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seoul

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seoul. freitag, der 27. august. 16:29 uhr.

. UNTYPISCHER WEISE war Namjoon spät dran. Er würde nicht unpünktlich sein, aber eben auch nicht viel früher als ausgemacht ankommen, im Gegensatz zu sonst.
Er war mit Hoseok in einem Café verabredet, das er noch nie betreten hatte, und das in einem Teil Seouls lag, in dem sich schon seine alleinige Anwesenheit wie ein Verbrechen anfühlte. Nicht, dass Namjoon nach dem Verschwinden seines Vaters je wieder etwas Kriminelles getan hätte, aber unter dem prüfenden Blick der Oberschicht fühlte er sich oft, als müsste er allein dafür inhaftiert werden, dass seine Augen die Waren der Geschäfte streiften.

Hoseok wartete im angenehm klimatisierten Innenraum des Cafés auf ihn, aber erhob sich und kam auf ihn zu, sobald er ihn sah. Heute trug er ein schlichteres Outfit mit einem lockeren roten Oberteil und einer schwarzen Hose.
Darin sah er nicht weniger umwerfend aus als bei ihrem letzten Treffen, aber Namjoon verspürte leichten Groll, als er die Löcher im Stoff der Knie von Hoseoks Hose sah. Er wusste, dass dies Absicht war, ein Trend, aber er erinnerte sich nur zu gut an die Angst, die er selbst in seinen Kindertagen verspürt hatte, wenn er versehentlich seine Sachen zerrissen hatte. Schon so waren seine Eltern kaum damit hinterhergekommen, ihm passende Kleidung zu besorgen, so schnell, wie er gewachsen war, und Ersatz für kaputte Hosen stand schon gar nicht zur Auswahl. Und dann bezahlten Leute wie Hoseok Geld dafür, zerschlissene Kleidung zu kaufen.

»Möchtest du einen Kaffee?« Hoseok schenkte ihm ein charmantes Lächeln.

»Ich trinke keinen, Danke«, lehnte Namjoon ab und gab sich alle Mühe, seinen Ärger zu vergessen. Dafür war er nicht hier.
Für Getränke allerdings auch nicht, denn ein überflüssiger Blick auf die Speisekarte verriet ihm, was er schon erwartet hatte ― für einen Tee hier könnte er sich auch drei Fertiggerichte in dem Supermarkt am anderen Ende der Stadt, in dem er gelegentlich arbeitete, kaufen. Es war erstaunlich, aber machte keinen Spaß, sich sowas auszurechnen. Tagelang könnte er sich für das Geld für ein Mittagessen hier ernähren und dennoch rührten einige der Gäste ihre bestellten Speisen kaum an. Sie würden im Müll landen und Namjoon drehte sich schon bei der Vorstellung davon der leere Magen um.

»Nicht? Wie schaffst du es dann, immer so früh wach zu sein?«, Hoseok klang beeindruckt, aber nicht so, als würde er tatsächlich eine Antwort erwarten. Ihm musste aufgefallen sein, dass Namjoon immer der Erste in der Schule war. »Dann bestell was anderes, ich gebe dir etwas aus.«

Ohne es zu wollen, lief Namjoon leicht rot an. Das hier war alles andere als ein Date, also warum verhielt sich Hoseok dann so? Oder deutete er nur zu viel in dessen Verhalten rein? Schließlich war es nicht so, als wäre Namjoon schon mal auf einem tatsächlichen Date gewesen, er konnte nur vom dem, was er von seinen Kollegen gehört hatte, schlussfolgern.
»Ich hätte gern eine Cola, glaube ich«, antwortete er, zum einen, weil dies eins der billigsten Getränke auf der Karte war, und Namjoon Hoseok trotz allem nicht auf der Tasche liegen wollte und zum anderen, weil es fast das einzige war, das er kannte und sicher mochte. Was für ein Armutszeugnis.

SEOUL ― namseokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt