Salamandergeflüster

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Von Monstern und Jungen, ja, manch Liebe scheint den wundersamsten Märchen entsprungen.
- zuckerfuchs -

Projekt: Intimitäten 
Inhalt: Ein vorher ausgesuchtes Paar verlebt verschiedene Momente der Intimität. 

Intimität: Der eine sieht den anderen seine Kleidung tragen. 
Anmerkung: Irgendwie ist mir diese Kurzgeschichte in ihrer Tiefe entglitten, wenn ich ehrlich bin. Ich wollte nur etwas Liebliches, gar Zartes schreiben, aber in meinem Kopf tut sich eine Welt auf, die ich kaum in Worte fassen kann. Eine Welt, die ich zu Anfang und Ende nur in kurzen Passagen angedeutet habe und deren Schwingungen mich doch die ganze Zeit begleitet haben. Ihr fragt euch also vielleicht, was das ist und was das soll? Warum, wieso und drumherum. Vielleicht werden wir es irgendwann erfahren.
Und manchmal ... da fällt einem die Welt einfach auf den Kopf.


Salamandergeflüster

„Glaubst du, das Träume fliegen können?" – „..." – „Glaubst du, manchmal fliegen sie um die ganze Welt?" – „..." – „Glaubst du, in unseren Träumen könnte all dies hier genau gleich und dennoch ganz anders sein?"

Wenn Schlafen wie Sterben war, dann musste der Tod wahrlich eine freudige Angelegenheit sein. Tendou gab ein träges Schmatzen von sich, während er die Decke ein Stück höhrer zog und sich zusammenrollte. Der Volleyballspieler liebte jene Sekunden zwischen Traum und Nicht-Traum, denn schier alles war möglich. Augenblicke, die eine Ewigkeit anhielten oder mit einem Wimpernschlag vorüberzogen. Wie ein prächtiger Schmetterling, der just durch einen Windstoß gegen den nächsten Kirschbaum geklatscht wurde.
„... Schwalbenschwanz ...", er murmelte unverständliche Sätze in den Kissenbezug, „... bitte nicht..."
Vor wenigen Minuten hatte sein Smartphone zu piepen angefangen und wie üblich verfluchte Tendou seinen Mitbewohner. Hatte dieser doch ihre Wecker aufeinander abgestimmt und den Ton verändert. Dreist. Satori wusste noch, wie es war morgens dem ersten One Piece Opening zu lauschen und mit Seemannsgarn in den Tag zu starten. Heute blieb ihm nur das bestialische Fiepen, das immer lauter wurde und an läufige Katzen erinnerte. Irgendwo donnerte, wie üblich, ein Besenstiel gegen die Decke. Menschen waren so berechenbar.
„Nett...", er gähnte ausgiebig und fand es nur fair, dass das halbe Wohnheim mit ihm aufstand.

Bedachte man, das Japan ein freies Land und er, Tendou Satori, ein freier Mensch sein sollte, so stimmte etwas nicht. Früh am Morgen fühlte es sich eher an wie eine Diktatur. Deshalb kniff der Rotschopf in einem Anflug von Rebellion die Augen fester zusammen und versuchte, wieder an den einschläfernden Schwalbenschwanz zu denken.
„Satori", da wurde seine Tür bereits aufgestoßen und Ushijimas Stimme erfüllte den Raum, „Steh auf."
Tendou wusste ganz genau, welches Bild sich ihm bieten würde, wenn er nur die Kraft hätte die Decke zurückzuschlagen, sich aufzusetzen und die Augen zu öffnen. Ushijima mit der Zahnbürste im Mund und darauf achtend, dass nichts vom Schaum auf den Boden tropfte. Das alles selbstverständlicherweise nur mit einem Handtuch um die Hüfte. Zu jeder anderen Tageszeit hätte Tendou nicht gewusst, ob hin- oder wegsehen angebrachter wäre, aber das spielte um halb sechs nun wirklich keine Rolle.
„Es ist Sonntag", nuschelte der Rotschopf schlaftrunken und versuchte, sich seinen besten Freund halbnackt vorzustellen.
„Ja", Ushijima schwieg einen Moment, „Vor sieben Tagen war Sonntag und in sieben Tagen wird wieder Sonntag sein. Es gibt in jeder Woche einen Sonntag."

Bitte nicht. Satori merkte, wie er langsam aus dem wohligen Nebel namens Dämmerzustand gezogen wurde und das Bild des halbnackten Sportlers immer mehr verschwamm.
„Ja genau ... Sonntag schläft man aus", er hob träge die Decke, „Komm, gib dich der Verlockung hin."
„Nein!", der Jüngere blieb hartnäckig und zog dem Rotschopf das Laken weg, „Steh auf Satori, wir gehen laufen."
„Pass auf, du tropfst mich noch mit Zahnpastaschaum voll!" – „Oh. Verzeihung." – „Wakatoshi-kun, bitte."
Allerdings war ihm nun auch der letzte Rest Decke genommen worden und missmutig öffnete Tendou die Augen. Einen Moment ließ er den Blick, völlig ohne Hintergedanken, über Ushijimas Körper wandern und blieb an dessen Gesicht hängen.
„Dir klebt Zahnpasta an der Nase."

Brücken zum Mond I Haikyuu!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt