marico noch ich hatten große Lust mit ihr zu reden.

Ich schaute einfach aus dem Fenster und genoß die grenzenlose Freiheit über den Wolken. Hier gab es keinen kranken Vater, keine Brüder, die versorgt werden mussten und kein blödes Casting. Einfach zu... fliegen und die Freiheit zu spüren.

Leider landeten wir viel zu früh. Als wir flankiert von den Wachen den Flughafen verließen, traten wir auf einen roten Teppich, hinter einigen Absperkordeln standen tausende Leute und hielten Plakate in die Höhe. Ich staunte nicht schlecht, als ich sogar mehrmals meinen Namen laß. Aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und ging schnurstraks zur wartenden Limosine.

Marico kam kurz nach mir an, nachdem sie einem kleinen Jungen ein Autogramm gegeben hatte.

Oriadne dagegen brauchte viel länger, sie posierte für Fotos und gab allen Autogramme. Nach einer geschlagenen viertel Stunde stieg sie zu uns in die Limosine.

"Ich wusste ja das ich Fans habe", meinte Oriadne und warf ihre Haare zurück, "Aber so viele?!"

Marico und ich wechselten einen vielsagenden Blick.

"Ihr hatte aber auch total viele Fans", versuchte Oriadne, die wohl eben gemerkt hatte, wie arrogant sie klang, sich zu retten.

"Ich war wahrscheinlich nur dabei, weil Yora kürzer ist als eure Namen", meinte ich, "Die waren bestimmt zu faul so viel zu schreiben"

Oriadne fasste das als Witz auf und lachte laut auf.

"Yora?", fragte sie dann neugierig, "Unter besonderen Fähigkeiten stehen bei dir reiten und singen. Das verstehe ich. Aber was bitte meinst du mit schießen?"

"Na schießen eben", erwiedete ich einfach, weil ich nicht wollte, dass sie so viel über mich wusste.

"Aber womit denn?", bohrte Oriadne weiter.

Ich seufzte. "Mein Vater ist früher mit uns auf die Jagd gegangen und brachte uns bei, einen Bogen zu benutzen. Er meinte immer, dass ich ausgezeichnet schießen kann", erklärte ich dann und erinnerte mich an die schönen Tage im Wald, nur Barred, Jem, Dad und ich, "Aber Dad hat meinen Brüdern auch beigebracht, mit einer Schusswaffe umzugehen, weil er wollte, dass wenn sie einberufen werden, sie gute Vorraussetztungen haben und er meinte, es würde nicht schaden, wenn ich das auch könnte"

Mit dieser ausführlichen Antwort schien Oriadne zufrieden, so hatte ich es geplant.

Ich schaute durch die getönten Scheiben nach draußen und merkte, wie die Landschaft weniger besiedelt und grüner wurde und wie die Straße leicht anstieg.

Wenige Minuten später hielt die Limosine schon vor den Mauern des Palastes.

The Selection ~ Yora's GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt