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seoul

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seoul. sonntag, der 05. september. 14:03 uhr.

. VILLEN UND EINFAMILIENHÄUSER säumten den sonnenbeschienen Weg zu Hoseoks Zuhause. Schmetterlinge saßen hier und dort in den Wiesen und Sträuchern. Namjoon hatte aus Gewohnheit zu Fuß gehen wollen, sich aber schließlich doch noch dafür entschieden, ein Stück mit dem Fahrrad zu fahren. Hier in der Gegend musste er sich schließlich keine Sorgen machen, dass es geklaut werden könnte. Er schloss es dennoch lieber einige Meter entfernt von der Adresse an, die Hoseok ihm gegeben hatte. Sollte der ruhig denken, Namjoon sei nur von der Bushaltestelle hergelaufen.

Es war tatsächlich ziemlich warm und er war froh, sich für ein dunkelgrünes Oberteil entschieden zu haben. Dazu hatte er die Basecap aufgesetzt, die ein Bestandteil seiner Sommeruniform im Imbiss war, bei dem er arbeitete und die er in seinem Rucksack verschwinden lassen würde, bevor Hoseok sie entdecken konnte. Würde ihn zufällig einer der Nachbarn durch die Fenster sehen, würden sie ihn bestimmt für einen Handwerker halten.

Namjoon wusste nicht richtig, was er fühlen sollte und konnte die komische Mischung aus Wut, Bitterkeit, Scham und Enttäuschung in seinem Bauch nicht benennen. Er wusste nur, dass er sich wünschte, Hoseok würde aufhören, ständig so breit zu lächeln. Das Bedürfnis, ihn zu küssen, bis sie beide keine Luft mehr bekamen, machte es nämlich ziemlich schwer, Distanz wahren zu können.

Er drückte den silbernen Klingelknopf an der Tür zu Hoseok Haus, welches er noch nicht sehen konnte, weil es von einer hohen Mauer umschlossen war. Ein wenig fühlte es sich an, als wäre die Straße ein Gefängnis und als würde Namjoon nun in ein Gebiet eindringen, auf dem er nicht willkommen war.
Dabei musste er sich selbst zu jedem Schritt zwingen und wäre am liebsten davon gerannt. In diesem Augenblick überwog sein Schamgefühl nämlich seine Wut. Er schämte sich darüber, dass sein eigener Wohnort verglichen mit Hoseoks so unendlich schäbig war, darüber, dass er ernsthaft daran gedacht hatte, Ji-Hoon körperlich anzugreifen und vor allem darüber, offenbar nur Hoseoks zweite Wahl zu sein. Vielleicht war es egal, wie viel er sich anstrengte. Vielleicht würde er es einfach nie schaffen können, der Ungerechtigkeit zu entfliehen, in die er hinein geboren war.

Eine Frau öffnete ihm und für einen Moment nahm Namjoon naiverweise an, sie könnte Hoseoks Mutter sein. Nicht, weil sie ihm ähnlich sähe, sondern weil er es nicht gewohnt war, dass Menschen Haushälterinnen eingestellt hatten. Und das, obwohl ein Elternteil nicht einmal arbeitete.
»Hoseok ist oben in seinem Zimmer«, erklärte die Angestellte ihm freundlich, nach dem sie ihn in ein Zimmer eingelassen hatte, dass sich nur schwer als Flur bezeichnen ließ. »Soll ich dir den Rucksack abnehmen?«
Er schüttelte den Kopf. »Danke, aber den brauche ich«, antwortete er steif. Es machte ihn nervös, dass diese Frau ihn behandelte, als wäre er eine der reichen Herrschaften, für die sie arbeitet. Sah sie nicht, dass er in Wirklichkeit auf einer Stufe mit ihr stand?
»Wenn du etwas essen oder trinken möchtest, sag mir einfach Bescheid.« Sie lächelte und verschwand in einen der angrenzenden Räume, als müsste Namjoon wissen, wo sich Hoseoks Zimmer befand.

SEOUL ― namseokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt