"Ich hole sie", Yara warf Joey ihren Hut zu und legte ihre Waffen beiseite. Sie wollte schon springen, aber Leon Smith hielt sie am Arm fest.
"Käpt'n, ich glaube, dass ist nicht nötig."
Denn in diesem Moment sprang der kleine Junge, der Junge, der so wertvoll war, dass die Mannschaft der englischen Galeone ihm um jeden Preis beschützen wollte, ins Wasser.
Man sah, wie er ins Meer eintauchte, und dann war es lange Zeit still. Die Piraten hielten den Atem an. Für gewöhnlich mochten die meisten von ihnen keine Kinder, aber Tia war ihnen allen ans Herz gewachsen.
Die Mannschaft versammelte sich an der Reling und blickte hinunter, ins trübe Wasser. Es war tief, und niemand wusste, ob der Junge schwimmen könne. Tia kann es auf jeden Fall nicht. Bevor sie zu Yaras Crew stieß, hatte die Kleine es nie gelernt und danach fehlte einfach die Zeit, es ihr beizubringen.
"Sind sie tot?", fragte Rafe leise.
Niemand wusste es so genau.
Und da geschah das Unfassbare. Der kleine Junge tauchte wieder auf, die bewusstlose Tia im Arm.
"Lasst die Leiter hinunter!", rief Leon Smith.
Dem wurde Folge geleistet und Black Jack kletterte hinunter und nahm dem Jungen die immer noch bewusstlose Tia ab. Er legte sie über seine Schulter und stieg die Strickleiter wieder hinauf.
Vorsichtig legte er das Mädchen auf die Blanke. Hinter ihm wurde dem Jungen an Bord geholfen.
Plötzlich war ein lautes Husten zu hören. Tias Augen öffneten sich leicht.
"Ich bin wohl ins Wasser gefallen", sagte sie mit zittriger Stimme.
Die Mannschaft atmete auf."Bringt den Jungen aufs Schiff!", ordnete Yara den Zwillingen an.
"Aye, Käpt'n."
"Was sollen wir mit dem Schiff machen?", fragte Leon Smith.
"Es ist nichts wert", sagte Rhodes während Rafe den Jungen am Arm packte und auf die Burning Witch zog.
Yara überlegte kurz. "Wenn's nichts wert ist, dann versenken wir es. Bringt die, die sich ergeben haben, auf ein Beiboot, mit ein bisschen Proviant und Wasser!"
Viele der anderen Piraten nahmen Gefangene gerne mit und verkauften sie als Sklaven, aber Yara hielt wenig von so etwas. Wenn es nach ihr ginge, sollte die Sklaverei am besten abgeschafft werden.
"Aye!"
Unter Leon Smiths Kommandos ließen sie die Engländer in eines der Beiboote, gaben ihnen etwas Proviant und danach durchlöcherten sie die Galeone mit Kugeln. Tia, der es wieder so einigermaßen gut ging, saß an der Reling und schaute zu, wie die englische Galeone sank.
Obwohl die meisten Piraten sich nichts anmerken ließen, wusste Yara genau, dass viele von ihnen enttäuscht waren. Die Galeone hatte, mal abgesehen von dem Jungen, nichts geladen.
Und da ertönte plötzlich Tias helle Stimme: "Schiff in Sicht!"
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Königin der Meere
Ficción históricaKaribik ca. 1716: Das goldene Zeitalter der Piraten. Die ganze Karibik ist voll davon, seien es große Piratenkapitäne, wie Blackbeard oder einfach kleine Plünderer, die vom langweiligen Leben am Festland genug hatten und Abenteuer erleben wollten. A...