,,Lieblingsfarbe?"
Ich gab zu, die Frage war nicht besonders originell, aber sich auf Zeitdruck etwas Tiefgründiges zu überlegen, war schwerer als man glaubte. Zumal ich nicht darauf vertraute, dass Luke mir solch eine auch beantwortet hätte.
,,Also?", hakte ich zugegebenermaßen bereits etwas ungeduldig nach und verschränkte abwartend die Arme vor meiner Brust, während Luke - sichtlich nicht beeindruckt - mich nur nachdenklich musterte.
,,Grau." ,,Grau?" Irritiert runzelte ich die Stirn. ,,Wessen Lieblingsfarbe ist bitte Grau??" ,,Meine", entgegnete Luke teilnahmslos, ganz offensichtlich wenig um eine Erklärung bemüht, und angestrengt verdrehte ich die Augen. Bisher war Luke wirklich nicht die gesprächigste Art Mensch, und doch war er es aber gewesen, der uns in dieses Café gefahren und mich dazu herausgefordert hatte, ihm Fragen zu stellen. An dieser Konversation war also er ganz allein Schuld und sich an seiner Stelle etwas mehr Mühe zu geben, hätte demnach eigentlich nicht zu schwer sein dürfen.
,,Meine Lieblingsfarbe ist übrigens grün, aber nett, dass du fragst", sagte ich trocken und verdrehte wieder die Augen, während Luke sich mithilfe eines Hustens sein Lachen zu verkneifen versuchte. Seine zuckenden Mundwinkel aber verrieten ihn, und innerlich triumphierte ich, bevor die hübsche Kellnerin von vorhin bereits Lukes Bagel und unsere Getränke brachte, und diese auffällig langsam vor uns deponierte.
Ihre Frage, ob wir noch was bräuchten, verneinenten wir beide und mit einem letzten verträumten Blick - der ziemlich sicher Luke und nicht mir galt - ließ sie uns wieder allein. Ganz offensichtlich hatte sie Gefallen an meinem Gegenüber gefunden, aber zu ihrem Pech, wirkte dieser bisher leider wenig von ihrer Anwesenheit beeindruckt und begann stattdessen unbeirrt seinen schwarzen Kaffee zu trinken, während ich auch meine heiße Schokolade vorsichtig zu genießen begann.
Kaffee konnte ich im Gegensatz zu Luke nämlich leider gar nicht leiden. Ich hasste Kaffe, hatte Kaffee leider auch schon immer gehasst, und nur mit sehr viel Milch und genauso viel Zucker, konnte ich es irgendwie ertragen. Schwarz aber würde ich ihn niemals trinken und das sagte ich auch Luke, den meine Meinung aber wieder wenig zu interessieren schien und nur gleichgültig mit den Schultern zuckte. Eine Geste, die er wirklich auffällig oft machte.
,,Okay wie auch immer, nächste Frage. Lieber Hunde oder Katzen?" ,,Ich mag beides." ,,Und wenn du dich entscheiden müsstest?" ,,Warum muss ich mich entscheiden?" ,,Weil ich das sage", erklärte ich und versuchte tapfer Lukes Blick stand zu halten, dem ganz offensichtlich eine Menge an Begeisterung für meine - zumindest meiner Meinung nach - innovativen Fragen fehlten.
,,Ich wiederhol mich ja wirklich nur ungern, aber wie gesagt: ich mag beides." ,,Und wenn es um Leben und Tod ginge?" Gleichgültig zuckte Luke mit den Schulten. ,,Dann würde ich das wahrscheinlich spontan in dem Moment entscheiden." ,,Schön und warum kannst du das dann nicht jetzt??"
Zugegebenermaßen war auch meine Geduld langsam am Ende und das, obwohl wir dieses Fragespiel noch gar nicht lange spielten. Luke machte es mir aber auch nicht leicht, wie es schien, aber auch mit Absicht, denn provokativ begann er jetzt zu grinsen an. ,,Weil ich nicht will", sagte er und stöhnend fasste ich mir an den Kopf. ,,Du bist echt unmöglich, weißt du das?" ,,Unmöglich heiß?" ,,Nein, unmöglich arrogant", entgegnete ich nur und schluckte schwer, während ich Lukes intensiven Blick weitestgehend zu ignorieren versuchte. Ich wusste nicht, was dieser bedeutete - wie leider so Vieles an ihm nicht - und um nicht nervös in die Gegend zu schauen, griff ich wieder nach meiner Tasse und trank einen Schluck. Luke tat es mir gleich und eine Weile schwiegen wir, während er sichtlich zufrieden seinen Bagel aß und ich nachdenklich das Treiben der Menschen um uns herum beobachtete.
Wir waren ganz offensichtlich nicht die Einzigen mit der Idee gewesen, sich an einem Sonntag, gemütlich in einem Café die Zeit zu vertreiben und während ich mich streckte, blieb mein Blick an einem jungen Paar hängen, das nicht weit von uns entfernt saß. Sie waren zu sehr in ein Gespräch vertieft, als dass sie meine Blicke bemerkten, und obwohl sie sich weder berührten noch küssten, war kaum zu übersehen, dass sie zusammen gehörten. Verliebt teilten sich beide ein Stück Kuchen und während ich sie weiter beobachtete, fragte ich mich, wie Luke und ich wohl von außen wirkten. Sahen wir aus wie Freunde? Bekannte? Fremde? Die Antwort auf die Frage wusste ich nicht und anstatt mich mit dem Ungewissen zu quälen, stellte ich stattdessen Luke eine Neue.
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Verflucht Heiß
Teen FictionLuke Haydon Ein zweifellos attraktiver Mann, der keineswegs leicht zu verstehen, aber auch nicht zu vergessen ist. Er ist hübsch, nahezu perfekt, und doch weiß Elian anfangs nichts mit ihm anzufangen. Bisher hatte er immer geglaubt hetero zu sein, h...